Aushilfe für Betriebe

Diese Senioren sind zu fit für den Ruhestand

Jurist Manfred Mertel würde gerne in der Gastronomie aushelfen, hier serviert er in der Kaffeeteria. „Die Menschen sind heute bis 75 belastbarer. Man kann die Rente aufbessern. Viele müssen leider länger arbeiten.“

(Bild: Tragner Christian)

Kärnten hat einen der höchsten Senioren-Anteile Österreichs. „In der Pension aktiv bleiben“ zählt daher immer mehr.

Pause vom Ruhestand, rüstige Senioren sollen bei der aktuell verzweifelten Suche vieler Branchen nach Arbeitskräften einen Nebenjob annehmen. Denn Kärnten wird immer älter. Ende 2018 waren 20,9 Prozent der Kärntner 65 Jahre alt, bis zum Jahr 2035 werden es sogar 30,5 Prozent sein.

20 Jahre lang hat man versucht, die ältere Generation frühzeitig in Pension zu schicken. Jetzt soll das Gegenteil passieren.

Manfred Mertel, Chef des Klagenfurter Pensionistenverbandes

Kosten wären nicht tragbar
„20 Jahre lang hat man versucht, die ältere Generation frühzeitig in Pension zu schicken. Jetzt soll das Gegenteil passieren“, meint Manfred Mertel, Chef des Klagenfurter Pensionistenverbandes. „Ein Drittel unserer Senioren muss aktuell ohnehin länger arbeiten, weil sie sonst die teuren Lebenshaltungskosten nicht mehr tragen können, und ein Drittel will einfach länger arbeiten.“

Von Lieferant bis Sicherheitsmann
Leute, die in der Korridor-Pension sind, also mit 62 in Ruhestand gehen, dürfen bis zum 65. Lebensjahr nur 500 € dazu verdienen. „So kann es nicht mehr weitergehen“, betont Mertel, der viele Senioren kennt, die wieder arbeiten. „Ein Pensionist stellt etwa frühmorgens Brot zu. Am Gericht arbeitet ein 75-jähriger Security-Guard.“

Hausarzt Erwin Berger spielt in St. Kanzian mit 81 Jahren nicht nur Golf, sondern praktiziert auch noch in seiner Ordination. Der ganze Ort setzt auf seine Erfahrung.

(Bild: Berger)

Mit über 80 noch als Arzt tätig
In St. Kanzian am Klopeiner See steht Landarzt Erwin Berger mit 81 noch in seiner Ordi. „2016 hatte er einen Schlaganfall, der Job half ihm beim Weg zurück. Pensionisten dürfen sich nicht in den Sessel setzen und nichts mehr tun. Man muss sich geistig und sportlich fit halten“, so Gattin Evelyn. Bürgermeister Thomas Krainz: „Es gibt sieben Ärzte in St. Kanzian. Berger genießt höchsten Respekt. Der ganze Ort will nicht auf seine Erfahrung verzichten.“