360 Metallstelen stehen im Garten vor dem Psychiatrischen Krankenhaus in Hall in Tirol. Zarte Pfeiler mit markantem Haupt, in dem Namen eingraviert sind. Die Stelen erzählen von jenen 360 Frauen, Männern und Kindern, die in der NS-Zeit von der ehemaligen Heilanstalt Hall deportiert und ermordet wurden - in der berüchtigten Tötungsanstalt Hartheim bei Linz und in Niedernhart-Linz. Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, die als „unwertes Leben“ gebrandmarkt waren.
Nachweislich 707 Opfer im Gau Tirol-Vorarlberg
Im Gau Tirol-Vorarlberg fielen nachweislich 707 Menschen dem perfiden Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer. Historiker Oliver Seifert sprach bei der gestrigen Enthüllung des Gedenkortes von „zerbrochenen Leben“ und von Menschen, denen die Nazis die Individualität raubten: „Bis zu 300.000 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder waren Opfer dieser Krankenmorde.“
Der „muffige Mantel der Geschichte“ ist gehoben
Die 360 Stelen machen jene sichtbar, die ausgelöscht wurden. „Über die der dicke und muffige Mantel der Geschichte gebreitet wurde“, wie es Hanna Peluso-Nemec, Angehörige eines der Opfer, in einer sehr persönlichen und berührenden Ansprache formulierte. An einer Informationsstation sind die Schicksale der Menschen nachzulesen. Peluso-Nemec sprach auch vom langen Schweigen in den Familien: „So, als müssten wir uns ihrer schämen.“
Lebensgeschichten der Opfer werden erzählt
Die Installation verortet die Opfer auf der stilisierten Landkarte in jenen Dörfern, aus denen sie kamen. So können die Besucher die Spur der Geschichte leichter aufnehmen. Gesundheits-LR Bernhard Tilg bezeichnet den neuen Gedenkort als „sichtbaren Teil einer lebendigen Erinnerungskultur“. Hier wird der Opfer gedacht und daran erinnert - wie es im Begleittext heißt - „wozu wir Menschen fähig sind“.
Weitere Informationen unter : www.gedenkort-hall.at
Claudia Thurner, Tiroler Kronenzeitung
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