Die Brücke bleibt

Bezos-Superjacht steckt in Rotterdam fest

Web
05.07.2022 08:26

Groß war der Aufschrei im niederländischen Rotterdam, als Anfang Februar die Nachricht die Runde machte, dass für eine Superjacht von Amazon-Gründer Jeff Bezos die historische Koningshaven-Brücke zumindest teilweise demontiert werden soll. Offenbar zu groß. Aus Angst vor Vandalismus hat die zuständige Werft die Pläne nun vorerst aufgegeben. Bezos‘ Boot dürfte damit bis auf Weiteres in Rotterdam feststecken.

Die Koningshavenbrug, den Rotterdammern als „De Hef“ bekannt, wurde 1927 eröffnet und spielte seitdem eine zentrale Rolle in der Geschichte der Stadt. Während der Bombardierung Rotterdams im Mai 1940 wurde die Hebebrücke schwer beschädigt, ein weiteres Mal 1978, als ein Schiff sie rammte. Doch Vorhaben, die einstige Eisenbahnbrücke abzureißen, scheiterten am Protest der Bevölkerung. Seit dem Jahr 2000 gilt die drei Jahre zuvor renovierte Brücke daher als „Rijksmonument“ und steht unter Denkmalschutz.

Für Bezos‘ Superjacht sollte „De Hef“ aber zumindest teilweise demontiert werden: Der 127 Meter lange Dreimastschoner wird von der niederländischen Oceanco-Werft in Alblasserdam gebaut, ist aber zu groß, um unter der Brücke hindurchzukommen, wenn der Mittelteil auf seine volle Höhe angehoben wird. Der Amazon-Gründer und die Werft hätten sich daher an die Stadtverwaltung gewandt, um die Brücke vorübergehend auf ihre Kosten abzubauen. Dort schien man der Bitte zunächst auch nachkommen zu wollen, hatte die Rechnung jedoch offenbar ohne die Bevölkerung gemacht.

Werft rudert zurück
Die störte sich nämlich gewaltig daran, dass das Denkmal für das Spielzeug des laut „Forbes“ mit geschätzten 171 Milliarden US-Dollar zweitreichsten Menschen der Welt hätte auseinandergenommen werden müssen. Die Wut traf laut einem Bericht der niederländischen Zeitung „Trouw“ vor allem Oceanco, weshalb der Schiffbauer die Stadt Rotterdam nun darüber informiert habe, dass er seine Pläne vorerst aufgebe. Infolge der Berichterstattung hätten sich die Mitarbeiter der Werft bedroht gefühlt, das Unternehmen befürchtete Vandalismus. Zuvor hatten Tausende Rotterdamer damit gedroht, Bezos‘ Superjacht bei einer möglichen Durchfahrt mit Eiern zu bewerfen.

(Bild: facebook.com/pablo.strormann)

Wie und vor allem wo Bezos‘ Superjacht nun auslaufen soll, bleibt vorerst offen. Laut „Trouw“ gebe es für Oceanco die Möglichkeit, die Jacht näher am Meer fertigzustellen, das Unternehmen habe sich dazu jedoch nicht äußern wollen.

„Zerlegung schlicht nicht praktikabel“
Marcel Walravens, der als Projektleiter zwischen 2014 und 2017 maßgeblich an der Renovierung der Brücke beteiligt war und auch in der Causa Bezos dafür sorgen soll, dass alles nach Plan läuft, hatte bereits Anfang Februar gesagt, dass es schlicht nicht praktikabel wäre, die Jacht zu zerlegen und dann woanders fertigzustellen. „Wenn man irgendwo eine große Arbeit macht, möchte man, dass alle Werkzeuge an diesem Ort sind. Sonst muss man ständig hin- und hergehen. Außerdem ist dieses Projekt so groß, dass es praktisch keine Orte gibt, an denen die Arbeiten abgeschlossen werden können“, sagte er dem lokalen Sender Rijnmond.

Laut „Trouw“ soll Oceanco zusammen mit einem Branchenverband bereits seit langem Lobbyarbeit betreiben, um die „lästige Unterbrechung“ der Passage durch die Brücke zu umgehen, wie die Zeitung schreibt. Demnach soll es bereits im Dezember 2017 politische Unterstützung von den drei zuständigen Stadträten für den Abbau der Brücke gegeben haben, unter anderem wegen der ökonomischen Bedeutung des Schiffsbaus für die Region. Die Kosten und Risiken sollten von der Werft getragen werden, doch diese setzte die Pläne nicht um.

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