Streit in Italien

Forderung nach „Beschönigung“ der Infektionszahlen

Ausland
15.01.2022 10:15

In Italien ist eine Diskussion darüber entbrannt, das System zur Erfassung der Corona-Infizierten abzuändern. Es gibt Vorschläge, Infizierte ohne Symptome nicht mehr aufzulisten oder die Zahl der Neuansteckungen gar nur noch wöchentlich offenzulegen.

Mehrere Präsidenten der Regionen fordern eine Aktualisierung des Systems, sie wollen etwa, dass symptomfreie Patienten nicht zu den täglich infizierten Personen gezählt werden. Hinzu könnten Patienten, die nach einer Krankenhauseinlieferung positiv auf das Coronavirus getestet wurden, getrennt von Personen gezählt werden, die wegen Covid im Spital behandelt werden müssen, fordern die Präsidenten der Regionen weiters.

Wissenschaftliches Komitee wenig begeistert
Der Vorschlag ist allerdings umstritten: Das wissenschaftliche Komitee CTS, das die Regierung von Premier Mario Draghi im Umgang mit der Pandemie berät, meint, man solle weiterhin auch symptomfreie Patienten berücksichtigen, die aus anderen Gründen ins Krankenhaus eingeliefert werden, aber im Spital positiv auf Corona getestet werden. Damit könne man die Pandemie besser kontrollieren und Varianten identifizieren, betonten die Experten. Man dürfe im Kampf gegen die Pandemie nicht nachlassen.

Corona-Zahlen nicht mehr täglich veröffentlichen?
Gesundheitsstaatssekretär Pier Paolo Sileri sprach sich nun auch noch dafür aus, dass die Zahlen der Corona-Infizierten und Todesopfer nicht mehr täglich veröffentlicht werden, sondern lediglich wöchentlich. Die tägliche Veröffentlichung des Bulletins mit der steigenden Zahl der Infizierten löse Alarm unter der Bevölkerung aus.

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Die tägliche Veröffentlichung des Bulletins mit der steigenden Zahl der Infizierten löst Alarm in der Bevölkerung aus.

Gesundheitsstaatssekretär Pier Paolo Sileri

Einwände gegen Verschleierungstaktik
Anders sieht die Lage die Ärztekammer. „Eine Änderung der Kriterien zur Zählung der Covid-Patienten ist sinnlos. Im Fokus muss stets die Belastung der medizinischen und intensivmedizinischen Bereiche stehen, wie auch immer diese bewertet wird“, sagte Filippo Anelli, der Präsident der Föderation der medizinischen Vereinigungen. „Wir fordern Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und keine Schminkaktionen, die den tragischen Charakter und das Ausmaß der Pandemie verschleiern.“

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Wir fordern Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und keine Schminkaktionen, die den tragischen Charakter und das Ausmaß der Pandemie verschleiern.

Filippo Anelli, Präsident der Föderation der medizinischen Vereinigungen

Omikron dominiert Infektionsgeschehen
Indes wurde bekannt, dass die Omikron-Variante in ganz Italien mit einem Anteil von 81 Prozent überwiegt. Das norditalienische Aostatal wird ab Montag als orange Zone eingestuft, es werden mittelstarke Corona-Restriktionen eingeführt.

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Fälle in Italien steigt weiter an. Stand Donnerstag verzeichneten die Behörden in den zurückliegenden sieben Tagen landesweit durchschnittlich 1988 Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner, wie das Oberste Gesundheitsinstitut ISS unter Berufung auf Daten des Gesundheitsministeriums am Freitag in Rom mitteilte. Eine Woche zuvor lag der Wert noch bei 1669 Fällen.

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