Eine Automesse völlig ohne Hostessen, die als optischer Aufputz für die Exponate dienen - auf der Los Angeles Auto Show geht es tatsächlich um Autos. Die letzte große Automesse des Jahres ist zwar größenmäßig eher überschaubar, glänzt aber mit starken Premieren, vor allem aus dem Ausland. Die Stimmung hier ist deutlich besser als kürzlich auf dem einst großen Pariser Autosalon. Nicht zuletzt wegen der Weltpremiere des neuen 911er auf seinem wichtigsten Markt.
Porsche 911
Bei Porsche wird die Ikone abgelöst. Der 911 heißt zwar immer noch 911, intern wechselt der Name aber von 991 auf 992. Er bekommt von allem etwas mehr: Mehr Ausstattung, mehr Abgasreinigung, mehr Gewicht. Und zwei Zentimeter mehr in der Länge. Der Hintern ist jetzt immer so breit wie beim Allradler sowie bei GTS und GT3, dementsprechend ist die Spur breiter. Auch vorne steigt die Spurbreite. Die ganz breiten kommen noch, die schmale 911-Version entfällt; künftig gibt es also nur noch zwei statt drei Breiten.
Die Instrumente sind jetzt alle digital, bis auf den Drehzahlmesser. Überhaupt gibt’s viel Digitales und Assistierendes. Zum Beispiel einen „Wet Mode“, der mit Sensoren in den vorderen Radhäusern erkennt, wenn die Straße nass ist. Mehr Leistung kriegt er auch: Der S hat künftig 450 statt 420 PS. Und mehr Gewicht: Allein das neue Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe wiegt 25 Kilogramm mehr als das Siebengang-PDK, hat aber Platz für einen integrierten Elektromotor und ist daher zukunftssicher, wie Baureihenleiter August Achleitner betont.
Mazda3
Mazda macht sich auf internationalen Messen mittlerweile rar und hat sogar den Pariser Salon geschwänzt - in L.A. feiern die Japaner Weltpremiere mit dem Mazda3, der auch ein neues Motorkonzept mitbringt: einen Benzin-Selbstzünder. Das Prinzip verspricht mehr Drehmoment und weniger Verbrauch - und höchste Aufmerksamkeit. Weil: Mazda ist der erste Hersteller, der es geschafft hat, das in Serie zu bringen. 181 PS sollen im Datenblatt stehen, wenn alles fertig ist.
Auch das Design des Mazda3 ist spektakulär: Der Hatchback hat wahrscheinlich die breiteste C-Säule am Markt, diesseits des Toyota CH-R. Das ist gewagt, sieht aber extrem sportlich aus. Mehr denn je hoffen Fans der Marke auf eine MPS-Version, werden aber wahrscheinlich enttäuscht.
Die Linie der Limousine verläuft gefälliger und eleganter. Ein Design-Highlight sind sie beide - wegen der extrem gewölbten Karosseriebleche, in denen sich herrlich das Licht bricht. Marktstart ist im März, die Limousine kommt im Mai, das neue Motorkonzept folgt im Juni.
BMW X7
Ist BMW größenwahnsinnig? Der, der BMW X7 ist nur wahnsinnig groß. Allein die Nieren des BMW X7 sind größer, als bei manchen Kleinwagen die gesamte Front. Das Schiff hat stattliche 5,15 Meter Länge und 3,11 Meter Radstand. Das schafft Platz im Innenraum, der üppig genug ist für serienmäßige sieben Sitze. Reihe drei ist sogar großen Erwachsenen zumutbar. Dahinter gibt‘s 326 Liter Kofferraum, mit einer flachgelegten Reihe 750 Liter, maximal sind es 2120 Liter. 4-Zonen-Klima ist Serie, 5-Zonen optional.
Die Serienausstattung ist opulent. Motoren gibt‘s vier, zwei Sechszylinder-Diesel mit 265 und 400 PS, einen Sechszylinder-Benziner mit 340 und einen V8 mit 462 PS - der wird aber (wie beim X5) nicht in Europa angeboten. Stattdessen wird eine stärkere Version kommen, über die aber noch nicht offiziell gesprochen wird.
Vom brandneuen Dinosaurier in die Zukunft: BMW zeigt auch den iNext. Das Concept Car ist ein Technologieträger und kommt 2021 als Elektroauto, allerdings ohne den plüschigen Innenraum. Die Karosserie wird jedoch so übernommen, hat BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich angekündigt. Dennoch: Die Konkurrenz ist früher dran.
Kia Soul
Bei Kia gibt‘s eine Seelenwanderung, von der 2. zur 3. Generation des Kia Soul. Beim Übergang bleiben die Verbrennungsmotoren auf der Strecke, der Kia Soul wird bei uns nur noch mit Elektroantrieb angeboten.
Dafür hat der neue Elektromotor mit 150 kW bzw. 204 PS fast doppelt so viel Leistung wie der alte. Der Akku ist sogar mehr als doppelt so stark: 64 Kilowattstunden für 400 km Reichweite. Es bleibt bei der Kastenform, aber die Plattform ist komplett neu. Marktstart im ersten Halbjahr 2019.
Jeep Gladiator
Jeep zeigt den Wrangler als Pick-up und bringt ihn im Jahr 2020 auch in Europa auf den Markt (USA schon 2019). Der „Gladiator“ ist 5,54 Meter lang und damit 79 Zentimeter länger als der Wrangler. Die Ladefläche hinter der Doppelkabine misst mit offener Klappe 1,50 Meter, so lassen sich auch Motorräder transportieren. In den USA fährt er mit Sechszylindermotoren vor, nach Europa kommt er mit Vierzylinder-Diesel -und -Benzinern.
Mercedes-AMG GT-R Pro
Der Mercedes-AMG GT hat ein Facelift bekommen, vor allem mit mehr Ausstattung und digitalen Instrumenten. Außerdem zündet Affalterbach eine neue Eskalationsstufe beim GT-R, namens GT-R Pro. Die zeichnet sich durch weitere Feinarbeit und viel Carbon aus. Der Motor bleibt unverändert, leistet also weiterhin 585 PS, trotzdem hat der GT-R Pro dem GT-R auf der Nordschleife fast sieben Sekunden abgekommen. 7:04,6 Minuten sind sie vor ein paar Wochen gefahren.
Audi etron GT
Was Audi zeigt, ist zwar nur eine Studie, aber für viele die schönere Version des Porsche Taycan. Der etron GT teilt sich mit dem Taycan die Elektroplattform und soll 2020 in Serie gehen. Die Leistungsdaten sind ähnlich: 590 PS und über 400 km Reichweite.
Der Audi beeindruckt nicht nur mit seinem aufregenden Design, sondern auch mit beachtlichen Außenmaßen. Er ist 4,96 Meter lang und 1,38 Meter flach.
Und noch eine Standzusammenkunft: Audi liegt genau neben Tesla - dem Konkurrenten, dem sie mit der Serienversion des etron GT in Zukunft das Leben schwer machen wollen. In L.A. zeigen sich die Ingolstädter schon mal. Den Vorsprung wird Elon Musk niemand mehr nehmen. Die Plätze dahinter machen die Konkurrenten gerade unter sich aus. Warum das alles derart starke Elektrorenner sein müssen, bleibt die Frage.
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