16.02.2022 17:35 |

Riskante „Freiheit“

Schleusen auf: Nun alle Zeichen auf Durchseuchung

Ungeachtet der aktuell weiterhin hohen Neuinfektionszahlen hat sich die Regierung mit den Ländern auf umfangreiche Lockerungen verständigt. Ab 5. März dürfen auch Ungeimpfte sämtliche Bereiche betreten, die bisher den sogenannten G-Regeln unterlagen - und das dann ohne Test. Überhaupt muss dann niemand einen Nachweis mehr für Gastronomie, Hotellerie & Co. vorzeigen. Nach zwei Jahren Pandemie gehen also die Schleusen auf.

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„Wir haben die Pandemie noch nicht überwunden. Das Virus ist noch immer Teil unseres Lebens“, erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch. Dennoch könne man sich „Stück für Stück die Freiheit“ zurückholen. „Die aktuelle Lage scheint uns ein würdiges Frühlingserwachen aus dem eingefahrenen Krisenmodus zu ermöglichen“, meinte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). GECKO-Leiterin Katharina Reich versicherte: „Unsere Maßnahmen basieren auf einer Prognose, die evidenzbasiert ist.“

Das gilt ab 5. März

  • Wegfall sämtlicher Maßnahmen, außer für Hochrisikobereiche (Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser: dort 3G für Mitarbeiter, Dienstleister und Besucher)
  • Öffnung der Nachtgastronomie
  • Aufhebung des Konsumationsverbots bei Veranstaltungen
  • FFP2-Pflicht in Hochrisikobereichen (Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser), in öffentlichen Verkehrsmitteln inkl. deren Haltestellen und in Kundenbereichen des lebensnotwendigen Handels (Apotheken, Lebensmitteleinzelhandel, Banken, Postgeschäftsstellen etc.)
  • In allen anderen Bereichen gilt für geschlossene Räume eine FFP2-Empfehlung
  • 3G als generelle Regel bei der Einreise aus sämtlichen Staaten (ausgenommen Virusvarianten-Gebiete)

Warnung vor Long Covid
Nach zwei Jahren Pandemie steht einer Durchseuchung der Bevölkerung mit dem Coronavirus - obwohl sich Wien noch etwas ziert - damit wohl so gut wie nichts mehr im Weg. Und auch wenn die Wirtschaft bereits frohlockt - „Bauchweh“ hat da nicht nur der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober warnte zuletzt in der „Krone“ vor allem davor, Long Covid zu unterschätzen und eine gezielte Durchseuchung herbeizuführen. 

Chef der Intensivmediziner „hätte noch gewartet“
„Man hätte besser einen deutlichen Rückgang und einen klar sinkenden Trend bei den Neuinfektionen abgewartet“, meint Walter Hasibeder, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. Aber immerhin würden vulnerable Bereiche auch nach dem 5. März noch speziell geschützt.

Zahlen stabil, aber viele Tote
Die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen bleibe derzeit stabil bei etwa zehn Prozent der Bettenbelegung, der Routinebetrieb sei weitgehend möglich. Hasibeder wies allerdings auch darauf hin, dass „wir Tag für Tag zwischen 15 und 25 Corona-Tote (am Mittwoch waren es gar 44, Anm.) zu beklagen haben“, und künftige Mutationen könnten angesichts der Impflücke „zu erheblichen Problemen in der Versorgung führen“.

„Regierungsentscheidungen transparent machen“
Auch bei der größten Oppositionspartei gibt man sich kritisch. SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher forderte, die Evidenzgrundlage der Regierungsentscheidungen transparent zu machen. Bei der Pressekonferenz der Regierung danach gefragt, hatte Gesundheitsminister Mückstein einmal mehr betont, dass die maßgebliche Grundlage die Situation auf den Intensivstationen sei.

Höhepunkt überschritten?
Die GECKO-Experten selbst hatten erst am Dienstagabend im letzten „Ad-hoc-Executive Report“ erklärt, dass neue Öffnungen wohl „keinen signifikanten Einfluss“ auf die Infektionskurve haben dürften. Voraussetzung für weitere Lockerungen seien allerdings ein Überschreiten des Omikron-Höhepunkts sowie eine „klare Abflachung der Dynamik“. Die Neuinfektionen schwanken seit Anfang Februar zwischen 25.000 und knapp 40.000 Fällen - zuletzt gab es aber wieder einen Anstieg

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