Raumschiff Superpreis

Dacia Jogger: So fährt sich der billige Volks-Bus

Motor
07.02.2022 13:38

Es ist ein wirklich hochinteressantes Angebot, das Dacia mit dem brandneuen Jogger im Programm hat, für Familien oder andere Menschen mit erhöhtem Platzbedarf und überschaubarem Budget. Den bis zu siebensitzigen Crossover-Van gibt es bereits ab 15.000 Euro (Fünfsitzer) bzw. ab 2255 Euro pro Sitzplatz (Siebensitzer). Ob und welche Abstriche man bei diesen Kampfpreisen machen muss, insbesondere beim Fahren, hat „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl herausgefunden. Seine (Fahr-)Eindrücke hier im Video!

(Bild: kmm)

Man muss ihn glatt als „Raumschiff Superpreis“ bezeichnen, diesen Raumwunder-Rumänen. 15.800 Euro für ein Auto mit sieben vollwertigen Sitzen, das ist schon phänomenal. Ja, vollwertig. Sogar große gewachsene Erwachsene können in der dritten Reihe menschenwürdig reisen, auch das Ein- und Aussteigen ist ohne Verrenkungen möglich.

Dabei basiert der Jogger (der übrigens die Baureihen Dokker, Lodgy und Logan Kombi ersetzt) auf dem Kleinwagen Sandero, genauer gesagt auf dem Sandero Stepway. Der wiederum steht auf der CMF-B genannten aktuellen Kleinwagen-Plattform des Renault-Konzerns, auf der auch der Clio basiert. Die haben sie derart gestreckt, dass der Jogger nun auf 2,90 Meter Radstand und eine Länge von 4,55 Meter kommt.

Dazu hat der Jogger noch ein paar Offroad-Zutaten bekommen, die ihn zum echten Crossover machen: Plastikblenden, Seitenschweller, einen angedeuteten Unterfahrschutz und eine erhöhte Bodenfreiheit. Allradantrieb bleibt ihm aber verwehrt, die Kraft geht an die Vorderräder.

Sehr praktisch: Variable Dachreling
Der Vorderwagen bis einschließlich den vorderen Türen entspricht praktisch 1:1 der des Dacia Sandero Stepway, erst ab der B-Säule ist alles neu. Insbesondere der Knick in der Dachlinie, der vier Zentimeter nach oben schwenkt und für herausragende Kopffreiheit sorgt, fällt auf. Serienmäßig ist eine Dachreling.

Viel Platz für Gepäck und Insassen
Mit Vollbestuhlung bleiben 160 Liter Raum für Gepäck, mit umgeklappten Reihe-drei-Sitzen sind es 565 Liter. Baut man die Einzelsitze der dritten Reihe aus (ganz easy, sie wiegen nur jeweils zehn Kilogramm), erhält man ein Kofferraumvolumen (bis Sitzlehnenhöhe) von 708 Liter. Klappt man nun noch die geteilte zweite Reihe nach vorn, bringt man dachhoch mehr als 1,8 Kubikmeter unter. Ein Raumschiff, das sich aber nicht wie ein Schiff fährt.

Erstaunlich gutes Fahrverhalten
Obwohl der Jogger optisch wie technisch ein Sandero ist, sogar 20 Zentimeter Bodenfreiheit sowie eine höhere Karosserie aufweist, fährt er sich deutlich besser. Das Fahrwerk ist verbindlicher, die Lenkung direkter, mit mehr Kontakt zur Fahrbahn. In Kurven neigt er sich nicht übermäßig zur Seite und zieht selbst bei sportlicher Fahrweise sicher und akkurat seine Bögen.

Sein Dreizylindermotor stellt 110 PS sowie ab 2900/min. ein maximales Drehmoment von 200 Nm zur Verfügung und hat mit den 1233 kg bzw. 1261 kg DIN-Leergewicht (5-/7-Sitzer) wenig Mühe. Allerdings weist er ein deutliches Turboloch auf (wie viele ähnliche Motoren anderer Marken auch), zieht nach dessen Überwindung aber gut durch und macht ein Höchsttempo von 180 km/h möglich. Den Standardsprintwert gibt Dacia mit 10,5 bzw. 11,2 Sekunden an. Der WLTP-Verbrauch liegt bei 5,7 Liter auf 100 Kilometer, realistisch sind auf jeden Fall mehr als sieben.

Dieses TCe-110-Triebwerk wird erstmals in einem Dacia verwendet und ist vorläufig in Österreich auch die einzig verfügbare Motorisierung. 2023 wird der 140 PS starke Vollhybrid aus dem Renault Clio im Jogger angeboten. Damit gibt es dann auch eine Automatik-Alternative zur durchaus geschmeidigen Sechsgang-Handschaltung.

