Der deutsche Theaterregisseur Claus Peymann ist am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in Berlin verstorben. Er war bis 1999 Direktor des Wiener Burgtheaters, inszenierte dort unter anderem „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard und „Alpenglühen“ von Peter Turrini. In Erinnerung bleiben wird Peymann nicht nur für seine legendären Inszenierungen, sondern auch für seine markigen Sprüche.
Peymann wurde am 7. Juni 1937 in Bremen geboren, studierte Germanistik, Literatur- und Theaterwissenschaften. Seine Regiearbeiten begann er am Universitätstheater in Hamburg. Später war er Schauspieldirektor in Stuttgart (1974 bis 1979) sowie Intendant am Bochumer Schauspielhaus (1979 bis 1986). In Bochum zog er Unmut auf sich, weil er 44 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigte. Gleichzeitig feierte er aber große Erfolge bei Kritik und Publikum.
Schwerpunkte seiner Arbeit waren unter anderem Uraufführungen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke und Elfriede Jelinek. 1986 übernahm Peymann die Direktion des Burgtheaters in Wien. Auch dort gab es Auseinandersetzungen, zum Beispiel wegen der Inszenierung des Stücks „Heldenplatz“.
„Vielleicht legendärstes Datum“
Die Debatte um die Uraufführung des Bernhard-Stücks erreichte 1988 eine bis dahin kaum bekannte Heftigkeit und machte die Premiere „zum vielleicht legendärsten Datum des österreichischen Theaters der Zweiten Republik“ (Peymann in „News“).
Der Künstler, der viele namhafte Kolleginnen und Kollegen nach Wien holte wie George Tabori, war 13 Jahre Chef des Burgtheaters und wurde auch zum Ehrenmitglied ernannt.
1999 verabschiedete er sich nach Berlin. Dort war er bis 2017 Intendant des Berliner Ensembles im Theater am Schiffbauerdamm. Seinem Nachfolger Oliver Reese warf er vor, das Berliner Ensemble zu zerstören.
2019 erkrankte Peymann an einer schweren Hirnhautentzündung und lag mehrere Monate auf einer Intensivstation in Wien. Vor fünf Jahren inszenierte er noch „Der deutsche Mittagstisch“ von Bernhard am Wiener Theater in der Josefstadt, vor zwei Jahren „Warten auf Godot“.
Der Regisseur sagte, dass Theater für Utopien, die Verbesserung der Welt und für große Gerechtigkeit zuständig sei.
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