Problem mit E-Learning

Corona macht deutlich: Schulen hinken digital nach

Österreich
24.04.2020 06:00

Schulen sind noch nicht auf dem nötigen digitalen Stand, beklagen Agenda Austria und Schülervertreter der AKS Wien. Unser Bildungssystem sei in vielen Aspekten im letzten Jahrhundert stecken geblieben. „Das österreichische Bildungswesen wurde von Corona kalt erwischt, ein moderner, auf die Corona-Krise angepasster Unterricht wird, wenn überhaupt nur durch motivierte Lehrer geboten“, so die ernüchternde Erkenntnis. Die Mahnung in Richtung Politik: Der nächste „Lockdown“ darf bildungstechnisch nicht mehr so ablaufen wie der aktuelle!

„Es ist traurig, dass wir erst in Zeiten einer Pandemie erkennen, dass unser Schulsystem auf mehr als einem Themengebiet hinterherhinkt. Die Zugangsmöglichkeiten für viele Schülerinnen und Schüler sind nicht gegeben, sei es durch fehlende technische Ausstattung zu Hause oder andere sozioökonomische Probleme“, erklärt Matthias Hauer, Landesvorsitzender Achse kritischer Schüler_innen (AKS) Wien. „Von flächendeckend funktionierendem E-Learning kann nicht die Rede sein.“

45% fühlen sich vom E-Learning überfordert
Die AKS ist neben der starken Schülerunion eine weitere Organisation von und für Schüler. Eine Umfrage (siehe auch Grafiken unten), an der 1500 Maturanten und weitere 150 Schüler teilnahmen, habe gezeigt: 45% fühlen sich vom E-Learning überfordert, oder es fehlt die notwendige Unterstützung zu Hause. 32% haben keine ausreichende Internetverbindung, und 15% bräuchten (finanzielle) Unterstützung für das technische Equipment.

Österreich habe eines der teuersten Bildungssysteme weltweit und dennoch seien unsere Schulen technisch oft noch mit Overhead-Projektoren, alten Computern und schlechtem oder keinem WLAN ausgestattet, kritisiert der Schülervertreter. „Unter solchen Bedingungen, wird Bildung noch mehr aufgrund von sozioökonomischen Faktoren vererbt als bisher. Es braucht endlich echte Förderpakete für Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit und auch Maßnahmen, die garantieren, dass wenn die Schule wieder beginnt, niemand auf der Strecke bleibt“, so Hauer.

Von „Masterplan der Digitalisierung“ nicht viel zu sehen
Zwar wird seit vielen Jahren vom „Masterplan für die Digitalisierung der Bildung“ geredet, aber in der Praxis ist davon nicht viel zu sehen, heißt es auch seitens der Vereinigung für wissenschaftlichen Dialog und gesellschaftliche Erneuerung, Agenda Austria. Auch am nötigen Geld fehlt es bei der digitalen Bildung, warnten Schulbuchverleger erst vor Kurzem gegenüber der „Krone“ vor einem „digitalen Fiasko“ im Bildungsbereich.

Ganz anders die Lage für die Schüler in Estland, Finnland oder den Niederlanden. Dort ist E-Learning längst Teil des Alltags. Während Österreich gerne über die Digitalisierung der Bildung rede, haben diese Länder schon vor Jahren damit begonnen, ihre Bildungssysteme fit für die Zukunft zu machen. Sollte es wieder zu einem Lockdown kommen, darf es „bildungstechnisch nicht mehr so ablaufen wie der aktuelle“, fordert Agenda Austria.

Was Österreich von diesen Ländern lernen kann, hat sich die Agenda Austria in einer aktuellen Analyse mit dem Titel „Wenn das Klassenzimmer nach Hause kommt“ im Detail angesehen. Ernüchterne Erkenntnis: Zwar werden an einigen Schulen auch bereits vorhandene digitale Hilfsmittel wie die digitalen Mitteilungshefte „Schoolfox“ oder „Untis“ und auch Apps für virtuelles Lernen wie „eSquirrel“oder „Anton“genutzt, in vielen Schulen wird der Unterricht aber weitgehend über E-Mails und Zettelwirtschaft zum Selberdrucken (beziehungsweise zur Selbstabholung in den Schulen) organisiert.

Lernen heißt trainieren für ein gutes Leben
Wie viele Kinder wissen genau, was sie einmal werden wollen? Sehr wenige. Daher brauchen Kinder die Möglichkeit, ständig ausprobieren zu können, was sie leidenschaftlich gerne tun und worin sie besonders talentiert sind. Gute Lehrer und Eltern versuchen daher nicht, zu früh einseitig zu perfektionieren, sondern Kinder darauf vorzubereiten, mit den vielen Wahlmöglichkeiten umzugehen, die sich ihnen einmal bieten werden, wenn sie selbst für ihr Leben Verantwortung übernehmen. „Gehen Kinder immer nur den bequemen Weg, werden sie später nirgends wirklich hervorragend sein. Sobald sie dagegen hartnäckig an einer Sache dranbleiben, beherrschen sie diese irgendwann wirklich gut und werden dafür mit viel Freude belohnt“, betont Bildungsexperte Andreas Salcher.

Gerade die herausfordernde Situation der Gegenwart ist eine gute Gelegenheit, die notwendigen sozialen Fähigkeiten wie Eigenmotivation, Kommunikation und Kreativität für die Zukunft zu trainieren. Menschen, die begeistert lernen, werden ein gutes Leben haben. “Lernen heißt trainieren für ein gutes Leben„, ist Autor Andreas Salcher überzeugt. In seinem Buch “Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde" (Ecowin) schreibt der Bildungsexperte davon ausführlich.

Die „Krone“ schafft gemeinsam mit Bildungsexperten Abhilfe in dieser herausfordernden Zeit und stellt neben einer Fülle an Lerntipps auch eine laufend erweiterte Auswahl an Übungen für unterschiedliche Schulstufen auf krone.at/hausaufgaben zur Verfügung.

Kronen Zeitung/krone.at

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