Trump hereingelegt?

Foxconns US-Werk entpuppt sich als „Geisterfabrik“

Digital
21.10.2020 13:19

Arbeitsplätze zurückzuholen, die aus den USA nach Asien verlagert wurden, war eines der großen Versprechen von US-Präsident Trump für seine erste Amtszeit. Und tatsächlich meldete er Erfolge: Apple baute wieder Rechner in den USA und der taiwanesische Auftragsfertiger Foxconn gelobte ein 10-Milliarden-Dollar-Investment in eine Displayfabrik in den USA. Trump feierte die Fabrik vor drei Jahren als das „achte Weltwunter“, scheint von Foxconn-Chef Terry Gou aber über den Tisch gezogen worden sein. Von den 13.000 Jobs, die Foxconn schaffen wollte, fehlt bis heute jede Spur und die Fabrikshallen sind leer.

Foxconn-Chef Terry Gou ist der reichste Mann Taiwans und gilt als gerissener Geschäftemacher. Sein Unternehmen ist dafür bekannt, seine unter anderem iPhones zusammenbauenden Mitarbeiter nicht gerade vorbildlich zu behandeln.

Umso überraschender kam die Ankündigung, Foxconn werde in den nicht unbedingt für niedrige Löhne bekannten USA ein riesiges Display-Werk errichten. Zehn Milliarden US-Dollar wolle man investieren und in dem Werk, das 2020 eröffnet werden sollte, bis zu 13.000 Jobs schaffen, versprach Gou, als er im Juni 2018 mit Trump zum Spatenstich ausrückte.

Zwei Jahre später sieht es nicht so aus, als hätte Foxconn Wort gehalten, berichtet das IT-Portal „The Verge“ nach einem Lokalaugenschein. Dort, wo Trump schon das „achte Weltwunder“ stehen sah, finde man lediglich Tausende Seiten behördliche Dokumente, einige renovierungsbedürftige Bürogebäude, eine Kuppel und eine nahezu leere Fabrik.

Fabrik wurde zu Lagerhalle umgewidmet
Statt Tausender Arbeitskräfte seien wenige Hundert beschäftigt worden - und die wohl auch nur, um den Bundesstaat zu Steuersubventionen zu bewegen. Zum Jahreswechsel habe Foxconn keine 300 Mann an dem Standort beschäftigt, erklärte der Bundesstaat Wisconsin in der Ablehnung des Ansuchens. Und selbst von ihnen habe Foxconn viele schon wieder gekündigt, heißt es in dem Bericht.

Das Gebäude, das Foxconn als Fabrik betreiben wollte, wurde im September umgewidmet: Verwendungszweck ist nun nicht mehr die Produktion, sondern nur mehr die Lagerung von Produkten.

US-Fiskus investierte Hunderte Millionen
Jobs und Steuereinnahmen hat die „Geisterfabrik“ demnach noch kaum geschaffen. Kosten hatte der US-Fiskus aber sehr wohl. Bis zu 400 Millionen US-Dollar, rechnet man vor, dürften von US-Regierung und lokaler Verwaltung in das Werk beziehungsweise die Nutzbarmachung des Grundstückes und die Errichtung der Infrastruktur gesteckt worden sein.

Vom gigantischen Displaywerk fehlt derweil jede Spur. Die wenigen Beschäftigten, die vor Ort angetroffen wurden, erzählten, dass Foxconn an dem Standort nun Server herstelle und vorhätte, Beatmungsgeräte zu produzieren. Dass an dem Standort überhaupt irgendetwas produziert werde, sei aber gar nicht belegbar, heißt es im Bericht.

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