Im ersten Halbjahr

Antisemitismus: So viele Vorfälle wurden gemeldet

Österreich
03.11.2022 07:28

Im ersten Halbjahr des heurigen Jahres sind bei der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) insgesamt 381 judenfeindliche Vorfälle gemeldet worden, was einem Rückgang im Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Allerdings ist von einer höheren Dunkelziffer auszugehen. Mehr als die Hälfte der im ersten Halbjahr 2022 gemeldeten Vorfälle kam dabei von politisch rechter Seite, wie ein Bericht zeigt.

Im Vorjahr wurden in demselben Zeitraum (1. Jänner bis 30. Juni) 562 Vorfälle gemeldet - dies entspricht einem Rückgang um 32 Prozent. Dieser Rückgang sei vor allem auf die Abnahme antisemitischer Vorfälle mit Corona-Bezug zurückzuführen, heißt es. Von den im ersten Halbjahr 2022 381 gemeldeten Fällen handelt es sich mit 219 bei dem Großteil der Vorfälle um „verletzendes Verhalten“, gefolgt von 82 Massenzuschriften, 61 Meldungen zu Sachbeschädigung, zwölf Bedrohungen und sieben Angriffen.

Bedrohungen und Angriffe weiter auf Vorjahresniveau
„Der Rückgang der Gesamtzahl gemeldeter Vorfälle ist erfreulich. Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber besondere Probleme, denn die Zahl der Bedrohungen und physischen Übergriffe ist weiter auf dem hohen Vorjahresniveau. Wir sehen aber heute, dass die Mitte der Gesellschaft die Gefahr des Antisemitismus ernst nimmt und wichtige Impulse zur Trendumkehr setzt“, kommentiert IKG-Präsident Oskar Deutsch den Bericht.

Benjamin Nägele, Leiter der Meldestelle und Generalsekretär der IKG Wien, wertet die niedrigere Zahl an gemeldeten Übergriffen als Ergebnis politischer Maßnahmen. Auffällig und beunruhigend sei aber weiterhin die Überrepräsentation von verbalen und physischen Übergriffen gegen - als jüdisch erkennbare - Kinder und Jugendliche.

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Wir sehen aber heute, dass die Mitte der Gesellschaft die Gefahr des Antisemitismus ernst nimmt und wichtige Impulse zur Trendumkehr setzt.

IKG-Präsident Oskar Deutsch

Großteil israelbezogener Antisemitismus
66 der insgesamt gemeldeten Vorfälle standen in Bezug zur Corona-Pandemie. Bei 96 handelte es sich um Shoah-Relativierung, 123 Mal um israelbezogenen Antisemitismus. 56 Mal waren antisemitische Verschwörungsmythen Anlass für eine Meldung.

316 Fälle konnten ideologisch eindeutig zugeordnet werden, so der Bericht. Mehr als die Hälfte (201) der Vorfälle seien von politisch rechter Seite gekommen, 81 von „links“ und 34 waren „muslimisch“. Vor allem bei Angriffen und Bedrohungen überwiegen muslimisch motivierte Täter, bei Sachbeschädigungen und verletzendem Verhalten hingegen Diskriminierung von rechts.

Die meisten Vorfälle wurden im Jänner (91) gemeldet, danach sank die Zahl auf 50 bis 60 Meldungen pro Monat ab. Im Mai flackerte die Zahl erneut auf (72), was laut dem Bericht auf den palästinensisch-israelischen Konflikt zurückzuführen sei.

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