21 Jahre lang hat eine Wienerin ihre Trafik erfolgreich geführt. Dann kamen die Corona-Pandemie, Staatshilfen - und schließlich die Österreichische Gesundheitskasse mit einem Insolvenzverfahren. Jetzt steht die Geschäftsfrau vor dem Aus und muss im Dezember auf das Wohlwollen ihrer Gläubiger hoffen.
Maria R. (Name von der Redaktion geändert) hat sich tapfer über Wasser gehalten. Sie trotzte mit ihrer Trafik in einem Wiener Einkaufszentrum mehreren Lockdowns. Sie durfte zwar offen halten, aber Gastronomie und die meisten Geschäfte waren geschlossen. Die Kundenfrequenz entsprechend mau. „Ich wollte keinen Mitarbeiter entlassen und habe den Betrieb daher weitergeführt“, erklärt die Trafikantin. Im März dieses Jahres hat sie das Virus dann selbst, leider schwer, erwischt. Frau R. lag sechs Wochen im Krankenhaus. Um ihr Geschäft nicht zu gefährden, wurde bei Finanzamt und Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) ein Zahlungsaufschub beantragt. Beide wurden genehmigt.
Dennoch hat die ÖGK fast gleichzeitig beim Handelsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Frau R. ist diese Vorgehensweise völlig unverständlich: „Offenbar weiß dort die linke Hand nicht, was die rechte tut. Von der einen erhält man Hilfe, von der anderen den Todesstoß.“
Verfahren läuft nun
Die Trafikantin hat versucht, das Insolvenzverfahren zu stoppen, was bisher nicht gelang. Obwohl der Betrieb nicht konkursreif sei. Drei Tage nach dem Antrag der ÖGK kam die beantragte Hilfe von dem Corona-Ausfallfonds. Das macht jetzt keinen Unterschied mehr, da das Verfahren bereits läuft. Im Dezember werden die Gläubiger darüber abstimmen, ob sie dem von Frau R. vorgeschlagenen Ratenplan zustimmen. „Ich komme mir vor wie eine Kuh, die zu verkaufen ist“, ist die 65-Jährige verzweifelt.
Laut ÖGK stehe man dem Ansuchen positiv gegenüber. Man habe den Insolvenzantrag aufgrund der Zahlungsunfähigkeit von Frau R. gestellt. Das Gericht habe zugestimmt. Ein bisschen mehr Milde hätte in Zeiten wie diesen schon gutgetan!
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