Verluste drohen
So unsinnig sind die Wasserstoffpläne der EU
Die EU will ein Netz von Wasserstofftankstellen über den Kontinent ziehen. Eine Studie sieht die Gefahr von millionenschweren Fehlinvestitionen.
Die europäische Wasserstoffinfrastruktur für den Straßengüterverkehr droht zum Milliardengrab zu werden. Die aktuellen Ausbaupläne der EU sind zu statisch und unflexibel, warnt eine Studie der Chalmers Universität in Göteborg. Statt die Entfernung zwischen den einzelnen Tankstellen starr vorzugeben, sollte sich die Planung am Bedarf orientieren, so die Experten.
Anlass der Veröffentlichung des Papiers im „International Journal of Hydrogen Energy“ ist die 2026 anstehende Überarbeitung der EU-Verordnung AFIR („Alternative Fuels Infrastructure Regulation“). Diese schreibt aktuell vor, dass bis 2030 auf allen großen Verkehrsachsen alle 200 Kilometer sowie an städtischen Knotenpunkten eine Wasserstofftankstelle stehen muss. Die Wissenschaftler haben mit einem Modell aus 600.000 realen Frachtrouten berechnet, wie Schwerlastverkehr im Jahr 2050 aussehen könnte, wenn Langstrecken über 360 Kilometer überwiegend mit Wasserstoff betrieben würden.
Gefahr von Millionenverlusten
Die wenig flexiblen Vorgaben führen den Forschern zufolge zu Fehlinvestitionen. Länder mit wenig Schwerlastverkehr wie Bulgarien, Rumänien oder Griechenland müssten Wasserstofftankstellen bauen, die voraussichtlich weitgehend ungenutzt bleiben. Das kann der Studie zufolge jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe verursachen, die letztlich Steuern oder Mautgebühren verteuern. Umgekehrt reicht das von Brüssel verlangte Mindestnetz für verkehrsreiche Länder wie Frankreich bei Weitem nicht aus. Bis 2050 bräuchte man dort das Siebenfache der bis 2030 vorgeschriebenen Kapazität – sonst riskieren Spediteure Warteschlangen und höhere Betriebskosten. Am Ende führten beide Fehlentwicklungen zu höheren Kosten für die Verbraucher.
Die Wissenschaftler schlagen daher vor, dass sich die Ausbau-Vorgaben am Verkehrsaufkommen statt an Entfernungen orientieren sollten. Auch müsste die Topografie stärker berücksichtigt werden: Steigungen und Geschwindigkeiten wurden in früheren Modellen oft ignoriert, in bergigem Gelände steigt der H2-Verbrauch der Lkw signifikant.
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