Dreckiges Geschäft

Tauschbörsen größter Markt für Kinderpornographie

Web
02.05.2011 15:20
135 neue Pädophilen-Sites gehen tagtäglich online, doch wenig weiß man bislang darüber, wie kinderpornographisches Material über das Internet vertrieben wird. Eine am Montag in Berlin vorgestellte Studie bietet nun erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet nähere Einblicke in das schmutzige Geschäft mit der Kinderpornographie.

"Es fehlte bislang an einer kriminologischen Grundlagenforschung über die Herkunft und Verbreitung sowie den Umgang mit kinderpornographischem Material", so Uwe Schünemann, Innenminister von Niedersachsen und Vorsitzender des Bündnisses gegen Kinderpornographie "White IT". Diese Grundlage sei aber eine entscheidende Voraussetzung, um den ganzheitlichen Bekämpfungsansatz und die damit verbundenen strategischen Ziele umzusetzen, zum Beispiel die Nutzung kinderpornographischer Inhalte zu verhindern bzw. zumindest noch stärker zu erschweren.

"Unerschöpfliches Angebot in Tauschbörsen und Newsgroups"
Der Studie des Kriminalwissenschaftlichen Instituts der Leibniz Universität Hannover zufolge gibt es einen illegalen Markt ohne echte Preisbildung. "Ein digitales Kinderpornobild lässt sich leider beliebig oft kopieren. Gerade in den Tauschbörsen und in Newsgroups besteht ein breites, nahezu unerschöpfliches und grundsätzlich kostenfreies Angebot", so Institutsdirektor Bernd-Dieter Meier. Für die Nachfrager mit pädosexueller Präferenz bestehe immer der Wunsch nach neu- oder einzigartigem Material. "Unentgeltliche Tauschbörsen sind nach unseren Erkenntnissen der größte Markt für kinderpornographisches Material", so Meier.

Verbreitung hinter verschlossenen Foren-Türen
Neue Bilder und Filme würden vermutlich in erster Linie zunächst über geschlossene Benutzergruppen verbreitet. "Personen, die in diese hermetischen Bereiche gelangen wollen, müssen die Keuschheitsprobe ablegen, das heißt neues kinderpornographisches Material liefern", erklärt der Direktor des Kriminalwissenschaftlichen Instituts. Bei geschlossenen Benutzergruppen, beispielsweise Foren, zu denen der Zutritt nur ausgewählten Personen gewährt wird, stünden die Strafverfolger vor einer Herausforderung. Denn der Zugang werde nur bei persönlicher Bekanntschaft, durch Lieferung von Bildern oder Filmen oder möglicherweise auch gegen Geld geöffnet.

"Wir sind in diesem hochkriminellen Bereich größtenteils blind"
Der Einsatz verdeckter Ermittler in geschlossenen Benutzergruppen sei nach derzeitiger Rechtslage nur eingeschränkt möglich. "Wir sind in diesem besonders abgeschotteten, hochkriminellen Bereich größtenteils blind. Aus diesem Grund müssen wir die Einsatzmöglichkeit von verdeckten Ermittlern nach der Strafprozessordnung auf die Straftaten des sexuellen Missbrauchs von Kindern bzw. auch auf die Herstellung und Verbreitung dieser kinderpornographischen Inhalte erweitern", sagte Innenminister Schünemann am Montag in Berlin.

Interesse für kostenpflichtige Angebote bei Einsteigern groß
Und doch gebe es auch Interesse für kostenpflichtige Angebote, die im World Wide Web zu finden sind. "Es tendieren gerade 'Einsteiger' dazu, Geld für Kinderpornographie zu bezahlen. Es handelt sich offensichtlich um Personen, die keine vertiefenden Kenntnisse von der Infrastruktur haben und sich daher nur im WWW bewegen", so Meier. Bei dem angebotenen Material handele es sich in der Regel um Dateien, die aus kostenfreien Quellen gewonnen wurden.

"Schwer fassbares Dunkelfeld"
"Allerdings", ergänzt Meier, "ist es durchaus möglich, dass mit Kinderpornographie Geld verdient wird." Es sei aber nach derzeitigen Erkenntnissen nicht festzustellen, dass hier ein Markt bestehe, auf dem eine Regulierung des Preises nach Angebot und Nachfrage stattfinde. Das Marktvolumen sei außerdem nicht schätzbar und könne auch nicht für einzelne Staaten bestimmt werden. Es handele sich einerseits um grenzüberschreitende Sachverhalte und es sei andererseits von einem Dunkelfeld auszugehen, das schwer fassbar sei.

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