Ein 71-jähriger Mann aus dem Bezirk Vöcklabruck hat sein ganzes Leben schwer gearbeitet. Jetzt bereiten ihm seine beiden Kniegelenke große Probleme. Das rechte Gelenk kann er fast nicht mehr belasten und hat bei jedem Schritt starke Schmerzen. Doch auf einen OP-Termin muss er ein Jahr warten – denn der Pensionist kann sich keinen Wahlarzt leisten.
Als der Pensionist sich bei seinem Hausarzt nach der Wartezeit für eine Knie-OP erkundigte, fiel er aus allen Wolken. „Er hat mir gesagt, dass es in unserer Region ungefähr bis zu einem Jahr dauern kann, bis ich an die Reihe komme“, so der 71-Jährige laut Arbeiterkammer OÖ. Dass er die Operation selbst bezahlt, um einen früheren Termin zu erhalten, kommt für den Mann nicht in Frage. „Mit meiner kleinen Pension kann ich mir das nicht leisten. Also muss ich warten und mit den Schmerzen leben“, sagt er.
Jeder Zehnte bekommt so ein Angebot
Laut einer Studie des Instituts für höhere Studien (IHS) wird einer von zehn Personen angeboten, die Wartezeit zu verkürzen, indem sie Zahlungen an den operierenden Arzt oder an die operierende Ärztin leisten oder sich vorab kostenpflichtig in deren – neben der Tätigkeit im Krankenhaus betriebenen - Privatpraxen behandeln lassen.
„Das ist nicht zu akzeptieren“
„Dass es überhaupt möglich ist, dass Ärzt:innen manchen Patienten Vorreihungen gegen Bezahlung anbieten, ist schlimm genug. Dass sich dadurch die Wartezeiten für Personen, die sich das nicht leisten können oder wollen, nochmal verlängert, ist nicht zu akzeptieren. Hier läuft viel schief in unserem Gesundheitssystem“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
Auch Landespolitik ist in der Verantwortung
Er sehe hier auch die Landespolitik in der Verantwortung, die Wartezeiten deutlich für alle Versicherten zu reduzieren und der Zwei-Klassen-Medizin einen Riegel vorzuschieben. „Gesundheit darf nicht vom Einkommen abhängig sein“, so Präsident Stangl.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.