5 Tote bei Sturmdrama

Darum war Intensität des Gewitters so überraschend

Österreich
19.08.2022 13:24

Mit welcher Intensität und zerstörerischen Kraft das Unwetter am Donnerstagnachmittag über Österreich hinwegzog, kam für viele überraschend - tatsächlich auch für Experten. Denn die Wettermodelle können zwar helfen, Unwetter und deren ungefähre Zugbahn vorherzusehen. Eine Tatsache allerdings bleibt: Gewitter sind bis zu einem gewissen Grad unberechenbar.

Bereits der Blick auf die Wetter-App zeigt oftmals, dass Prognosen nicht immer zutreffen müssen. Nicht nur einmal blieb etwa in jüngerer Vergangenheit der für Wien prognostizierte Niederschlag dann doch aus, weil die Gewitterfront knapp an der Bundeshauptstadt vorbeischrammte.

Auch das höchst destruktive Gewitter am Donnerstag zog nahezu ohne Vorwarnung nach Österreich. Lediglich für Oberkärnten und Osttirol war zu Mittag eine orange Wetterwarnung vorgelegen, für Unterkärnten eine gelbe, bestätigte auch Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, im Gespräch mit der APA.

Gewitter entwickelte sich rasch heftiger als erwartet
„Laut den Einschätzungen in der Früh haben die meisten Wettermodelle gezeigt, dass es in Oberkärnten und Osttirol intensivere Gewitter geben könnte.“ Diese Modelle hätten nicht gut erfasst, dass das Gewitter dann in den Osten durchziehen würde. Auch entwickelte sich das Gewitter sehr schnell heftiger als in den Modellen berechnet. Bis zu einem gewissen Grad seien Gewitter unberechenbar, es sei „schwer abzuschätzen, wo es dann entsteht und niedergeht“, so Stefan.

„Stärke war nicht vorherzusagen“
Von der Wucht der Gewitter wurden auch Experten überrascht: „Die Stärke war nicht vorherzusagen“, sagt etwa Josef Eitzinger vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der BOKU Wien zur „Krone“. „Durch die heißen Temperaturen ist mehr Energie in der Atmosphäre. Daher häufen sich solch heftige Einzelereignisse“, prognostiziert der Universitätsprofessor. Eitzinger empfiehlt, Warnungen gerade in der jetzigen Wettersituation besonders ernst zu nehmen.

Tödliche Windböen dauerten nur Sekunden
Bereits am Vormittag hatte die Front auf Korsika und in Italien verheerende Schäden angerichtet, es waren bereits erste Todesopfer zu beklagen. Das System zog dann von Italien nach Kärnten, mit gewaltiger Intensität und in einer nur äußerst kurzen Zeitspanne. So wütete das Unwetter im Lavanttal nur zehn Minuten lang und jene Windböen, die tödliche Folgen für zwei kleine Mädchen im Alter von drei und acht Jahren hatten, dauerten überhaupt nur wenige Sekunden.

Wind punktuell vielleicht noch stärker
Neben dem menschlichen Leid war auch die Zerstörung, die dabei angerichtet wurde, enorm.
Es sei auch möglich, dass der Wind punktuell noch stärker war, als bei den Messstellen verzeichnet wurde: „Es kann sein, dass es da durchaus auch Orkanwerte gegeben hat“, so Stefan.

ZAMG-Experten über den Katastrophen-Verlauf

  • Eine Warnung vor Gewittern von der ZAMG bestand ab Mittwochvormittag (10.40 Uhr) für den Donnerstag für ganz Osttirol und ganz Kärnten sowie Teile der Steiermark.
  • Ab Donnerstagvormittag (ab 9.48 Uhr) lag von der ZAMG eine gelbe Gewitterwarnung für ganz Osttirol und ganz Kärnten, den Großteil von Salzburg, die Westhälfte der Steiermark, Oberösterreich südlich der Donau und einen Teil des niederösterreichischen Mostviertels vor. Weiters gab es ab diesem Zeitpunkt eine orange Gewitterwarnung für Teile von Osttirol und Oberkärnten.
  • Mit den ersten Windmessungen über 100 km/h in Kärnten (kurz nach 15 Uhr) hat das Vorhersage-Team die Gewitterwarnungen bzw. Sturmwarnungen bis in den Großteil von Niederösterreich, nach Wien und das Nordburgenland ausgeweitet. 

Das Gewitter zog danach weiter in Richtung Osten, knickte Starkstrommasten etwa in der Steiermark um, als wären sie Streichholzer, und weiter nach Niederösterreich. Dort wurden auch fünf Wanderinnen bei Gaming von dem Unwetter völlig überrascht. Drei starben durch einen umstürzenden Baum.

Schäden in Millionenhöhe
Auch der Grad der Zerstörung ist enorm. Die Hagelversicherung berichtete am Freitag von zwei Millionen Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Süden Österreichs. Deutlich mehr ist es bei der Wiener Städtischen. Diese rechnet mit „mehreren Tausend Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro“, erklärte Vorstandsdirektorin Doris Wendler in einer Aussendung.

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