„Sinnlose Debatte“, „Schwachsinn“, „lasst uns in Ruhe“: Die Stimmung in der Gastro ist aufgrund einer drohenden Abgabe auf eingenommenes Trinkgeld extrem angespannt. Die „Krone“ hörte sich um.
Das Wetter an diesem Tag passt zur Stimmung in der heimischen Gastronomie. Es regnet, die Köpfe sind eingezogen wie bei Schildkröten. Nach dem Motto: Verstecken, bis der Kelch an uns vorübergeht. Doch tut er das? Wie berichtet, soll es Abgaben auf Trinkgeld geben. Ring frei auf der politischen Bühne: ÖVP, NEOS und Grüne sind dagegen. Die SPÖ befürwortet das Vorhaben, Kellnern Geld für ihre Dienstleistungen abzunehmen.
Die „Krone“ versuchte Stimmungen einzufangen. Gastronomen, Kellner, Gäste plauderten – ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen – über das Thema Nummer eins. Die Wortwahl: deftig, ehrlich (hier nicht zitierbar).
„Diese Diskussion ist völlig sinnlos“, schimpft der Wiener Gastronom Herbert Hausmair. „Wir haben jetzt schon kein Personal mehr. Das ist alles eine riesige Sauerei!“
Michael Bollauf (39), er ist heute schon ein „Urgestein“ im Schwarzen Kameel in der Wiener City, versucht es diplomatischer zu formulieren: „Wir leben vom Trinkgeld, nicht vom Grundgehalt. Stell dich um 1600 Euro irgendwo hin und schau, ob du davon leben kannst.“
Seine Gäste, Zheng Xue (27) und ihre Schwester Jimg (30), geben ihm recht. Die TU-Studentinnen sagen klar im Wiener-steirischen Dialekt: „Wenn wir gut behandelt und bedient werden, geben wir immer zehn Prozent.“ Fixe Trinkgeldbeträge erachten sie hingegen als „unfair“ – „die könnte man besteuern“.
Warum besteuern wir nicht gleich das Taschengeld der Kinder?
„Krone“-Leser
„Die Klan werdn gschröpft, die Reichen net!“, schimpft Manfred Willfahrt, Stammgast im Cafe Coretto in Wien-Brigittenau: „A bodenlose Frechheit. Kellner verdienen eh nicht so viel. Lasst sie in Ruhe“, sagt der 77-Jährige und zeigt auf die Chefleute Kamilla und Thomas.
Auch die fragen sich, warum schon wieder die Gastro angegriffen wird. Betreffe doch das vermeintliche Trinkgeld-Problem zig Branchen: Friseure, Postler, Taxler, Masseure, Pediküre-Anbieter ...
Sie alle bekommen ein finanzielles Danke, wenn die Leistung top war. Christian Reininger (39) weiß das. Er führt mit seinem Bruder Matthias (34) das Wirtshaus und Hotel Sonne und den Schöberingerhof in Weyregg am Attersee (OÖ). „Die Gäste geben dem Kellner freiwillig Geld, weil er freundlich war. Warum soll er dafür auch noch bestraft werden?“
Und weiter: „Wird das Trinkgeld weniger, sinkt auch die Bereitschaft der motivierten Leute, in der Gastro zu arbeiten. Es ist jetzt schon schwer genug, Personal zu bekommen – vor allem motiviertes.“ Ob’s dem Staat hilft, wenn noch weniger Leute arbeiten wollen? Reininger: „Das bezweifle ich.“
Die Debatte um die Trinkgeld-Abgabe bewegt zudem die „Krone“-Leser. Eine Zuschrift, die die Gemütslage stellvertretend einfängt, lautet: „Warum besteuern wir nicht gleich das Taschengeld der Kinder?“
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