Freuen Sie sich über Ihre Wiederwahl?
Ja, sehr.
Man könnte ja meinen, dass es in Pandemiezeiten Angenehmeres gibt, als Vertreter der Ärzteschaft zu sein.
Für alle, die verantwortlich waren, war es kein angenehmes Leben. Wir waren alle nicht vorbereitet auf eine Pandemie. Es hat sehr viele Ängste unter den Kolleginnen und Kollegen gegeben. Wir als Ärztekammer waren Ansprechpartner, etwa bei den Verordnungen der Regierung, die wir den Ärzten übersetzen mussten, damit sie gut arbeiten können. Und eine Wahl ist immer ein Dankeschön an jene, die gewählt werden. Darüber freue ich mich sehr.
Im Herbst 2020 haben Sie mit Kollegen eine Corona-Panikmache geortet. Es gebe keine zweite Welle, nur einen „Labor-Tsunami“ hieß es da.
Da haben wir uns geirrt, das war eine falsche Einschätzung. Wer behauptet, in dieser Pandemie immer richtig gelegen zu sein, der lügt. Ich stehe aber nach wie vor dazu, dass man die ganze G’schicht in die Hände der Ärzte und nicht der Politik hätte legen sollen. Daher ist mir wichtig, die Pandemie aufzuarbeiten, ohne politisches Kleingeld daraus zu schlagen.
Wie lautet Ihre Prognose für den Herbst? Wird es wieder überfüllte Spitäler, abgesagte Operationen, überlastetes Personal geben?
Experten haben vier Szenarien dafür entwickelt. Da kann ich jetzt eines wählen, und dann wird’s doch ein anderes. Es ist total schwer einzuschätzen. Wichtig ist: Impfen nützt – nicht vor einer Infektion, aber vor schweren Verläufen und Intensivaufenthalten. Wir dürfen die Immunität nicht aus den Augen verlieren.
Abseits von Corona: Was beschäftigt die Ärzte in OÖ derzeit am meisten? Dass sie immer weniger werden – Stichwort Ärztemangel?
Ja, das ist ein großes Thema. Als ich 1980 zu studieren begonnen habe, waren die Anforderungen an einen Arbeitsplatz nicht so hoch gesteckt. Da war man froh, dass man arbeiten konnte. Die junge Generation hat zurecht andere Bedürfnisse, wie sie in dieser Medizin arbeiten will. Und diesen Bedürfnissen müssen wir nachkommen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dann kriegen wir die Menschen in diesen Beruf, und dann bleiben sie auch.
Da ist ja vor allem auch die Politik gefordert – was, wenn das nicht gelingt?
Dann gibt es Probleme in der Patientenversorgung, die qualifizierte Versorgung durch einen Arzt wird nicht mehr da sein. Was das für den Patienten bedeutet, hat man während der Pandemie gesehen, etwa bei längeren Wartezeiten bei Operationen. Aber dieses Szenario möchte ich jetzt gar nicht herbeibeschwören. Wir sind, gemeinsam mit der Politik, gefordert, dass das nicht passiert.
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