Dschungelcamp-Kritik

„In die Katastrophe passt jetzt keine Spaßsendung“

Adabei
08.01.2020 09:30

Seit Wochen schon wüten in Australien heftige Buschfeuer, die Leid und Tod über den fünften Kontinent gebracht haben. Ab 10. Jänner mittendrin: die RTL-Promis der Dschungel-Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“. Doch auch wenn der Sender stets beteuerte, für seine Stars bestehe keine Gefahr, wird kurz vor dem Start der beliebten Reality-TV-Show samt ihren Ekel-Aufgaben die Kritik an der Ausstrahlung immer lauter. Nicht nur Ex-Dschungelcamper, sondern auch deutsche Politiker fordern jetzt: Stoppt das Dschungelcamp!

Bereits das 14. Mal sollen heuer die Dschungel-Promis nicht nur Geheimnisse vor der Kamera ausplaudern, sondern auch in der einen oder anderen Ekel-Prüfung bestehen. Doch angesichts der derzeit dramatischen Lage in Australien halten viele die Ausstrahlung dieser Spaß-Sendung für mehr als pietätlos. Etliche deutsche Politiker appellierten bereits an RTL, die Erfolgsshow abzusagen. 

„Es ist höchstgradig geschmacklos, diese Sendung in diesem Jahr in Australien stattfinden zu lassen“, erklärte etwa Elisabeth Motschmann, CDU-Abgeordnete im Ausschuss für Kultur und Medien, laut „Bild“-Zeitung. „Das Land erstickt in Flammen, Menschen sterben, verlieren ihr Zuhause, 500 Millionen Tiere sind tot und RTL dreht trotz dieses Infernos eine Unterhaltungssendung.“ 

RTL hält an Dschungelcamp fest
RTL hält bislang dennoch am Start der Show und Australien fest. Über einen anderen Drehort sei nicht diskutiert worden, denn: „Die Feuer, die dem Camp am nächsten sind, sind zwei bis drei Autostunden, also Hunderte Kilometer entfernt.“

Kritik an der Ausstrahlung des Dschungelcamps kommt aber nicht nur vonseiten der Politik, sondern auch von Ex-Kandidaten. So erklärte Peer Kusmagk, „Dschungelkönig“ aus dem Jahr 2011: „Ich gucke in diesen Tagen mit sehr gemischten Gefühlen nach Australien. Einerseits bereitet RTL dort die größte Show des deutschen Fernsehens vor. Auf der anderen Seite sterben dort nicht nur sehr viele Menschen, sondern auch sehr viele Tiere und unsere Umwelt ist in akuter Gefahr. Das ist ein großes Problem, da überhaupt Vorfreude für das diesjährige Dschungelcamp aufkommen zu lassen.“

Für eine Absage der Show sei er zwar nicht, er finde aber, man „sollte man darauf achten, etwas zurückzugeben“. So würde er es „begrüßen, wenn man sagt: ,Die 100.000 Euro Gewinnprämie nehmen wir dieses Jahr, um den Leuten vor Ort zu helfen, die von der Naturkatastrophe betroffen sind.‘“

Ingrid van Bergen, die sich 2009 die Dschungelkrone aufsetzen durfte, sieht das noch drastischer. „Das Dschungelcamp muss verschoben werden!“, erklärte sie der „Bild“-Zeitung auf Nachfrage. „In Australien ist im Moment die Hölle los. (...) In die absolute Katastrophe passt jetzt keine solche Spaßsendung. Der Schutz der Lebewesen hat absoluten Vorrang.“

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In Australien ist im Moment die Hölle los. In die absolute Katastrophe passt jetzt keine solche Spaßsendung.

Ingrid van Bergen

Auch Moderator Peter Bond, der ebenfalls 2009 im Dschungelcamp dabei war, zeigte sich „entsetzt, dass die Show unter diesen Umständen gesendet wird“. Er ist sich sicher: „Es müsste abgesetzt werden! Doch die Einnahmen sind dem Sender wichtiger als moralische Bedenken. Es geht nur um Kohle und Quoten. Ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Zuschauer könnten die Sendung ja boykottieren …“

Und was halten die diesjährigen Dschungel-Promis davon, dass sie in Australien für Unterhaltung sorgen sollen, während nur unweit von ihnen verheerende Feuer wüten? Raul Richter nahm dazu bereits auf seiner Instagram-Seite Stellung.

„Aus gegebenem Anlass ist es tatsächlich paradox, dass wir für eine Unterhaltungsshow in ein Land fliegen, in dem gerade Menschen um ihr Leben kämpfen und viele, viele Tiere diesen Kampf bereits verloren haben“, richtete er die Worte an seine Fans. „Ich will meine aktuell gute Reichweite dazu nutzen, um euch für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren. Wir tragen alle unseren Teil dazu bei.“

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(Bild: kmm)



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