Mangelnde Aussagekraft

Aus für Inzidenz: Deutsche ändern Covid-Warnsystem

Ausland
23.08.2021 17:47

Der Inzidenzwert galt lange Zeit als einer der wichtigsten Werte bei der Risikobewertung während der Corona-Pandemie in Österreich und Deutschland. Nun schafft die Regierung in Berlin jenen Wert, der angibt, wie viele Infizierte es in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gegeben hat, ab. Man habe sich darauf verständigt, dass künftig die Hospitalisierungszahlen der entscheidende Indikator für die Belastung des Gesundheitssystems sein sollen, hieß es am Montag aus Berliner Regierungskreisen. In Österreich spielt die Sieben-Tage-Inzidenz bereits seit Monaten keine so wichtige Rolle mehr.

Die Zahlenwerte bei den Sieben-Tage-Inzidenzen wie 35, 50 oder 100, die bisher über Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland gemäß dem Infektionsschutzgesetz bestimmten, sollen ganz wegfallen. Die Inzidenz verliert nämlich wegen der steigenden Impfquote an Aussagekraft. Nun soll ermittelt werden, wie viele Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohner in einer Woche ins Krankenhaus müssen. Derzeit liegt der Wert nach Angaben eines Sprechers des Gesundheitsministerium bei 1,3. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle betrug er zehn bis zwölf. Von diesen Patienten landet dann wiederum ein Teil mit schweren Krankheitsverläufen auf den Intensivstationen.

Regierungssprecher: „Pandemie der Ungeimpften“
Man wolle eine erneute Belastung der Ärzte und Pfleger wie im Winter auf jeden Fall vermeiden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Wo der neue Hospitalisierungs-Grenzwert liegen soll, ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch unklar, weil für ländliche und städtische Gebiete die Belastung des Gesundheitssystems unterschiedlich sei. Seibert sprach am Montag von einer „Pandemie der Ungeimpften“ - ein Ausdruck, der in der Vergangenheit auch von US-Präsident Joe Biden mehrmals verwendet worden war.

Mittlerweile seien laut Robert-Koch-Institut 90 Prozent der in Krankenhäuser eingewiesenen Corona-Patienten nicht geimpft. Der Anteil der Ungeimpften auf den Intensivstationen mache sogar 94 Prozent aus. Am Montag wurden 769 Corona-Patienten auf Intensivstationen in Krankenhäusern gemeldet. Der Wert ist noch deutlich niedriger als bei früheren Corona-Wellen, steigt aber kontinuierlich und schnell an. Am Montag vor einer Woche wurden noch 541 Menschen auf Intensivstationen behandelt.

In einer Reaktion meinte das österreichische Gesundheitsressort, dass hierzulande schon seit September 2020 die sogenannte risikoadjustierte Sieben-Tage-Inzidenz zur wöchentlichen Risikoeinstufung durch die Corona-Kommission verwendet werde. Andererseits würden die Pandemie-Maßnahmen auch anhand der Hospitalisierungszahlen gesetzt.

Platter erfreut: „Pandemie muss für Geimpfte vorbei sein“
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) begrüßte die Entscheidung der deutschen Regierung. „Ich habe bereits in den letzten Wochen betont, dass es nicht die Zukunft sein kann, sich bei Corona-Maßnahmen an der reinen Sieben-Tage-Inzidenz zu orientieren. Durch die voranschreitenden Impfungen muss unser Hauptfokus auf der Spitalsbelastung liegen“, so Platter.

Vor allem für das Tourismusland Tirol und die Menschen in Tirol und Bayern, die an der Grenze leben, sei das eine gute Nachricht. „Die Pandemie muss insbesondere für geimpfte Personen vorbei sein. Es darf keine Einschränkungen mehr bei der Reisefreiheit oder beim Grenzverkehr geben“, betonte der Landeshauptmann.

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