Kärntner im Weltkrieg

Die „Befreiung“ der Ukraine durch den Galgen

Kärnten
13.11.2022 09:58

Als 21-Jähriger wird Franz Arneitz aus Ledenitzen 1914 in die Armee einberufen. Alles, was ihm widerfährt, schreibt er nieder.

Gemeinsam mit Zehntausenden Kärntnern diente Franz Arneitz während des Ersten Weltkriegs im k.u.k Infanterieregiment Nr. 7 Graf von Khevenhüller, das nahezu an allen Fronten Europas eingesetzt wurde. Arneitz erlitt bei seiner Feuertaufe auf der Tokarnia-Höhe (heute im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet) Erfrierungen an den Füßen, was ihm einen Lazarett-Aufenthalt und einen kurzen Heimaturlaub bescherte. Danach ging es zurück zur Truppe an die Ostfront, wo sich diesmal sogar kaiserlicher Besuch ankündigte. Arneitz schreibt:

Es wird eine gründliche Reinigung vorgenommen, denn am 9. Juli 1915 inspiziert unser Regiment der Erzherzog Friedrich, der Kommandierende der ganzen Front. Am Eingang des Dorfes Olesha ist ein großer Triumphbogen errichtet worden mit der Aufschrift in ukrainischer und deutscher Sprache: „Ein Hoch dem Befreier der ukrainischen Nation!“ Unsere Kompanie wird, da sie zu spät angekommen ist, nicht zur Inspizierung für die kaiserliche Hoheit zugelassen. 

„Besser 99 Unschuldige töten, als einen Schuldigen entkommen zu lassen.“
Der Triumphbogen prangt zwar noch mit seiner Inschrift - als Befreier wird er genannt -, ja er hat einen großen Teil des ukrainischen Volkes durch den Galgen erlöst, denn sein Prinzip war ja: „Besser 99 Unschuldige töten, als einen Schuldigen entkommen zu lassen.“ 
Ein hiesiger, intelligenter Bauer, der auch der deutschen Sprache mächtig ist, machte mir gegenüber betreffs dieser Inschrift diese Bemerkung. In meinem Notizbuche machte ich betreffs dieser Ausführungen nur einige Zeichen. Denn wenn ich ausgeschrieben hätte und ein Offizier mein Büchlein erhielt, dann wäre auch ich auf so eine Art wie ein großer Teil der ukrainischen Nation „befreit“ worden.

„In dem furchtbaren Weltkriege“
Historiker Andreas Kuchler fasste Arneitz’ Aufzeichnungen in „Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918“ zusammen. Die „Krone“ bringt in dieser Serie spannende Auszüge der Tagebucheinträge.

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