Corona-Zahlen steigen

Wie sich die Spitäler für die neue Welle rüsten

Österreich
02.07.2022 08:47

Die nächste Welle der Corona-Pandemie rollt, und das erstmals im Sommer. Nach den Infektionszahlen steigen mittlerweile auch jene der mit Covid-19 hospitalisierten Patienten. Das Beratungsgremium Gecko hält einen Spitalsbelag von 2500 bis 4000 Patienten auf dem Peak der Welle für möglich. Das würde die Krankenhäuser sehr wahrscheinlich mitten in der Ferien- und Urlaubszeit treffen. Im Folgenden ein Überblick, wie sich die Spitäler auf die Welle vorbereiten.

Mit Sorge sieht der Wiener Gesundheitsverbund auf die Infektionszahlen und registriert bereits steigende Belagszahlen - insbesondere, wie für die Omikron-Phase bis dato charakteristisch, im Bereich der Normalstationen. Am 1. Juli (Stand: 11.00 Uhr) wurden auf Intensivstationen 14 Personen mit Covid-19 und weitere 14 mit Post-Covid behandelt, auf den Normalstationen waren es 142 und weitere 15, die aufgrund von Covid-19 behandelt werden, aber nicht länger positiv sind.

Auch beim Personal ist die derzeitige Infektionswelle mit Erkrankungsfällen spürbar, berichtete der Gesundheitsverbund. Zur Vermeidung und Reduktion von Infektionen in Klinik-Umfeld werden die internen Sicherheitsvorkehrungen laufend adaptiert, beispielsweise durch konsequentes Tragen der FFP2-Maske auf dem Klinik-Gelände, engmaschige PCR-Testungen oder Anpassungen der Regeln für Besuchende. „Wir planen unsere Covid-Kapazitäten auch weiterhin auf Basis unseres bewährten achtstufigen Covid-Versorgungsplans, der es uns erlaubt, die benötigten Ressourcen zur Verfügung zu stellen“, hieß es weiter. Urlaubssperren oder Ähnliches seien nicht geplant, aber wie in der gesamten bisherigen Pandemie müssen die Situation entlang des Infektionsgeschehens laufend neu bewertet werden.

„Urlaubssperren oder Ähnliches“ wird es auch in Niederösterreichs Spitälern im Sommer nicht geben, hieß es seitens der Landesgesundheitsagentur (LGA). „Es ist wichtig, dass sich unser Personal auch wieder einmal erholen kann“, ergänzte LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP). Zuletzt sei bereits ein moderater Anstieg bei den an Covid erkrankten Patienten (Gesamtzahl am Freitag: 201) verzeichnet worden. Hingewiesen wurde seitens der LGA darauf, dass der Großteil dieser Personen mit und nicht durch Corona in den Kliniken sei, also aufgrund von Unfällen oder anderen Erkrankungen ohnehin im Spital liegen würde. Dienstverhinderungen bei den Mitarbeitern würden sich aktuell in Grenzen halten.

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Es ist wichtig, dass sich unser Personal auch wieder einmal erholen kann.

LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP)

Die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG) fühlt sich derzeit für die Versorgung von Corona-Patienten gewappnet, und bereitet sich auf die prognostizierten Szenarien vor. Allerdings sei „die Frage der Erkrankungen beim Personal“ der Unsicherheitsfaktor. Gegebenenfalls seien daher „Leistungsanpassungen nicht auszuschließen“. Es sei wichtig, den Mitarbeitern ihren geplanten Urlaub zu ermöglichen, so eine Sprecherin der OÖG.

Im Burgenland gibt es einen trägerübergreifenden abgestimmten Stufenplan zwischen dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt und der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten GmbH), der mit dem Land auch akkordiert sei, hieß es. Urlaubssperre gebe es weder im Spital in der Landeshauptstadt noch in den fünf KRAGES-Häusern, die Mitarbeiter sollen ihren Erholungsurlaub auch konsumieren können, erklärten die Sprecher. Stationen seien aktuell ebenfalls keine gesperrt, wobei man inzwischen viel besser auf die Situation vorbereitet sei als zu Pandemiebeginn, inzwischen habe man einiges an Erfahrung gewonnen. Zurzeit befinden sich im Burgenland laut dem Koordinationsstab 35 Corona-Kranke in Spitalsbehandlung, drei von ihnen müssen intensivmedizinisch betreut werden.

Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) verwies auf die derzeit „recht entspannte“ Situation in den Krankenhäusern. Am Montag gab es 42 Patienten auf einer Normalstation - elf weniger als am Sonntag - und keine Intensivpatienten. „Wir wissen, dass sich das schnell ändern kann. Daher haben wir bereits für nächste Woche ein weiteres Koordinationsgespräch terminisiert.“ Aktuell gehe man nicht davon aus, dass man eine Urlaubssperre brauchen werde. Prettner appellierte an die Mitarbeiter im Gesundheitswesen, sich zu erholen, Überstunden abzubauen und Urlaub zu nehmen.

