Teil des Trainings, das auf dem speziellen Porsche-Handling-Gelände im Lungau stattfindet, ist eine „Taxifahrt“ mit Walter Röhrl im Porsche 911 über einen vereisten Bergweg – im Rallyetempo. Dabei könnte einem Hören und Sehen vergehen – viel spannender ist es allerdings hinzuschauen und zu erleben, wie die Rallye-Legende den 385-PS-Sportwagen mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit in mörderischem Tempo über spiegelblank poliertes Eis pilotiert.
Es hat was Esoterisches
Ich frage mich, wie die Reifen auf dem Eis überhaupt greifen können, Walter Röhrl erklärt mir inzwischen die Geheimnisse für das schnelle Fahren: Er ist einfach schneller, und zwar nicht nur auf der Strecke, sondern vor allem im Kopf. „Das Geheimnis ist, dass ich viel früher Gegenmaßnahmen einleite als ein normaler Mensch; drum fahr ich mit verhältnismäßig wenig Lenkbewegung. Wennst ein bissl später dran bist, musst dreimal so viel lenken.“ Leuchtet ein.
„Ich merk sofort im Ansatz, was er tut, und sofort mach ich die Lenkung auf, des ist gar nicht weit. ein Normaler merkt des zu spät, dann muss er kurbeln wie a Narrischer.“ Und dann wird’s fast schon esoterisch: „Ich weiß schon vorher, was passiert. Es gibt so gewisse Vorahnungen, ich weiß was er tut, und tu‘s vielleicht schon früher, als es passiert.“ Und: Aufmerksamkeit. Auch wenn Röhrl denselben Weg 25 Mal am Tag rauf und wieder runter rast, ist er auf jedem Meter voll konzentriert, „weil es jedes Mal anders ist“. Ein Moment der Unachtsamkeit, und die Zeit ist weg. Oder das Auto
Fahrtraining für jeden
Auf dem Handling-Gelände fährt jeder selbst, den ganzen Tag lang: Kreisbahn, kurviger Rundkurs, Slalom. Die Fahrzeuge werden von Porsche gestellt, nagelneue 911er mit Heck- und Allradantrieb, Schalter und Doppelkupplungsgetriebene, Cabrios, Targas, dazu Cayman und Boxster. Cayennes sind zwar auch am Gelände, die sind aber nur dazu da, die Teilnehmer im Bedarfsfall zur Toilette zu kutschieren („gelber Schnee ist nicht schön“) und vor allem per Abschleppseil aus dem Schnee zu ziehen, wenn man in selbigen hineingerutscht ist. Und das passiert relativ häufig, sowohl mit Heck-, als auch mit Allradantrieb. „Cayenne ist schon unterwegs“ schallt dann die Stimme des Instruktors aus dem Funkgerät.
Sonst kommen da Anweisungen durch wie „nicht zu früh gegenlenken, lass ihn erst kommen“, „halt ihn quer“, „nimm den Gegenschwung aus der Kurve in die nächste mit, und dann sauber rumdriften“, wenn du zu schnell bist, kurz auf die Bremse, dann setzt auch kurzzeitig das PSM (entspricht ESP, Anm.) wieder ein und hilft dir“. Und: „Im Schnee immer in Bewegung halten, sonst bleibst du stecken.“
Im Lauf des Tages geht es immer besser, das „Popometer“ wird sensibler, auch der Gasfuß. Die Lenkbewegungen sind aber deutlich exzessiver als bei Walter Röhrl auf der Taxi-Strecke. Tröstlich ist, dass Röhrl nicht mal vielen Formel-1-Fahrern zuspricht, dass sie richtig Auto fahren können. „Ein Vettel oder Alonso, die fahren schon ganz gut, aber Keke Rosberg war ein Wahnsinn.“
„Ich schäme mich…“
Und dann die Geschichte über Alex Wurz. „Wir haben bei einer Kundenveranstaltung zusammengearbeitet, er sollte Taxifahrten im Porsche über die Rennstrecke machen. Bei der ersten Fahrt hat er das Auto in der zweiten Kurve verloren – mit einem Kunden am Beifahrersitz“, erzählt Röhrl. Beiden ist nichts passiert, aber der Schaden war, sagen wir, beträchtlich. „Seitdem begrüßt mich der Alex Wurz immer mit ‚ich schäme mich…‘, wenn wir uns sehen.“
Die Zweitagesveranstaltung „Power & Snow“ besteht aus einem Tag Fahrtraining und einem Tag Skipistenspaß mit Atomic-Testmaterial unter der Anleitung von Ex-Skiprofis, zwei Übernachtungen im Vierstern-Wellnesshotel, Verpflegung, Hüttenabend mit Pferdekutschenfahrt und kostet 1.440 Euro pro Person.
Übrigens: Nur rund ein Viertel der Teilnehmer waren Porschebesitzer, ein Teil der anderen wird wahrscheinlich unmittelbar nach der Veranstaltung zu sparen begonnen haben.
Stephan Schätzl
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