Schwache „Pumpe“

Zu viele Menschen sterben den Herztod!

Gesund
10.01.2020 05:01

Trotz aller Fortschritte in der Kardiologie stellen Probleme mit dem Pumporgan die Nummer-1-Killer der Österreicher dar. Vielfach fehlt die richtige Vorbeugung, auch nach einem bereits statt gefundenen Infarkt.

Ohne Zweifel hat sich viel zum Besseren gewendet in der Herz-Medizin: Verstarben im Jahr 1980 noch über 10.500 Menschen an einem Infarkt, waren es 2018 „nur noch“ 4500. „Das entspricht einem Minus von 57 Prozent“, gab sich Kardiologe Prim. Univ.-Prof. Dr. Thomas Stefenelli, SMZ-Ost - Donauspital, kürzlich bei einem Pressegespräch in Wien erfreut. „Für diese sehr positive Entwicklung zahlen wir jedoch einen gewissen gesundheitlichen Preis: Immer mehr Personen, die einen akuten Infarkt überleben, erkranken an Herzinsuffizienz (-schwäche).“ Und dieser Verlauf macht Probleme mit dem Lebensorgan hierzulande noch immer zur Haupt-Todesursache.

Nach dem Infarkt folgt die Schwäche
„39 Prozent der Österreicher versterben an Herz-Kreislauf-Leiden, was im internationalen Vergleich eine sehr hohe Zahl ist“, gibt auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek vom Ordensklinikum Linz (OÖ) und Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) zu bedenken. Unser Land stellt hier eine unrühmliche Ausnahme dar, denn: In Gegenden mit hohem Einkommen, zu denen eigentlich auch Österreich zählt, liegen diese mit durchschnittlich 22 Prozent der Todesfälle auf Platz zwei nach Krebserkrankungen (55 Prozent). Durch rechtzeitige Eingriffe an verengten Herzkranzgefäßen und rasche Akutversorgung bei Infarkten hat sich, parallel zur steigenden Lebenserwartung, die Zahl der Todesfälle bei Menschen mit „sonstigen ischämischen Erkrankungen“ - dazu zählt die Herzinsuffizienz oder das Vorhofflimmern - vervielfacht. Sie stiegen in dieser Krankheitsgruppe von 3747 im Jahr 1980 auf 9250 im Vorjahr. „In Österreich besteht also massiver Nachholbedarf, was Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft. Eine bessere Koordination und Abstimmung der vielfältigen Maßnahmen wäre sinnvoll.“

Auch bei jüngeren Menschen leidet das Lebensorgan. (Bild: Elnur/stock.adobe.com)
Auch bei jüngeren Menschen leidet das Lebensorgan.

Die neue gefährliche Volkskrankheit
Gerade Herzinsuffizienz entwickelt sich derzeit zu einer regelrechten Volkskrankheit. Weltweit sind mehr als 26 Millionen Menschen betroffen, in Europa bis zu zwei Prozent der Bevölkerung. „Bis zu 45 Prozent jener, die aufgrund von Insuffizienz in einem Krankenhaus aufgenommen werden müssen, sterben innerhalb eines Jahres. Hierzulande stellt diese Diagnose die häufigste Ursache für einen Spitalsaufenthalt dar, das sind jährlich 25.000“, erläutert Prim. Stefenelli. Gefäßveränderungen, die letztlich auch der „Pumpe“ schaden, sind zu 90 Prozent auf Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht zurückzuführen. „Jeder sollte seine persönlichen Gefahrenquellen kennen. Ist der Blutdruck zu hoch? Wie steht es um die Cholesterin- und Zuckerwerte?“, erläutert Prim. Priv.-Doz. Dr. Johann Altenberger, Ärztlicher Leiter der Sonderkrankenanstalt Rehabilitationszentrum Großgmain (Sbg.).

Wer sportlich aktiv bleibt, hat seltener Probleme mit dem Herz. (Bild: leszekglasner/stock.adobe.com)
Wer sportlich aktiv bleibt, hat seltener Probleme mit dem Herz.

Und auch die sogenannte Sekundärprävention ist wichtig! Hier geht es darum, nach dem Auftreten z. B. eines Infarkts schlimmeren Schaden wie eben Folgeprobleme am Herzen zu vermeiden. Rauchen aufgeben, Gewicht reduzieren und körperlich trainieren gilt auch in diesen Fällen. Die Einnahme von Medikamenten kann ebenfalls erforderlich sein, oft lebenslang. Mit der Anzahl der Kranken steigt auch der Bedarf an Kardiologen. Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer, fordert deshalb mehr Ausbildungsplätze für diesen Beruf.

Neue Medien nutzen
Im Rehabilitationszentrum Großgmain der PVA wurde kürzlich eine eigene Reha-App für Menschen nach Herzinfarkt entwickelt. Diese erinnert Betroffene daran, ihre Medikamente zu nehmen, Blutdruck und Gewicht zu messen sowie sich an Bewegungsvorgaben zu halten. Ein System von Ampelfarben signalisiert den Anwendern, welche mit dem Arzt vereinbarten Ziele sie schon erreicht haben und wo sie besser werden können. Gegenwärtig wird die App in einer Studie getestet.

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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