Neu in der Klasse

Mazda CX-60: Angriff auf die Premium-Platzhirschen

Motor
06.09.2022 12:17

Mazda erhebt sich aus der Kompaktklasse und macht mit dem CX-60 erstmals Jagd auf Premium-SUVs der Mittelklasse à la Audi Q5 und BMW X3. Dabei beschreiten die Japaner eigene Wege, bei Bedienung und Antrieb. Bevor nächstes Jahr brandneue Sechszylindermotoren (!) kommen, startet der Mazda CX-60 als Plug-in-Hybrid. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl hat ihn schon gefahren - seine Eindrücke hier im Video!

(Bild: kmm)

Bis zum Jahr 2030 hat Mazda zwei Ziele: fünf Elektroautos auf einer neuen E-Plattform bringen und zur echten Premiummarke werden. Auf letzteres Konto zahlt der Mazda CX-60 ein, samt seiner ebenfalls neuen Plattform für Längsmotoren mit Hinter- oder Allradantrieb. Den Anfang macht der PHEV mit 327 PS Systemleistung, die der Output aus der Verbindung des im Prinzip bekannten 2,5-Liter-Vierzylinders (hier 191 PS stark) mit einem 129 kW/175 PS leistenden Elektromotor sind. Dieser sitzt in der Achtgangautomatik und beschleunigt den Allradler bis auf 140 km/h, wenn er die Arbeit allein verrichten muss.

(Bild: Mazda)

Maximal sind mit der 17,8-kWh-Batterie im Boden 63 Kilometer elektrische WLTP-Reichweite möglich, dann sollte man anstöpseln, wenn das Antriebsprinzip einen Sinn haben soll (über das Steuersparen hinaus): Geladen wird zweiphasig mit bis zu 7,2 kW, was Vollladung in 2:20 Stunden bedeutet.

Ein Auto für Gleiter
Auch wenn der Digitaltacho bis 260 km/h reicht - bei 200 km/h ist Schluss mit Beschleunigung. Macht nichts, man wird den Plug-in-Mazda ohnehin eher gemütlich fahren, sonst wirkt der Verbrenner dauerangestrengt und verbreitet eine etwas stressige Atmosphäre. Wenn es pressiert, geht sich der Sprint auf 100 km/h aber in 5,8 Sekunden aus.

Dementsprechend ist das Fahrwerk eher komfortabel abgestimmt. Lange Wellen werden weggedämpft, kurze Stöße haben wir in dem mit 20-Zoll-Rädern bestückten Testwagen aber gespürt. Wechselkurven und schnelle Richtungswechsel führen zu einem Wanken der Karosserie. Die Lenkung ist zielgenau, weist aber eine sehr feste Mittenstellung auf, die beinahe wie ein Einrasten wirkt. Dafür fühlt sich das Bremspedal in jeder Situation tadellos an, obwohl dahinter die Bremskräfte aus Rekuperation und Scheibenbremsen zusammengemischt werden. Bei anderen Herstellern wie etwa Mercedes zieht sich das Pedal selbsttätig zurück, wenn man vom Gas geht und rekuperiert.

Sechszylinder im Anmarsch
Elektrischer wird‘s im Mazda CX-60 nicht. Stattdessen kommen neu entwickelte Sechszylindermotoren: im Jänner erst einmal ein Dreiliter-Turbodiesel, der in zwei Leistungsstufen zu haben sein wird. Der mit 200 PS soll sich mit nur 4,9 l/100 km begnügen - und das in einem Zwei-Tonnen-SUV! Als Sechszylinder! Beeindruckend. Der stärkere leistet 254 PS und nimmt nach WLTP 5,4 l/100 km.

Im Herbst wird ein ca. 220 PS starker Skyactiv-X-Benziner mit 3,3 Liter Hubraum nachgereicht. Er arbeitet wie der entsprechende Vierzylinder etwa im Mazda3 teilweise mit Kompressionszündung, ähnlich wie ein Dieselmotor. Hier macht Mazda aber noch keine Angaben zum Verbrauch.

Allein die Einführung dieser Motoren ist schon eine Sensation - in diesen Leistungsbereichen bekommt man anderswo nur noch Vierzylinder.

Japanische Nähkunst im Innenraum
Im Innenraum zückt Mazda in der Topausstattung Takumi sogar die Luxuskarte. Das weiße Interieur brilliert nicht nur mit Nappaleder, sondern auch mit eleganten Stoffbespannungen und offen gestickten Nähten, die der japanischen Nähkunst Kakenui nachempfunden sind. Das sieht alles sehr edel aus. Jedenfalls im Neuzustand. Der Zahn der Zeit wird in Form von festsitzendem Staub aber vermutlich an der Optik nagen.

