Einsteins Nachfolger: „Achja, und der Physik-Nobelpreis wird heute auch verliehen“, hörten wir bei der Redaktionskonferenz gestern Vormittag. Die Resonanz in der Runde war - sagen wir - zurückhaltend. „Ein Österreicher wird’s wohl nicht werden“, kam als einzige Wortmeldung dazu. Wenig später bekam der 77-jährige Quantenphysiker Anton Zeilinger an seinem Institut an der Uni Wien einen Anruf, durch den er sich eigentlich gar nicht stören lassen wollte. Doch der schwedische Anrufer wurde doch durchgestellt - und so erfuhr Zeilinger, was wenige Minuten später um die Welt ging: Ein Österreicher bekommt den Nobelpreis für Physik - gemeinsam mit dem Franzosen Alain Aspect und dem Amerikaner John F. Clauser - für ihre Pionierarbeit an der Quanteninformation. Anton Zeilinger - erst der 24. Österreicher, der mit dem Nobelpreis geehrt wird. Neben Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1905) wurden unter anderem Konrad Lorenz (Medizin, 1973) sowie Peter Handke (Literatur, 2019) ausgezeichnet. Auch in der Liste der Physik-Nobelpreisträger glänzen Hochkaräter, wie die Österreicher Erwin Schrödinger oder Victor Franz Hesse. Aber vor allem „Wissenschafts-Weltstars“ wie Wilhelm Conrad Röntgen, Marie Curie, Max Planck und vor allem Albert Einstein. Was für eine Ehre für Anton Zeilinger, als einer von Einsteins Nachfolgern in diese Liste aufgenommen zu werden!
Hansdampf und Düsentrieb. Wobei der in Oberösterreich zur Welt gekommene Wiener Zeilinger ein echter Hansdampf in allen Gassen ist. Oder vielleicht besser noch: ein wahrer Daniel Düsentrieb. Kein staubtrockener Wissenschafter, der sich am liebsten in Studierzimmer oder Labor verkriecht, sondern ein überzeugter und vor allem überzeugender Professor, dem die Vermittlung seines Faches eine Mission ist. Ein so cooler Physiker wird mit dem Nobelpreis belohnt - da denkt wohl mancher an seine eigenen Begegnungen mit der (Schul-)Physik zurück. Ich hoffe, diese Begegnung war bei den meisten nicht ganz so ein Flop wie bei mir: Wenn man Physik als Schularbeitenfach bis zur Matura hatte, es dem Herrn Professor aber so gar nicht gelang, auch nur die geringste Begeisterung zu entfachen. Gymnasiallehrer müssen keinen Nobelpreis gewinnen. Aber interessanten Stoff sollten sie knackig vermitteln können. Anton Zeilinger ist ein großer Physiker und ein ebenso großer Vermittler. Er hat schon als Nicht-Nobelpreisträger viele Menschen für sein Fach im Speziellen und die Wissenschaft im Allgemeinen begeistern können. Wünschen wir uns - in diesem oft so Wissenschafts-skeptischen Land, dass sein Nobelpreis zum Turbo wird!
Kommen Sie gut durch den Mittwoch!
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