Upcycling statt Abfall

Von der Upcycle-Tasche bis zum Energiekreislauf

Vorarlberg
05.04.2021 11:55

Ob aus Planen, Schläuchen und Einwegkanistern hergestellte Taschen oder Treibstoff auf Basis von Kartoffelschalen: Upcycling ist in aller Munde. Das ist auch gut so, denn es schützt die Umwelt.

Beim Recycling wird Abfall so aufbereitet, dass dieser im Anschluss als neuer Rohstoff wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann, aus dem dieser zuvor ausgeschieden war. Beim Downcycling werden Abfallprodukte in deren Grundbestandteile zerlegt, mit neuen Stoffen vermischt und in neuer Form wieder in den Kreislauf eingebracht. Das ist zwar oft mit hohen Energiekosten verbunden, jedoch definitiv besser als die Entsorgung. Das komplette Gegenteil ist - wie der Name schon sagt - Upcycling. Hier werden neue Produkte aus Abfällen entwickelt, wobei Letztere meist in ursprünglichen Form erhalten bleiben. Damit ist Upcycling ein nachhaltiger, energie- und umweltschonender Prozess, der vor allem in der Kreativ-Branche Einzug gehalten hat - natürlich auch in Vorarlberg.

Jede Tasche ist ein Unikat
Brigitte Ranacher etwa stellt Taschen aus PVC-Planen, Feuerwehrschläuchen und Autogurten her. Nach dem Abschluss der Textilfachschule durchwanderte die Göfnerin unterschiedliche berufliche Stationen - unter anderem war sie als Lkw-Fahrerin unterwegs. Doch die Näherei hat sie nie losgelassen und so eröffnete sie 2015 ihr Atelier Brana Taschnerei. Im Gegensatz zu den Machern der bekannten Freitag-Taschen setzt Ranacher allerdings nicht nur auf gebrauchte Materialien, sondern arbeitet überwiegend mit Ausschussware der Planen- und Schlauchproduktion. „Jedes Stück ist ein Unikat, nicht zuletzt, weil ich immer darauf angewiesen bin, was das Material hergibt“, sagt Ranacher. Bei ihr kaufen nicht nur Privatkunden, auch seitens des weltweit tätigen Unternehmen Omicron mit Sitz in Klaus werden für jeden neuen Mitarbeiter eine Tasche oder ein Rucksack bestellt.

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Jedes Stück ist ein Unikat, nicht zuletzt, weil ich immer darauf angewiesen bin, was das Material hergibt

Brigitte Ranacher

Bewusstsein schaffen
Aus alten Werbeplanen der Brauerei Frastanz entstehen sogenannte „Drei-Schwestern-Taschen“. Zudem führt Ranacher Reparaturen durch und gibt Kurse, sodass jeder sein eigenes Unikat nähen kann. Die Preise sind erschwinglich, denn: „Mir ist wichtig, dass sich junge Menschen eine solche Tasche leisten können und somit ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass man aus Abfall neue Dinge herstellen kann.“
Eduard Muther aus Röns fertigt ebenfalls Taschen, aber auch Behälter und Möbel - und zwar aus entsorgten Einwegkanistern. Mit seinem Label Leergut macht er Abfall salonfähig, denn seiner Ansicht nach ist Müll ein Designfehler.

Nachhaltiger Energiekreislauf
Eine andere Art des Upcyclings wird beim Frastanzer Familienunternehmen 11er verfolgt: So hat der Hersteller von Kartoffelspezialitäten im Zuge der „11er Klimaschutzinitiative“ einen eigenen, CO2-neutralen Energiekreislauf etabliert, dessen Herzstück die 2017 errichtete Biogasanlage darstellt. Ebendort werden biogene Rest wie beispielsweise Kartoffelschalen aus der eigenen Produktion durch Zugabe von Mikroorganismen, die für einen Gärungsprozess sorgen, zu Biomethan in Erdgasqualität umgewandelt. Der so gewonnene Treibstoff wird dann für den Transport der Kartoffeln aus den eigenen Erdäpfellagern in Bayern nach Frastanz eingesetzt. Dadurch werden rund 5500 Tonnen CO2 jährlich eingespart.

Eigene Anlage für Abwasseraufbereitung
Damit nicht genug verfügt das Unternehmen über eine eigene Anlage für die Abwasseraufbereitung, mit der große Wassermengen, die für die Produktion von Kartoffelgerichten nötig sind, wieder aufbereitet werden. Die Verantwortlichen von 11er sind sich darüber im Klaren, dass die Produktion von Tiefkühlware einerseits sehr viel Energie benötigt, und dass andererseits beim Frittieren, Dampfschälen und Blanchieren sehr viel Wärme entsteht. Beides belastet die Umwelt und so wurde einmal mehr im Kreis gedacht: Nun wird die Abwärme mithilfe einer Rückgewinnungsanlage für die Produktion verwendet.

„Re-Use“-Gedanke
Ja, es gibt viele Möglichkeiten, Abfall wiederzuverwenden. Entscheidend ist freilich, dass sich nicht nur kreative Köpfe damit auseinandersetzen. Vielmehr sollten sich die Konsumenten bereits beim Kauf Gedanken machen, woher die Produkte kommen und was am Ende aus diesen wird.

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