Welt ringt um Abkommen

Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind bedroht

Wissenschaft
16.12.2022 16:02

Von den schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde ist eine Million davon ist laut Experten des Weltbiodiversitätsrats IPBES vom Aussterben bedroht. Vorsichtig geschätzt, sind allein zehn Prozent der Insektenarten gefährdet. Das Aussterben von Bestäubern wiegt besonders schwer: Die meisten Pflanzen, von denen wir uns ernähren, sind zum Gedeihen auf sie angewiesen. Bei der UN-Artenschutzkonferenz in Montreal wird um ein Abkommen gerungen, das die Artenvielfalt erhalten soll.

Die Verhandlungen in Kanada gehen auf die Zielgerade, denn am Montag endet das Treffen. Aus Österreich reiste Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) an. Die Artenvielfalt sei das „Fundament für das Leben auf diesem Planeten“, doch es wirke, als würden wir alles tun, „um dieses Fundament zum Wanken zu bringen. Das kann nicht unser gemeinsamer Weg sein“, sagte Gewessler bei ihrer Rede. Sie warnte davor, zu warten, bis die Lage aussichtslos werde. Österreich bleibe „starker Unterstützer bei der Umsetzung eines gemeinsamen Regelwerks zum Schutz der Artenvielfalt.“

Ziel: 30 Prozent der Landflächen schützen
Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen erhoffen sich ein globales Abkommen für den Artenschutz - ähnlich dem Pariser Klimaschutz-Abkommen. Eines der Hauptziele ist, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Es gibt jedoch Zweifel, ob ein solches Abkommen gelingt - vor allem wegen Differenzen bei der Finanzierung. Noch sind in den Texten für ein mögliches Abkommen viele Punkte als ungeklärt in Klammern gesetzt.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sagte in seiner Videorede, dass ein gesundes Ökosystem unverzichtbar für das Wohlergehen der Zivilisation sei: „Wir müssen einen globalen Konsens über den Schutz der Biodiversität aufbauen“, und es müsse gemeinsam für den Abschluss eines Abkommens gearbeitet werden. Ziele und Wege für den Schutz der Artenvielfalt müssten identifiziert werden, sagte Chinas Präsident. Entwicklungsländer müssten beim Aufbau ihrer Fähigkeiten zum Artenschutz unterstützt werden.

Schädliche Fördergelder sollen verringert werden
Die Naturschutzorganisation WWF warnte in einer Aussendung auch vor dem Scheitern der Konferenz, der bisherige Verlauf wurde als enttäuschend bezeichnet. „In wesentlichen Bereichen droht sogar ein Rückschritt hinter die Ziele, die bereits vor zwölf Jahren beschlossen und seither nicht erreicht wurden“, kritisiert Karim Ben Romdhane, WWF-Artenschutz-Experte und Mitglied der österreichischen Delegation in Montreal. So würden beim Abbau umweltschädlicher Subventionen einige Staaten die bisherigen Vereinbarungen infrage stellen.

Die Organisation Business for Nature schätzt, dass weltweit pro Jahr rund 1,7 Billionen Euro für Subventionen ausgegeben werden, die die Natur zerstören - etwa an Landwirte. Das entspricht zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes. In Montreal wird darüber diskutiert, solche zerstörerischen Subventionen um mindestens 470 Milliarden Euro jährlich zu reduzieren.

„Friedensschluss mit der Natur“
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zum Start der Konferenz zu einem „Friedensschluss mit der Natur“ aufgerufen. Denn Experten sind sich einig: Der Mensch braucht die Vielfalt der Arten, sie ist überlebenswichtig. Bedroht ist sie vor allem durch die Zerstörung von Lebensräumen bedroht sowie die Übernutzung von Flächen, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten. Mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsproduktes hängt von der Natur ab, wie das Weltwirtschaftsforum 2020 errechnete. Werden Ökosysteme zerstört, trifft das den Bausektor am stärksten, gefolgt von der Landwirtschaft und der Nahrungsmittel- und Getränkebranche.

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