Suche im Internet

Europäische Forscher wollen Google-Monopol brechen

Web
24.08.2022 16:55

Google, Microsoft Bing, Baidu, Yandex - die Suche nach Informationen im Internet wird von wenigen privaten Anbietern dominiert. Vor allem Google hat mit mehr als 87 Prozent Marktanteil am Smartphone ein Beinahe-Monopol. Mit Unterstützung der EU-Förderschiene Horizon Europe soll nun eine europäische Alternative zu diesen marktbeherrschenden Anbietern entwickelt werden. 14 Forschungs- und Rechenzentren in Europa arbeiten an dem Großprojekt - aus Österreich ist das Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz beteiligt.

Koordiniert wird das Projekt namens OpenWebSearch.EU von der Universität Passau. In den kommenden drei Jahren wollen die Forscher das Herz eines europäischen Open Web Index (OWI) entwickeln, das als Grundlage für eine neue Internetsuche in Europa dienen soll: „Ein freier, offener und unvoreingenommener Zugang zu Informationen - diese Grundprinzipien der Websuche sind verloren gegangen, und wir müssen sie dringend wiederherstellen.

Deshalb werden wir eine offene europäische Infrastruktur für die Websuche schaffen, die auf europäischen Werten und Regeln basiert“, beschrieb Projektkoordinator Michael Granitzer von der Universität Passau und der Open Search Foundation die Herausforderung und das Ziel der Arbeit.

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Als Privatunternehmen könnte Google jederzeit Suchergebnisse nach seinen Vorstellungen gestalten, das tut es auch schon.

Christian Gütl, TU Graz

Algorithmen von Suchmaschinen im Internet verändern den Zugang zu Information, verzerren mitunter Wahrnehmungen und beeinflussen damit letztlich auch die gesellschaftliche Willensbildung. Aus der Sicht von Christian Gütl vom Cognitive and Digital Science (CoDiS) Lab am Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz ist beispielsweise die Websuche in Europa aktuell stark von Google abhängig. „Als Privatunternehmen könnte Google jederzeit Suchergebnisse nach seinen Vorstellungen gestalten, das tut es auch schon. Das könnte aber noch viel massiver werden. Wenn Websites aus politischen oder monetären Gründen aus dem Suchindex von Google fallen, dann sind sie im Grunde nicht mehr auffindbar“, gab Gültl zu bedenken.

Am Anfang steht ein Suchindex
OpenWebSearch.EU ist das erste Projekt, das die EU finanziert, um die unabhängige Websuche von morgen in Gang zu bringen. „Zunächst müssen wir an einem eigenen Suchindex arbeiten, also an einer Art Inhaltsverzeichnis des Internets, das aber im Gegensatz zu den Verzeichnissen bisheriger Websuch-Anbieter offen für alle sein soll“, erklärte Alexander Nussbaumer vom CoDiS Lab der TU Graz. Man werde sich anfangs auf Websites bestimmter Länder oder zu bestimmten Themen beschränken. Wenn der Index erstellt ist, geht es in weiterer Folge um die Entwicklung von Such-Applikationen.

Vor allem hier wird das Team an der TU Graz im CoDiS Lab aktiv werden und an der Konzeption und den benutzerzentrierten Aspekten der Suchapplikationen arbeiten. Dazu zählen etwa die Erforschung neuer Suchparadigmen, die dazu dienen, dass Suchende mitbestimmen können, wie die Suche stattfindet. Die Idee ist, dass es verschiedene Suchalgorithmen gibt oder dass man das Verhalten der Suchalgorithmen beeinflussen kann. So könnte man etwa speziell nach wissenschaftlichen Dokumenten oder nach Dokumenten mit Argumenten suchen, Suchbegriffe einbeziehen, die vorher schon verwendet wurden, oder Dokumente des Intranets in die Suche miteinbeziehen.

Privatsphäre und Transparenz
Im Suchindex sollen auch ethische Werte technisch integriert werden. Dazu zählen neben der Transparenz und Verstehbarkeit der Suchalgorithmen, der Schutz der Privatsphäre und der Zugang zu den eigenen Benutzerdaten. Diese ethischen Überlegungen sollen schon bei der Entwicklung der Software miteinbezogen werden. „Wenn Dokumente vorab schon analysiert werden, kann im Suchergebnis gekennzeichnet werden, ob sie etwa problematische Inhalte haben oder aus problematischen Quellen stammen. Die Nutzerin oder der Nutzer soll zudem selbst entscheiden können, welche persönlichen Daten wie etwa Standort oder Interessen in die Suche miteinbezogen werden“, verdeutlichte Nussbaumer.

Das „Horizon Europe“-Programm läuft von 2021 bis 2027 und ist mit einem Gesamtbudget von gut 95 Milliarden Euro das weltweit größte transnationale Forschungs- und Innovationsförderprogramm. Das Programm folgt auf „Horizon 2020“ und soll den Wissenschafts- und Technologiesektor in der EU stärken.

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