Einsames „Hallelujah“

Partyinsel verwaist: Ba, Ba, Ba, Baba, Ballermann!

Ausland
17.07.2020 20:02

Die Schließung vieler Lokale auf Mallorca nach wilden Partys ohne Corona-Schutz macht den Ballermann zum internationalen Buhmann. Statt „König von Mallorca“ tönt aktuell ein einsames „Hallelujah“ zweier Straßensänger über die Partymeilen. Die Insel ist verwaist, vereinzelte Touristen trauen ihren Augen nicht. Lob gibt es hingegen für das Verhalten der Gäste aus Österreich. „Österreicher verhalten sich perfekt“, sagt Tourismusdirektorin Rosana Morillo im „Krone“-Interview. 

„Letztes Jahr um diese Zeit war hier alles voll“, sagt eine junge Frau zu ihrem Freund, als sie über den Ballermann schlendert. Und heuer: „Tot, toter - Malle.“

Corona stellt die Welt auf den Kopf - und sorgt dafür, dass sogar Erholungssuchende dieses Jahr an den „Balneario 6“ fliegen können. Denn die Eimer sind verboten, die Discos geschlossen. Mallorca hat die Notbremse gezogen - das könnte auch in den kommenden Jahren so bleiben.

Video: Ballermann macht jetzt Corona-Pause

„Schließungen sind keine Lösung“
Eine Gruppe norddeutscher Burschen, auf deren T-Shirts groß „Malle 2020“ steht, kann das nicht verstehen. „Die Schließungen sind keine Lösung, dann verlagert es sich eben auf den Strand“, sagen sie. Sie seien jedes Jahr auf „Malle“, so hätten sie es noch nie erlebt.

„Task Force“ wurde eingerichtet
Die Problematik der Verlagerung ist der Regierung bekannt, eine eigene „Task Force“ aus Polizei, Arbeits- und Gesundheitsinspektoren wurde eingerichtet. Bis 23 Uhr ist am Strand tatsächlich kaum jemand zu sehen, nur ein Grüppchen Touristen hat sich um zwei Straßensänger versammelt, die Leonard Cohens „Hallelujah“ singen - mitten am Ballermann, man kann es nicht oft genug betonen.

Corona hat dem Grölen ein Ende gesetzt
Philipp, Timo und Robin aus Köln sehen die Situation gelassen: „Wir wussten, dass alles zu ist, aber wir wollten ein bisschen Sommer haben“, sagen sie. Getreu dem „Malle“-Motto „Scheiß drauf, Urlaub ist nur einmal im Jahr“. Die „Schalalas“ fehlen heuer aber, Corona hat dem Grölen ein Ende gesetzt.

„In Ischgl war die Situation anders“
Mallorca will keine Partyinsel mehr sein, sagt Tourismusdirektorin Rosana Morillo im Interview mit der „Krone“ - und es scheint, die Insel meint das ernst.

„Krone“: Es war ein harter Schritt, die Discos wieder zu schließen. Warum war das nötig?
Rosana Morillo: Weil sich eine kleine Gruppe an Gästen sehr verantwortungslos und beschämend verhalten hat. Wir mussten das tun, um Schlimmeres zu verhindern - auch als Prävention.

Auf der Insel und im Netz behaupten einige, die Bilder seien aus vergangenen Jahren, tatsächlich sind die Partyhotspots aktuell sehr leer.
Nein, die Bilder sind aktuell, wir haben das mit der Polizei gegengecheckt. Ich bin froh, wenn es nun ruhiger ist - das ist der Effekt, den wir haben wollten.

Partyhochburgen als Virenschleudern - das erinnert an Ischgl. Dieselbe Situation?
Ich finde, das ist nicht vergleichbar, denn damals wusste man kaum etwas über das Virus. Heute kann man viel schneller reagieren.

Sie haben also aus den Fehlern, die in Ischgl gemacht wurden, gelernt?
Ich finde es schwierig, von Fehlern zu sprechen, die Situation war damals eine andere, und ich glaube, jede Regierung versucht ihr Bestes im Kampf gegen das Virus.

In beiden Fällen gab es eine Diskussion um nachhaltigeren Tourismus. Aber Mallorca lebt doch genau davon?
Die Partytouristen sind nur etwa fünf Prozent unserer Gäste. Die mediale Präsenz ist aber so groß, dass man Mallorca immer damit assoziiert, aber das ist nicht wahr. Wir wollen diesen Tourismus auch nicht.

Wie gelingt die Wende?
Wir haben schon im Jänner, unabhängig von Corona, neue Gesetze erlassen, die nun für fünf Jahre gültig sind. Die Happy Hour wurde etwa verboten, es gibt keine Aktionen mehr wie „Ein Ticket, fünf Discos“. Wir wollen, dass sich auch die Gastronomie dahingehend verändert.

Auf den „beschämenden Videos“, wie Sie es nannten, sind großteils deutsche und britische Gäste zu sehen. Wie steht es um Österreicher?
Österreicher verhalten sich perfekt (lacht). Soweit ich weiß, gab es keine Zwischenfälle mit Österreichern. Natürlich ist das keine Nationalitätenfrage, aber Österreicher sind verantwortungsbewusste Gäste.

Aus Mallorca berichtet:
Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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