Lästig oder Lösung?

Sechs Monate Pfandsystem: Die erste Bilanz

Wirtschaft
16.07.2025 08:00

Seit 1. Jänner sind auf PET-Einwegflaschen und Aludosen (mit Pfandlogo) 25 Cent Pfand fällig. Recycling Pfand Österreich, der zentralen Abwicklungsstelle des neuen Pfandsystems, zieht nach dem ersten Halbjahr Bilanz. Insgesamt wurden schon über 357 Millionen Gebinde retourniert, aktuell seien es sieben bis neun Millionen Stück täglich.

Um die Sammelquoten bei PET-Flaschen und Aludosen zu steigern und hier die EU-Vorgaben zu erfüllen, hat sich Österreich für die Einführung eines Pfandsystems auf PET-Flaschen und Aludosen entschieden – als das 18. Land in der EU. Jetzt liegen die Zahlen für das erste Halbjahr vor. „Wir freuen uns, dass wir nach sechs Monaten Einwegpfand positive Bilanz ziehen können und das System so gut von den Konsumenten angenommen wird“, so Monika Fiala und Simon Parth, Geschäftsführung von Recycling Pfand Österreich. Insgesamt wurden bereits 357 Millionen Pfandgebinde retourniert. 48 Prozent davon waren Plastikflaschen, 52 Prozent Aludosen.

80 Prozent Rücklaufquote wird sicher bis Jahresende erreicht
Berücksichtige man die Zeitspanne von acht Wochen, die ein Gebinde von der Abfüllung bis zur Rückgabe im Schnitt in Umlauf sei (zum Beispiel beim Großhändler, im Lager, im Supermarkt), habe man schon jetzt keine Bedenken, die für Ende 2025 angepeilte Sammelquote von 80 Prozent zu erreichen. Aktuell werden täglich zwischen sieben und neun Millionen Einweg-Pfandgebinde retourniert –  98 Prozent davon über Rückgabeautomaten im Handel. Dazu trägt der sehr hohe Ausbaugrad an Automaten wesentliche bei. Fiala: „Mit aktuell rund 6200 Geräten haben wir die zweithöchste Automatendichte in Europa“.

Die „Pfandmanager“ Monika Fiala und Simon Parth von Recycling Pfand Österreich.
Die „Pfandmanager“ Monika Fiala und Simon Parth von Recycling Pfand Österreich.(Bild: martinsteiger.at)

Konsumenten sind zufrieden
Erfreulich ist auch die Zufriedenheit der Konsumenten mit dem neuen Pfandsystem. Drei Viertel der Österreicher befürworten das Modell, 80 Prozent fühlen sich gut informiert, so eine aktuelle Umfrage. „Damit geben wir uns aber nicht zufrieden“, so Fiala und Parth unisono. Man werde noch besser erklären, warum das Pfandsystem wichtig ist. „Die Umwelt ist jetzt sauberer, das ist niemanden egal“, betonen die Manager. Obendrein schont man die Ressourcen. Viele tausende Tonnen der gesammelten Flaschen und Dosen wurden von den Getränkefirmen schon zurückgekauft und mussten nicht, etwa aus dem Ausland, zugekauft werden. Aktuell liegt der Preis für eine Tonne Alu bei rund 1500 Euro und bei PET bei rund 600 Euro.

Ein Unterschied zum „gelben Sack“ ist auch, dass aus den gesammelten Einweg-Pfandgebinden ausschließlich wieder qualitativ hochwertige Produkte und zum Beispiel keine Plastikrohre entstehen. „Es wird aus lebensmittelechten PET kein T-Shirt gemacht“, bringt es Fiala auf den Punkt. Das Motto lautet: Flasche zu Flasche und Dose zu Dose.

Unterstützen die Initiative von „Pfandringen“ bei Mistkübeln
In den letzten Wochen gab es immer wieder Vorfälle, wo – meist bedürftige  – „Pfandsammler“ auf der Suche nach 25-Cent-Flaschen bzw. -Dosen Mistkübel ausgeleert haben und so vereinzelt für Müllberge sorgten. Seitens Recycling Pfand Österreich seien dies eher Einzelfälle. Gleichzeitig begrüßt man den Vorstoß einiger Städte, an Mistkübeln so genannte „Pfandringe“ anzubringen. Bedürftige können dann, ohne den Mistkübel zu durchwühlen, die Gebinde nehmen und sich das Pfand holen. Die Stadt Linz sei hier der Vorreiter gewesen, aber auch Salzburg, Klagenfurt, Graz und Innsbruck bieten diese Lösung schon an oder haben eine Testphase laufen. Die Bundeshauptstadt sträubt sich hier noch, Gespräche werden mit Wien aber gesucht.

98 Prozent aller Einweg-Pfandgebinde wurden über Rückgabeautomaten im Handel zurückgegeben.
98 Prozent aller Einweg-Pfandgebinde wurden über Rückgabeautomaten im Handel zurückgegeben.(Bild: Recycling Pfand Österreich)

„Pfandschlupf“ nicht so hoch wie kolportiert
Weil nicht alle Käufer ihre Gebinde auch tatsächlich zurückbringen, bleibt der Abwicklungsgesellschaft der sogenannte Pfandschlupf. Bei der bis 2027 angestrebten Rücklaufquote von 90 Prozent seien dies rund 60 Millionen Euro im Jahr, betonen die Manager. Das Geld sei ein wesentlicher Bestandteil für die Finanzierung des Pfandsystems. Das hat auch der Gesetzgeber so in der Pfandverordnung vorgesehen. Die größten Posten sind die Aufwandsentschädigung für die Händler (drei Cent je Gebinde) oder auch die Logistikkosten. Bis Ende des Jahres soll auch eine neue Sortieranlage im Burgenland (Müllendorf) fertiggestellt sein und in Betrieb gehen. Aktuell werden an drei Standorten die Gebinde aufbereitet. In Zukunft soll es nur mehr den Standort im Westen sowie den neuen im Burgenland geben.

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