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Die Situation ist derzeit recht entspannt. Aber wir wissen, dass sich das schnell ändern kann.

Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ)

Seitens der Steiermärkischen Krankenanstalten (KAGes) hieß es am Freitag, dass derzeit keine Urlaubssperren für das Personal geplant sind. Besondere Vorbereitungen gibt es keine, man reagiere „der Situation angepasst“. Derzeit sind 530 Betten gesperrt, davon rund 300 aufgrund mangelnder Pflegekräfte und 40 aufgrund von Ärztemangel. Die restlichen sind isolationsbedingt wegen Covid nicht verfügbar.

In den Salzburger Landeskliniken (SALK) verschärft sich die Lage wieder: Die Zahl der Corona-Patienten steigt stark (seit Mitte Juni von 14 auf aktuell 38), ebenso die Anzahl der Spitalsmitarbeiter, die wegen Covid nicht arbeitsfähig sind (von 42 auf 110). Am Uniklinikum Salzburg sind wegen der Pandemie, aber auch aus Personalmangel, schon seit längerer Zeit 100 bis 150 Betten gesperrt, aktuell sind es rund 130. Es sei aber auch in normalen Sommern üblich, dass die Spitäler nicht auf vollen Touren laufen, so SALK-Sprecher Wolfgang Fürweger.

Urlaubssperren gibt es in Salzburg aber derzeit nicht, „weil unser Personal auch mal Zeit zur Erholung braucht und alte Urlaube bzw. Überstunden abbauen muss.“ Und dies veranschaulichte er mit Zahlen: Alleine in der Pflege haben sich aufgrund der Delta- und Omikron-Welle nur am Uniklinikum Salzburg (Landeskrankenhaus und Christian-Doppler-Klinik) 600.000 Plus-Stunden durch nicht konsumierte Urlaube und Überstunden angesammelt. Sollte noch mehr Personal ausfallen, werden die SALK sukzessive Leistungen zurückfahren. Dazu gibt es einen genau definierten Plan. Außerdem werden die Kliniken ab Mitte Juli schrittweise auf dezentrale Covid-Betreuung umstellen, das heißt, dass Corona-Patienten so lange wie möglich dort bleiben, wo sie sind, also entweder zu Hause, in einem Seniorenheim oder auf der ursprünglichen Station oder am ursprünglichen Standort im Spital.

In Tirol gibt man sich indes aktuell relativ gelassen und zuversichtlich. Die Krankenanstalten im Bundesland hätten nach zwei Jahren Pandemie viel Erfahrung sammeln können und würden „auch im Hinblick auf die Betten- und Personalkapazitäten auf Basis dieser Erfahrungen eine größtmögliche Flexibilität mitbringen“, hieß es seitens des Landes. Diese werde auch in den kommenden Wochen wesentlich sein. Man operiere mit vorausschauenden (Kapazitäts-)Planungen, die laufend adaptiert würden. Gleich lautete der Befund aus den landeseigenen tirol kliniken. Derzeit herrsche keine besorgniserregende Situation, wenngleich die Corona-Kurve auf den Normalstationen etwas nach oben gehe, sagte Kliniksprecher Johannes Schwamberger. Von den Auswirkungen früherer Wellen sei man aber, sowohl was Normal- als auch Intensivstationen angehe, weit entfernt. So gebe es derzeit an der Innsbrucker Klinik zwei Corona-Intensivpatienten - im November 2021 seien es zum Vergleich und als damaliger Höhepunkt 42 gewesen. Urlaubssperren oder dergleichen seien nicht in Planung, so Schwamberger.

In Vorarlberg wird das erhöhte Infektionsgeschehen aufmerksam beobachtet. „Alle Szenarien sind professionell vorbereitet“, hieß es am Freitag bei der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG). Man stimme sich laufend mit Fachleuten und Gesundheitsbehörden ab und greife bei den Planungen auf frühere Infektionswellen zurück, die Konzepte würden ständig überarbeitet. Derzeit zeige die Sommerwelle noch keine Auswirkungen im Spitalbetrieb. „Die Entwicklungen sind schwer vorhersehbar“, gab die KHBG zu bedenken. Man müsse möglicherweise kurzfristig reagieren, etwa Personal bereichsübergreifend einsetzen, um Engpässe auszugleichen. Eine akute systematische Leistungseinschränkung sei derzeit nicht absehbar. Laut aktuellem Lagebericht werden momentan 20 Corona-Patienten in Vorarlberger Spitälern stationär betreut, zwei liegen auf der Intensivstation. Derzeit können 46 der rund 6000 Mitarbeiter coronabedingt nicht arbeiten.

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