Forscher in Tirol untersuchen, ob bei Parkinson-Patienten das Tragen einer Bauchbinde spontane Blutdruckabfälle, die oft zu schweren Stürzen führen, verhindern kann.
„Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die erhöhte Fallneigung bei Parkinson auf spontane Blutdruckabfälle, sogenannte klassische orthostatische Hypotonien, zurückzuführen ist“, berichtet Prof. Gregor Wenning, Leiter der Abteilung für Neurobiologie an der Univ.-Klinik für Neurologie Innsbruck (T). Diese Kreislaufstörung tritt bei Parkinson und ähnlichen neurodegenerativen Erkrankungen wie der Multisystematrophie (MSA) aufgrund von Fehlfunktionen des autonomen Nervensystems auf. Dabei sinkt der Blutdruck binnen weniger Minuten nach dem Aufstehen drastisch ab. Schwindel und kurz andauernde Bewusstlosigkeit können die Folge sein.
Im Rahmen der neuen Studie will man nun die Wirkung einer tagsüber getragenen Bauchbinde auf den Blutdruck beobachten. „Die Bauchbinde kommt eigentlich aus der Adipositas-Chirurgie und wird in unserem Projekt quasi zweckentfremdet. Wir setzen sie ein, um mit der ausgeübten Kompression Blutansammlungen im Bauchraum zu unterbinden oder aufzulösen, sodass das Blut wieder zurück in den Kreislauf fließt und der Blutdruck stabilisiert wird“, erklärt Neurologin Dr. Alessandra Fanciulli (Med Uni Innsbruck). Dieser nicht-medikamentöse Eingriff bewährt sich vor allem bei älteren Patienten, die mit der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente oft unter Wechselwirkungen leiden und nicht noch zusätzlich belastet werden sollten.
Ob das Tragen der Bauchbinde untertags schließlich zu einer Verbesserung von Gangbild und Ganggeschwindigkeit beiträgt, wird im Ganganalyse-Labor anhand von Sensoren, die in den Schuhen der Patienten integriert sind, in regelmäßigen Abständen überprüft.
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