Marsch nach Syrien

Israelische Drusen eilen ihren „Brüdern“ zu Hilfe

Ausland
16.07.2025 16:27

Trotz der von der syrischen Regierung verkündeten Waffenruhe in der südlichen Provinz Suwaida zwischen sunnitischen Beduinenstämmen und der drusischen Minderheit dreht sich die Gewaltspirale weiter. Während es Berichte über zahlreiche neue Todesopfer gibt, überqueren immer mehr Angehörige der religiösen Minderheit aus Israel die Grenze nach Syrien, um ihren „Brüdern und Schwestern“ zu helfen. Das wiederum bringt die israelische Armee in Bedrängnis, die ebenfalls in den Konflikt eingegriffen hat.

Die Armee teilte mit, mehreren Zivilisten aus Israel sei der Grenzübertritt nach Syrien in der Gegend der Stadt Majdal Shams, die auf den von Israel annektierten Golanhöhen liegt, gelungen. Das israelische Militär versucht eigenen Angaben nach, die Menschen sicher nach Israel zurückzubringen. Es handle sich bei dem Grenzübertritt um eine Straftat, die die Soldaten sowie die Öffentlichkeit gefährde. Bereits am Dienstag hatten Dutzende Drusen aus Israel die Grenze zu Syrien überquert. Das israelische Militär brachte sie Berichten zufolge zurück.

Protestierende Drusen auf beiden Seiten der Grenze bereiten den israelischen Sicherheitskräften ...
Protestierende Drusen auf beiden Seiten der Grenze bereiten den israelischen Sicherheitskräften große Sorgen. Denn die syrischen Regierungstruppen rücken ebenfalls näher.(Bild: AP/Leo Correa)

Gleichzeitig habe man „Dutzende Verdächtige“ aus Syrien von einem Grenzübertritt abhalten können, hieß es. Sie hätten versucht, aus dem Ort Hader in Syrien auf israelisch kontrolliertes Gebiet zu gelangen. Von der Syrischen Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, sie habe Informationen darüber, dass es sich um syrische Drusen handle, die in Israel Schutz suchen wollten. Hader liegt nur wenige Kilometer Luftlinie von Majdal Shams entfernt.

Drusen in Israel rufen zu Generalstreik auf
In einer offiziellen Erklärung der Gemeinde der religiösen Minderheit in Israel hieß es, alle Drusen sollten sich auf einen Grenzübertritt vorbereiten, um ihren „ermordeten Brüdern in Syrien zu helfen“. Anführer der Drusen riefen zudem zu einem Generalstreik und einem Marsch auf die von Israel annektierten und an Südsyrien grenzenden Golanhöhen auf. Die Drusen in Israel machen Druck auf die dortige Führung, in den Konflikt im Nachbarland einzugreifen. Israel werde die Drusen nicht im Stich lassen, hatte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz zuvor gesagt. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee – der jüdische Staat sieht sie als Verbündete.

Syrische Sicherheitskräfte in einem vorwiegend von Drusen und Christen bewohnten Viertel der ...
Syrische Sicherheitskräfte in einem vorwiegend von Drusen und Christen bewohnten Viertel der Hauptstadt Damaskus(Bild: AFP/Syrian Interior Ministry Facebook Page)

Israelische Armee bombardiert Präsidentenpalast
Das israelische Militär griff auch schon in den Konflikt ein und attackiert seit Tagen Stellungen der syrischen Armee. Am Mittwoch wurde sogar das Hauptquartier des syrischen Militärs in Damaskus ins Visier genommen. Reuters-Reporter hörten Kampfflugzeuge im Tiefflug über der Hauptstadt und sahen eine dichte Rauchwolke über dem Ministerium aufsteigen. Nach Angaben des syrischen Gesundheitsministeriums wurden dabei ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt. Ein Teil des Gebäudes, das an den Sitz des Verteidigungsministeriums grenzt, wurde zerstört, wie AFP-Korrespondenten berichteten.

Israel griff eigenen Angaben zufolge auch ein „militärisches Ziel“ in der Zone des Präsidentenpalastes an. Augenzeugen sagten, sie hätten eine Explosion in einem Teil des Gebäudekomplexes gehört, den der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Sharaa für den Empfang von Besuchern nutzt. Die syrischen Staatsmedien bestätigten, dass die Angriffe von Israel ausgeführt wurden. Die israelische Seite forderte den Rückzug der syrischen Regierungstruppen aus der Drusen-Region.

Das Bombardement erfolgte während der Live-Übertragung eines syrischen Nachrichtensenders (siehe Video unten):

„Wir sind umzingelt und haben Angst“
In den Kämpfen stehen sich Milizen der drusischen Minderheit und syrische Regierungstruppen sowie Angehörige von Beduinenstämmen gegenüber. „Wir sind umzingelt und hören die Kämpfer schreien, wir haben solche Angst“, sagte ein Einwohner der überwiegend von Drusen bewohnten Stadt telefonisch. Die Regierung in Damaskus entsandte am Montag Truppen in die Region, um Kämpfe zwischen Drusen und Beduinen zu beenden, geriet dann jedoch selbst in Gefechte mit den Drusen-Milizen. Insgesamt sollen bei der Gewalt seit Sonntag mindestens 250 Menschen ums Leben gekommen sein.

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