Schwarzes Interieur in der Basis oder in Leder gehalten in der Homura-Ausstattung ist da wohl vernünftiger. Und Premium-Flair hat man auch hier. Lediglich die ungepolsterten Türfächer sowie das am gesamten Armaturenbrett unten herum verwendete Hartplastik will nicht ganz zum Premiumanspruch passen.

Top-Bediensystem ohne Touchscreen
In Sachen Bediensystem schwimmt Mazda konsequent gegen den Strom. Zwar gibt es im CX-60 zwei 12,3-Zoll-Displays für Tacho und Navitainment, aber eine Touchfunktionalität weist keiner der beiden auf. Stattdessen bedient man das Zentraldisplay über einen Drehdrücksteller, wie ihn einst BMW perfektioniert hat (allerdings verabschieden sich die Münchner langsam davon). Vorteil: weniger Ablenkung während der Fahrt.

Dazu gibt es einen echten Lautstärkeregler, ein eigenes Bedienpanel für die Klimaautomatik (die etwas skurril ist - dazu mehr im Video) sowie richtige Tasten am Lenkrad. Gut gemacht, Mazda. Etwas zu gut gemeint haben sie es aber mit der sehr hohen Mittelarmlehne und der breiten Mittelkonsole, die trotz ihrer schieren Größe nur spärliche Ablagemöglichkeiten bietet.

Witziges Feature: Der CX-60 stellt Sitz, Spiegel etc. selbsttätig auf den Fahrer ein, wenn man die Körpergröße eingibt, speichert die Einstellungen und ruft sie beim nächsten Mal via Gesichtserkennung ab. Das ist aber nicht mehr als ein Showeffekt, bei der Testfahrt hat das ganz und gar nicht gut funktioniert.

Wuchtige Karosserie
Auch wenn man den CX-60 auf Fotos für ein Facelift des CX-5 halten könnte, so unterscheidet er sich bei realer Betrachtung doch deutlich. Er ist mit 4,75 nicht nur 17 Zentimeter länger, er weist auch ebenso viel mehr Radstand auf (2,87 m). Und er ist mit 1,67 Meter einen Zentimeter flacher. Insgesamt kommt die Karosserie des CX-60 nicht ganz an die Eleganz des CX-5 heran. Und dass er Auspuffattrappen bekommen hat, ist ein Fauxpas, den wir von der Marke nicht erwartet hätten.

Das Platzangebot geht in Ordnung, auch im Kofferraum: Da passen 570 Liter hinein. Die Rücksitzlehnen lassen sich fernentriegeln und bereiten einen Laderaum von 1726 Liter. Optional befindet sich hinten links eine 230-Volt-Steckdose, die 1500 Watt zu leisten imstande ist. Man kann den großen Mazda also als Notstromaggregat verwenden, bis der Tank leer ist (50 Liter)

(Bild: Mazda)

Die Preise
Bei 49.950 Euro fängt der Spaß an. Wobei schon die Basis ansprechend ausgestattet ist: Zwei-Zonen-Klima, Tempomat, Parksensoren hinten, Wireless CarPlay/Android Auto, Navi, Schaltwippen, Verkehrszeichenerkennung etc. sind an Bord. Und wenn man alles Verfügbare mitbestellt, landet man irgendwo bei 65.000 Euro, samt teuerster Lackierung, LED-Matrix-Leuchten und Glaspanoramadach. Ehrenwert. Adaptive Dämpfer sucht man aber vergeblich.

Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich (Bild: Stephan Schätzl)
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich (Bild: Stephan Schätzl)
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich (Bild: Stephan Schätzl)
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich (Bild: Stephan Schätzl)
Mazda CX-5 und CX-60 im Vergleich

Fahrzit
Mazda steht die neue Premiumrolle gut, der CX-60 wirkt wertig. Dabei beweisen die Japaner auch Mut zum Anderssein, etwa beim Touchscreen-losen Bediensystem, das einen echten Sicherheitsgewinn darstellt, weil es weniger ablenkt als ein Touchscreen. Aber auch beim Verbrenner-Motorenprogramm. Sechszylinder als Sparmotoren statt als leistungsstarke Top-Triebwerke sind ungewöhnlich. Wer sich einen X3, Q5 oder XC60 überlegt, sollte vielleicht mal beim Mazda-Händler vorbeischauen.

Warum?
Allein das Bediensystem reicht schon zur Kaufempfehlung.
Hochwertiger Gesamtauftritt

Warum nicht?
Fahrwerk für sportliche Naturen eher ungeeignet

Oder vielleicht …
… BMW X3, Audi Q5, Mercedes GLC, Volvo XC60

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(Bild: kmm)



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