Bestellung ohne EU?

Auch Deutschland überlegt Einsatz von „Sputnik V“

Ausland
08.04.2021 11:10

Da die EU-Kommission weiterhin keinen Vertrag mit dem Corona-Impfstoffhersteller des russischen Vakzins „Sputnik V“ abschließen möchte, dürfte nun auch Deutschland auf einen Alleingang bei der Bestellung setzen. Gesundheitsminister Jens Spahn soll einem Medienbericht zufolge ein bilaterales - also direktes - Abkommen mit Russland planen. Voraussetzung dafür sei aber eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA.

Immer mehr Länder hoffen durch den Einsatz von „Sputnik V“ auf eine Beschleunigung ihrer Impfkampagnen. Während aber die Slowakei nach der Beschaffung nun wieder auf die Bremse tritt - es fehlen wesentliche Informationen für die Zulassung -, kündigte Spahn bilaterale Gespräche mit Russland an, um eventuelle Lieferungen auszuloten.

Zulassung noch ausständig
Man müsse aber sehr aufpassen, dass dies nicht zu einer „Fata-Morgana-Debatte“ werde, sagte er am Donnerstag im WDR5-„Morgenecho“. Zunächst gehe es um die Zulassung durch die EU. „Dafür muss Russland Daten liefern.“ Solange dies nicht geschehe, könne es keine Zulassung geben.

Die zweite Frage sei dann die der Bestellung, sagte Spahn. Die EU-Kommission habe am Mittwochabend erklärt, dass sie über „Sputnik V“ nicht Verträge schließen werde wie mit den anderen Herstellern. „Daraufhin habe ich auch im EU-Gesundheitsministerrat für Deutschland erklärt, dass wir dann bilateral auch mit Russland reden werden, und zwar erst mal darüber, wann überhaupt welche Mengen kommen könnten“, sagte Spahn.

Rasche Lieferung, sonst „unnötig”
„Um wirklich einen Unterschied zu machen in unserer aktuellen Lage, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen - ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff.“ Insofern erwarte er von Russland verbindliche Aussagen dazu, „wann welche Menge konkret nach einer Zulassung auch Deutschland erreichen könnte“.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission in Deutschland, Thomas Mertens, sagte im ZDF-„Morgenmagazin“, die publizierten Daten zu „Sputnik V“ „sehen sehr gut aus“, er wisse aber nicht, was der EU-Arzneimittelbehörde EMA noch an zusätzlichen Daten vorliege. „Wenn der Impfstoff geprüft und zugelassen wird, hätte ich persönlich dagegen nichts einzuwenden.“

AstraZeneca weiter im Einsatz
Im Diskurs um die Sicherheit des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca soll dieser nach Spahn auch weiterhin nicht bei Menschen unter 60 Jahren eingesetzt werden. Die EMA hatte am Mittwoch trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen jüngerer Menschen weiterhin uneingeschränkt grünes Licht für die Anwendung des Impfstoffes gegeben.

Da es aber auch Alternativen gebe, könne man aus Vorsicht bei der Empfehlung bleiben, AstraZeneca bei jüngeren Menschen nicht anzuwenden. Ähnlich argumentierte auch der Vorsitzende der deutschen Impfkommission.

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