Nett und zufrieden

Kuschelhormon Oxytocin nimmt im Alter zu

Leben
21.04.2022 09:55

Menschen, deren Gehirn mehr Oxytocin freisetzt, sind einer US-Studie zufolge freundlicher zu anderen und zufriedener mit dem eigenen Leben. Das häufig Kuschelhormon genannte Oxytocin ist ein im Gehirn gebildeter Botenstoff, der unter anderem bei der Paarbindung und der mütterlichen Bindung eine Rolle spielt. Zudem beeinflusst es allgemein soziale Interaktionen. Die Ausschüttung nimmt mit dem Alter vielfach zu.

Das Team um den Neuroökonomen Paul Zak von der Claremont Graduate University hatte 103 Probanden zwischen 18 und 99 Jahren in die Studie einbezogen. Ihnen wurde ein Video über einen krebskranken Buben gezeigt, für das Forscher der Gruppe bereits früher festgestellt hatten, dass es die Ausschüttung von Oxytocin im Hirn stimuliert. Vor und nach dem Video wurde den Probanden Blut abgenommen, um die Veränderung des Oxytocinspiegels zu messen, berichten die Forschende im Fachmagazin „Frontiers in Behavioral Neuroscience“. 

„Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, einen Teil ihrer Einnahmen aus der Studie an eine Wohltätigkeitsorganisation für krebskranke Kinder zu spenden, was zur Messung ihres unmittelbaren prosozialen Verhaltens herangezogen wurde“, beschreibt Hauptautor Zak das Vorgehen. Zudem seien Daten über den emotionalen Zustand der Probanden gesammelt worden, um deren allgemeine Lebenszufriedenheit einschätzen zu können. Zur Überprüfung des prosozialen Verhaltens fragten die Wissenschafter ferner ab, ob die Teilnehmer im vergangenen Jahr Geld- oder Sachspenden geleistet und sich ehrenamtlich betätigt hatten.

„Die Personen, die in dem Experiment am meisten Oxytocin freisetzten, waren nicht nur großzügiger bei Spenden, sondern zeigten auch viele andere hilfsbereite Verhaltensweisen. Wir fanden auch heraus, dass die Freisetzung von Oxytocin mit dem Alter zunahm und positiv mit der Lebenszufriedenheit verbunden war“, so Zak.

Hilfsbereitschaft und Zufriedenheit steigen mit Oxytocin-Spiegel
Der Studie zufolge haben ältere Menschen also einen höheren Oxytocin-Spiegel und sind im Mittel hilfsbereiter und zufriedener als jüngere Menschen. Allerdings lässt sich aus der Untersuchung nicht ablesen, ob das Oxytocin Ergebnis oder Auslöser der beobachteten Verhaltensweisen ist.

„Wahrscheinlich gibt es neben der Freisetzung von Oxytocin noch weitere Faktoren, die Menschen dazu veranlassen, Geld zu teilen, für wohltätige Zwecke zu spenden, an religiösen Aktivitäten teilzunehmen und eine hohe Lebenszufriedenheit zu haben, die wir nicht messen konnten und die in zukünftigen Forschungen untersucht werden sollten“, schreiben sie. 

Oxytocin stärkt die Beziehung zum Nachwuchs
Die genaue Wirkweise von Oxytocin ist wissenschaftlich umstritten. Belegt ist, dass das Hormon eine wichtige Rolle in der Beziehung zwischen Mutter und Kind spielt: Oxytocin leitet die Wehen ein, stimuliert die Milchproduktion und stärkt die Beziehung zum Nachwuchs. Daneben kann es Stress und Ängste reduzieren, einfühlsamer machen, ist für die sexuelle Erregung wichtig und kann Paarbindungen sowie das Vertrauen zwischen Menschen fördern.

Hoffnungen, ein Oxytocin-Nasenspray als Autismus-Medikament einzusetzen, wurden enttäuscht: Eine US-amerikanische Studie mit fast 300 Kindern und Jugendlichen kam zu dem Schluss, dass das Hormon deren soziale Verhaltensweisen nicht verbesserte.

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(Bild: kmm)



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