„Normalisierte“ Gewalt

Jedes zehnte Kind hat schon Pornos geschaut

Web
01.02.2023 08:39

Jedes zehnte Kind in England hat im Alter von neun Jahren schon Pornos gesehen, bei 18-Jährigen sind es bereits 79 Prozent, die mit Gewaltpornos im Internet vertraut sind. Mit verheerenden Folgen, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zum Pornokonsum bei Kindern und Jugendlichen hervorgeht: Demnach glauben viele Jugendliche, Gewalt beim Sex gehöre dazu.

Sie werde niemals die Geschichte eines zwölfjährigen Mädchens vergessen, deren Freund sie beim ersten Kuss gewürgt habe - weil er das so in Pornos gesehen hatte und dachte, es sei normal, sagte die Kinderbeauftragte Rachel de Souza bei der Vorstellung des Berichts. Sie warnte eindringlich davor, den Einfluss von Pornografie im Internet zu unterschätzen, zumal diese immer gewalttätiger würde.

In einer repräsentativen Umfrage im vergangenen Jahr unter rund 1000 Heranwachsenden im Alter von 16 bis 21 Jahren in England waren 47 Prozent der Auffassung, dass Mädchen Gewalt beim Sex wie etwa Schläge oder Würgen „erwarten“. 42 Prozent glaubten, dass Mädchen dies „mögen“. Bei den über 18-Jährigen haben 47 Prozent schon einmal Gewalt beim Sex erlebt.

„Normalisierung sexueller Gewalt“
Die Inhalte der Pornos, die sich die Kinder heute ansähen, seien nicht vergleichbar mit den Bildern, die ihre Eltern im selben Alter in Magazinen finden konnten, die zudem im obersten Regal versteckt gewesen seien, hieß es in dem Bericht. Die neuen Pornos enthielten oftmals Szenen, in denen Frauen erniedrigt würden und ihnen Gewalt angetan werde.

Diese Pornos spielten eine „Schlüsselrolle bei der Normalisierung und Duldung sexueller Gewalt gegen Frauen“ - und seien umso gefährlicher, je früher die Kinder ihnen ausgesetzt seien.

Großbritannien plant striktere Alterskontrollen
Das britische Parlament berät in den kommenden Tagen über ein neues Gesetz zur Online-Sicherheit. Es sieht striktere Alterskontrollen vor, um sicherzustellen, dass unter 18-Jährige auf den Internet-Plattformen keine Inhalte sehen, die nur für Erwachsene bestimmt sind.

Die Kinderbeauftragte unterstützt die Initiative. Diese sei aber kein „Allheilmittel“, warnte sie. Scharf kritisierte sie, dass Online-Netzwerke solche Kontrollen nicht schon längst eingeführt hätten.

Kontakt in sozialen Netzwerken
Dem Bericht zufolge sind es vor allem die gängigen Online-Netzwerke, über die Kinder in Kontakt mit Pornos kommen. Knapp 40 Prozent der 16- bis 21-Jährigen sagten aus, eher zufällig auf Pornografie im Internet gestoßen zu sein. Rund die Hälfte der Befragten haben nach eigenen Angaben bewusst nach Pornografie gesucht.

Twitter war demnach die häufigste Quelle: 41 Prozent gaben an, dass sie auf der Seite, deren Anmeldealter bei 13 Jahren liegt, Pornos gesehen hätten. Bei Instagram waren es 33 Prozent und bei Snapchat 32 Prozent. 37 Prozent besuchten spezielle Pornoseiten und 30 Prozent nutzen Suchmaschinen.

Eltern machtlos 
Die Eltern wüssten „oftmals nicht einmal, wie einfach sich gewaltsame und erniedrigende Inhalte im Internet finden lassen“, hieß es in dem Bericht. „Eltern können die Flut dieser Inhalte in den Online-Medien nicht aufhalten“, sagte auch de Souza der BBC. Es seien die milliardenschweren Tech-Firmen, die das tun müssten und könnten.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele