Beziehungen gefordert

Studie zeigt die Intimität in Zeiten der Krise

Wissenschaft
07.06.2020 06:00

Das Virus hat alles verändert - auch Partnerschaft und Sexualität. Die erste Intimitätsstudie, durchgeführt am Fachbereich Sozialpsychologie der Freud-Universität während der Corona-Quarantäne, liefert überraschende Ergebnisse.

Als Conclusio könnte über der Befragung von mehr als 8100 Personen in Österreich und Deutschland stehen: Sie sind in der Krise monogamer geworden. „Da spielt die Angst vor der Ansteckung mit, aber auch die eingeschränkten Möglichkeiten während der Quarantäne“, erklärt die Soziologin Barbara Rothmüller. Sie hat die Daten von fast 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewertet.

Für viele kaum Veränderung
Die Online-Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Kinsey-Institut in den USA durchgeführt und ist zwar nicht repräsentativ, aber sehr aussagekräftig. Für 50 Prozent der Befragten ist ihr sexuelles Begehren gleich geblieben, 25 Prozent erlebten durch Stress und Ängste einen Libidoverlust, weitere 25 Prozent eine Steigerung ihrer sexuellen Lust. Das seien, so Rothmüller, jene Personen, die mit Sex ihre Stimmung regulieren, gerne was Neues ausprobieren, risikobereiter seien.

Viel Neues probiert
Apropos ausprobieren: Fast 10 Prozent gaben an, während Corona neue sexuelle Praktiken ausprobiert zu haben. Manche legten sich Sexspielzeug zu, andere widmeten sich vermehrt dem Cybersex, also sexuellen Nachrichten, erotischen Gesprächen am Handy, Nacktfotos, teilweise Videos oder Aktivitäten in Live-Chats oder Webcam-Plattformen. Motto: In einer „Weltuntergangsstimmung“ macht man noch schnell etwas Aufregendes, bevor es zu spät ist…

Mehr Achtsamkeit im Internet notwendig
So aufregend und lustvoll das für manche Befragte auch ist: Nur zwei von drei Personen denken dabei an die digitale Sicherheit. Auch wenn Cybersex mit Personen praktiziert wird, die man persönlich kennt, sollte man sich unbedingt präventiv schützen, warnt die Soziologin und verweist auf eigene Beratungsstellen. Vor allem nach Trennungen komme es manchmal zur ungewollten Weiterleitung von sexuellem Bild- und Videomaterial (was übrigens strafbar ist).

Beziehungen auf dem Prüfstand
Bemerkenswertes Detail: „In sexuellen und romantischen Beziehungen wurde mehr über sexuelle Phantasien gesprochen und diese sind in der Folge auch sehr oft umgesetzt worden“, so Rothmüller. Die Partnersuche hingegen wurde zurückgefahren, unverbindliche sexuelle Kontakte wurden auf ein Minimum reduziert, so weit es Menschen in der Einsamkeit und ohne körperliche Nähe ausgehalten haben. „Die Menschen sind während der Krise monogamer geworden“. Dabei standen Liebesbeziehungen durch die mit der Pandemie verbundene Aufbruchstimmung auf dem Prüfstand. Gute Beziehungen wurden noch enger. Kritische Beziehungen zeigten Brüche, vor allem ohne Rückzugsort in der Wohnung oder auch bei Jobverlust.

Pandemie förderte Solidarität
Teil der Befragung waren auch Beziehungen am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Im Job habe sich gezeigt, dass von Frauen auch im beruflichen Kontext psychosoziale Unterstützung erwartet wurde, was teilweise überfordernd gewesen sei, so die Soziologin. Überrascht war Rothmüller vom Ausmaß der Sorge, dass benachteiligte Personen in der Krise unter die Räder kommen könnten. „Zwei Drittel fanden, dass in der Pandemie eine solidarische Stimmung in der Bevölkerung herrschte, über 80 Prozent leisteten während Corona Nachbarschaftshilfe und engagierten sich für Mitmenschen. Sehr oft mit der Sorge im Hintergrund, die Wirtschaft könnte zusammenbrechen und die Ungleichheiten in der Gesellschaft sich verstärken.“

Wird Corona rückblickend zu mehr Trennungen oder zu mehr neuen Partnerschaften führen? „Dafür ist es noch zu früh“, sagt Rothmüller, „die langfristigen Auswirkungen der Krise auf Beziehungen stehen den Paaren erst bevor.“

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