Wirbel in Rotterdam

Historische Brücke muss Bezos‘ Superjacht weichen

Web
03.02.2022 11:03

Amazon-Gründer Jeff Bezos sorgt für Wirbel im niederländischen Rotterdam: Damit der mit 177 Milliarden US-Dollar reichste Mensch der Welt mit seinem neuesten „Spielzeug“ namens Oceanco Y721, der mit 127 Metern größten Segel-Superjacht, in See stechen kann, soll eine unter Denkmalschutz stehende Brücke teilweise abgebaut werden.

Die Koningshavenbrug, den Rotterdammern als „De Hef“ bekannt, wurde 1927 eröffnet und spielte seitdem eine zentrale Rolle in der Geschichte der Stadt. Während der Bombardierung Rotterdams im Mai 1940 wurde die Hebebrücke schwer beschädigt, ein weiteres Mal 1978, als ein Schiff sie rammte. Doch Vorhaben, die einstige Eisenbahnbrücke abzureißen, scheiterten am Protest der Bevölkerung. Seit dem Jahr 2000 gilt die drei Jahre zuvor renovierte Brücke daher als „Rijksmonument“ und steht unter Denkmalschutz.

Für Bezos‘ Superjacht soll „De Hef“ aber nun zumindest teilweise demontiert werden: Der Dreimastschoner wird einem Bericht des lokalen Senders Rijnmond zufolge von der niederländischen Oceanco-Werft in Alblasserdam gebaut, ist aber zu groß, um unter der Brücke hindurchzukommen, wenn der Mittelteil auf seine volle Höhe angehoben wird. Der Amazon-Gründer und die Werft hätten sich daher an die Stadtverwaltung gewandt, um die Brücke vorübergehend auf ihre Kosten abzubauen.

Bei der Stadt scheint man dieser Bitte laut Rijnmond nachkommen zu wollen - sehr zum Missfallen von Historiker Ton Wesselink: „Beschäftigung ist wichtig, aber es gibt Grenzen dafür, was Sie mit unserem Erbe machen können und dürfen“, zitierte ihn der Sender.

„Sehr wichtiges Projekt“
Laut Marcel Walravens, der als Projektleiter zwischen 2014 und 2017 maßgeblich an der Renovierung der Brücke beteiligt war und auch in der Causa Bezos dafür sorgen soll, dass alles nach Plan läuft, wäre es schlicht nicht praktikabel, die Jacht zu zerlegen und dann woanders fertigzustellen. „Wenn man irgendwo eine große Arbeit macht, möchte man, dass alle Werkzeuge an diesem Ort sind. Sonst muss man ständig hin- und hergehen. Außerdem ist dieses Projekt so groß, dass es praktisch keine Orte gibt, an denen die Arbeiten abgeschlossen werden können“, sagte er zu Rijnmond.

Bei der Überlegung, „De Hef“ vorübergehend abzubauen, spielten laut Walravens auch ökonomische Interessen der Region eine Rolle: „Aus wirtschaftlicher Sicht und zur Erhaltung von Arbeitsplätzen betrachtet die Gemeinde dies als ein sehr wichtiges Projekt“, sagte er. „Darüber hinaus wurde Rotterdam auch zur maritimen Hauptstadt Europas erklärt. Der Schiffbau und die Aktivitäten in diesem Sektor sind daher ein wichtiges Standbein für die Gemeinde.“

„Wartung“ statt baulicher „Veränderung“
Kritik, dass durch das vorübergehende Entfernen des Mittelteils „irgendwann im Sommer“ die Brücke „verändert“ würde, weist Walravens zurück und spricht stattdessen von einer „Wartung“ - schließlich werde sie nach der Durchfahrt der Superjacht einfach restauriert. Eine entsprechende Genehmigung für diese „Sanierung“ wurde dem Bericht nach bereits beantragt.

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