Autofreie Innenstadt?

„Jede Hebein-Schlagzeile ist eine Kriegserklärung“

Wien
19.06.2020 17:06

Beim Thema „autofreie Innenstadt“ ist vom rot-grünen Koalitionsfrieden - soweit es diesen jemals gab - kaum eine Spur mehr zu sehen. Bei „Moment Mal“-Moderatorin Damita Pressl fliegen zwischen Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) und Verkehrssprecher Rüdiger Maresch (Grüne) regelrecht die Fetzen: Die Grünen würden „unterschiedliche Gruppen gegeneinander aufspielen“, bekrittelt Nevrivy. Und Maresch wirft den Roten vor, in Sachen Verkehrspolitik zu blockieren. Es wird wohl ein heißer Wahlkampf in der Hauptstadt, und er scheint voll im Gange.

„Wenn man alle Ausnahmen auflistet, wird es wohl ein Gewista-Plakat an jeder Einfahrt brauchen“, teilt Ernst Nevrivy (SPÖ), Bezirksvorsteher des 22. Bezirks, in Richtung des Koalitionspartners aus. Und: „Jede Schlagzeile der Frau Stadträtin ist eine Kriegserklärung an irgendeine Gruppe in dieser Stadt.“

Rüdiger Maresch, Verkehrssprecher der Wiener Grünen, ist empört: Es seien im Zuge eines Prozesses im Bezirk alle Parteien in die Pläne eingebunden worden, die Innere Stadt autofrei zu machen. Die SPÖ sei einverstanden gewesen, habe aber aus wahltaktischen Gründen wenige Stunden vor der Pressekonferenz einen Rückzieher gemacht, wirft Maresch den Roten vor.

Und Maresch geht weiter: Nevrivy würde bloß „möglichst fest auf die Grünen und auf die Radfahrer hinhauen“, um Stimmen von der FPÖ zu lukrieren. Lächerlich sei das, erwidert Nevrivy. Aber eine autofreie Innenstadt werde es nicht geben, das sei „nichts anderes als Populismus“ und würde die Wienerinnen und Wiener gegeneinander ausspielen, zumal faktisch bloß das Parken an der Oberfläche verunmöglicht würde, aber weiterhin „Zigtausende Autos“ in den Bezirk hineinfahren würden. 

Für Maresch hingegen ist das Konzept längst überfällig, selbst wenn er zugibt, dass nur in etwa eine 30- bis 40-prozentige Reduktion des Autoverkehrs angestrebt werde: „Andere Städte haben das schon lange gemacht, Wien ist hier Nachzügler“, betont Maresch.

Auch, dass die Grünen bei diesem Projekt mit der ÖVP liebäugeln würden, lässt er nicht gelten: „Der nächste Bürgermeister heißt Michael Ludwig, und er kann sich aussuchen, ob er mit der ÖVP Wiener Wohnen privatisiert oder mit uns eine rot-grüne Politik macht“, so Maresch weiter.

Wirklich einig sind sich die Herren nur in einem Punkt - Mobilität müsse neu gedacht werden, und hier brauche es ein Konzept für ganz Wien. Und dass die öffentlichen Verkehrsmittel in der Hauptstadt gut funktionieren, da besteht auch Einigkeit. Wobei sich Nevrivy auch hier einen Seitenhieb nicht verkneifen kann: „Den macht auch die Ulli Sima, den haben wir im Ressort, und der wird auch Jahr für Jahr verbessert.“

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