Systemversagen droht:

Dramatische Hilferufe kommen aus Kinderbetreuung

Oberösterreich
17.01.2022 20:00
„Die Situation in der Kinderbildung und Kinderbetreuung ist dramatisch“, zeigt die Arbeiterkammer auf Basis einer Umfrage unter Beschäftigten in Kindergärten, Krabbelstunden und Horten auf. AK-Präsident Andreas Stangl übt zugleich Kritik an der Landespolitik, die das Problem kleinrede.

1430 AK-Mitglieder unter diesen Beschäftigten haben bei der Studie mitgemacht, die Präsident Stangl mit der AK-Expertin Sophie Hötzinger am Montag präsentierte - gedacht als Alarmruf vor „einem drohenden Systemversagen auf Kosten unserer Kinder“. Einen Link zur vollständigen Studie finden Sie hier.

Tatsächlich gibt es eine Unzahl dramatischer Hilferufe der Beschäftigten. Nicht einmal zwei von zehn Beschäftigten haben ausreichend Zeit, um Bildungsaufgaben umzusetzen oder um auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kinder einzugehen. Auch für Kinder mit besonderem Förderbedarf (wenn etwa die Erstsprache nicht Deutsch ist) fehlt die Zeit. Eine Pädagogin bringt das so auf den Punkt: „Wir gehen schon wieder mehr in Richtung Aufbewahrungsstätte als Kinderbildungseinrichtung. Viele Kinder gehen dadurch unter.“ Das liegt unter anderem an zu großen Gruppen, und zu viel Zeitaufwand für administrative Aufgaben.

Für die Beschäftigten heißt das zu belastende Arbeitsbedingungen mit psychischen und physischen Folgen. Wobei die Pädagoginnen keine „Waserl“ sind: Knapp sechs von zehn Beschäftigten geben sogar an, krank zur Arbeit zu kommen, um Kolleginnen nicht im Stich zu lassen. Die Landespolitik müsse sich endlich darum kümmern, fordert die AK.

ÖVP gegen „gebetsmühlenartiges Krankreden“
ÖVP-Klubobmann Christian Dörfel reagiert auf die AK so: „Wir haben Verständnis, dass Corona gerade auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OÖ. Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen fordert, genauso wie das auch in vielen andern Bereichen des öffentlichen Arbeitslebens der Fall ist. Wir sind sehr dankbar für die wertvolle Arbeit, die in den Einrichtungen geleistet wird. Ein gebetsmühlenartiges Krankreden der wertvollen Arbeit in der Elementarpädagogik trägt aber nichts zur Attraktivierung des Berufsbildes bei.“

Für Verbesserung der Arbeitsbedingungen
„Wir stehen unmittelbar vor den Verhandlungen zu einer neuen Art 15a B-VG Vereinbarung (zwischen Bund und Bundesländern), bei der wir uns - wie bisher - auch vehement dafür einsetzen werden, dass Maßnahmen finanziert werden, die die Arbeitsbedingungen verbessern“, sagt Dörfel weiter: „So passiert das schon jetzt intensiv mit der Förderung von zusätzlichem Personal für die Sprachförderung oder zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels. Dieses Personal, das selbstverständlich in den Einrichtungen wirksam wird, wird von der AK regelmäßig verschwiegen. Für die Verbesserung der Rahmenbedingungen braucht es jedenfalls die finanzielle Unterstützung des Bundes sowie ein gutes Miteinander von Bund, Land und den Rechtsträgern, die als Dienstgeber einen wesentlichen Einfluss auf die Rahmenbedingungen vor Ort haben. Die Einhaltung der Ankündigung des Bundes, die Mittel maßgeblich zu erhöhen, werden wir einfordern“, hält Dörfel fest. 

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