Unaufdringliches Motorgeräusch
Akustisch ist der Motor zwar als Dreizylinder deutlich erkennbar, nervt aber nicht mit aufdringlichem Geröhre. Lediglich bei voller Last entgleiten ihm etwas die Sitten, bei gleichmäßiger Fahrt läuft er aber eher turbinenartig. Auf der Autobahn wird es dennoch laut im Innenraum, wofür vor allem die Windgeräusche verantwortlich sind. Das bekommen vor allem diejenigen zu spüren, die sich nicht an das Autobahnlimit von 130 km/h halten.

Innenraum einfach, aber gut
Das Cockpit wurde ohne Veränderung aus dem Dacia Sandero übernommen. Es wird zwar viel hartes Plastik verwendet, aber mit den ab Comfort verwendeten Stoffapplikationen wirkt der Innenraum durchaus wohnlich. Zweckmäßig sowieso, insbesondere wegen der echten Drehregler für die Klimatisierung. Auch die Menüführung am Acht-Zoll-Touchscreen - so vorhanden - ist unkompliziert. Lediglich ein echter Lautstärkeregler wäre noch wünschenswert. Dafür sind wirklich alle Elemente nachts beleuchtet, sogar die beiden USB-Steckdosen (nur mit Navitainment).

Die Preise und Ausstattungen
Der Basispreis für die fünfsitzige Version liegt bei 14.990 Euro, die Preise für den Siebensitzer starten bei 15.790 Euro. Bereits in der Basisausstattung Essential serienmäßig sind LED-Abblendlicht mit Tagfahrlicht, elektrische Fensterheber vorne, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Geschwindigkeitsbegrenzer und Lichtautomatik. Fahrersitz und Lenkrad sind höhenverstellbar. Zur Sicherheitsausstattung gehören Notbremsassistent, E-Call und Berganfahrhilfe. Das Basis-Infotainmentsystem basiert auf Basis des eigenen Smartphones, das man in einer speziellen Halterung fixieren kann. Über eine App wird das Handy dann zum Touchscreen für das Navitainment. Man greift damit auf Fahrzeugfunktionen ebenso zu wie auf das DAB+ Digitalradio.

Eine Klimaanlage hat die Basisversion nicht. Außerdem sind die Außenspiegel ebenso manuell zu bedienen wie die hinteren Fenster. Was weder als Option noch mit einem höheren Ausstattungsniveau zu bekommen ist, ist LED-Fernlicht. Hier muss man mit Halogen auskommen.

Die Klimaanlage ist erst Teil der Ausstattung Comfort zum Preis ab 16.890 Euro (Siebensitzer: 17.690 Euro). Außerdem an Bord sind hier Tempomat, Einparkhilfe hinten sowie das Infotainmentsystem Media Display mit 8-Zoll-Touchscreen und Apple CarPlay/Android Auto via Kabel. Außenspiegel und Türgriffe in Wagenfarbe, getönte Scheiben hinten sowie Unterfahrschutz vorne und hinten sorgen für Outdoor-Optik. Zu den Highlights des Jogger Comfort zählt die serienmäßige modulare Dachreling: Sie lässt sich mit wenigen Handgriffen durch ausklappen der integrierten Holme in einen Dachgepäckträger mit 80 Kilogramm Traglast verwandeln.

Die Ausstattung Extreme ab 17.890 Euro (Siebensitzer: 18.690 Euro) umfasst Klimaautomatik und Rückfahrkamera sowie das schlüssellose Zugangs- und Startsystem. Apple CarPlay/Android Auto funktionieren hier drahtlos, induktives Laden wird aber nicht angeboten. Ebenfalls mit dabei ist eine relativ miese Rückfahrkamera und schöne, schwarze 16-Zoll-Leichtmetallräder. Sitzheizung, vordere Parksensoren und die Mittelarmlehne kosten extra.

Es gibt auch Assistenten
Die übliche Assistentenphalanx darf man sich natürlich nicht erwarten, aber es gibt einen serienmäßigen Notbremsassistenten, einen Totwinkelwarner, Tempomat, Parksensoren, Rückfahrkamera und eine Berganfahrhilfe.

Fahrzit
Wer so viel Platz braucht, wie er wenig Geld zur Verfügung hat, und mit leichten Abstrichen wie billigen Materialien, Halogen-Fernlicht oder einem nicht besonders leisen Innenraum leben kann, der wird nicht viel finden, was gegen den Dacia Jogger spricht. Raumangebot, Variabilität, Preis und sogar Fahrverhalten ist in der Kombination derzeit sonst nicht zu finden.

Warum?
Richtig viel Platz
Gut zu fahren
Konkurrenzlos günstig

Warum nicht?
Halogen-Fernlicht
Geräuschniveau auf der Autobahn

Oder vielleicht …
… auf den Hybrid warten? Echte Konkurrenten gibt es nicht. Man werfe nur mal einen Blick in die Preisliste des VW Caddy. Und sieben Sitze? Für die muss man richtig viel Geld ausgeben.

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(Bild: kmm)



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