Spannung verspätet

BMW wappnet sich zur Elektro-Aufholjagd

Motor
14.11.2018 14:11

Erst 2020, fast sieben Jahre nach dem i3, lässt BMW sein nächstes Elektroauto folgen. Den Bayern steht eine anspruchsvolle Aufholjagd bevor, denn die Premiumkonkurrenten legen - mit Jaguar I-Pace, Audi e-tron und Mercedes EQC - kräftig vor. München, bitte kommen!

(Bild: kmm)

Eigentlich hätte BMW glatt durchmarschieren und der Konkurrenz zeigen können, was „Vorsprung durch Technik“ in Zeiten der Elektromobilität bedeutet. Mit dem i3 brachten die Bayern 2013 ihren ersten Stromer auf den Markt. Eine Revolution, was Fertigung, Materialien, Design und Konzept anging. Doch dann verlor man in der Konzernzentrale ein wenig den Mut, war sich nicht sicher, ob ein Anschlussmodell zwei, drei Jahre später die richtige Strategie sein würde.

Die „Kreativpause“ aber nutzten die Bayern für eine massive Elektrifizierung ihrer Modellpalette. Keine Premiummarke hat heute mehr Plug-in-Hybride auf der Straße als BMW. Auch bei den reinen E-Autos tut sich jetzt etwas: 2019 kommt ein elektrischer Mini, ein Jahr später will man einen modifizierten X3 unter dem Namen iX3 ans Kabel legen. Beide sind mehr oder weniger Brückenautos auf dem Weg zu den wirklichen i-Modellen der nächsten Generation, neudeutsch „iNext“ genannt. Sie stehen ab 2021 auf dem Plan.

BMW i3 hat ein Ablaufdatum
Das erste Modell heißt i4, gilt aber nicht als Nachfolger des i3. Diesen werden die Bayern etwa zeitgleich auslaufen lassen. Vermutlich zum Missfallen vieler Kunden, die die Einmaligkeit dieses Modells zu schätzen gelernt haben. „Ein Carbon-Fahrzeug in dieser Klasse wird es nicht wieder geben“, ließ schon der damalige BMW-Entwicklungschef Herbert Diess durchblicken, bevor er zu Volkswagen wechselte. Jüngst erhielt der i3 sein zweites Batterie-Update (120 Ah, 42 kWh) und schafft jetzt eine realistische Alltagsreichweite von 260 Kilometern.

Beim i4 handelt es sich um eine sportliche Limousine in der Größe des 4er Gran Coupé. Die optische Umsetzung präsentierte BMW bereits im vorigen Jahr auf der IAA. Der i4 dürfte, wenn 2021 im Markt, vor allem gegen das Model 3 von Tesla. antreten. Das Kürzel i5 könnte womöglich am Heck der Serienversion der Studie „Vision iNext“ kleben, mit dem die Bayern kürzlich eine große PR-Aktion veranstalteten und das Modell mit einer Cargo-Maschine innerhalb von fünf Tagen um die Welt düsen ließen. Landepunkte waren die Wohnorte der zukünftigen Kundschaft: New York, San Francisco und Peking. Der i5 misst rund fünf Meter und gleicht optisch einer Mischung aus großem i3 und dem SUV X7. Wie der i4 soll der i5 in Deutschland gebaut werden.

Zwei hochflexible Plattformen
Technisch werden alle Elektroautos bei BMW auf zwei Plattformen stehen, CLAR-WE (Cluster-Architektur) und FAAR-WE (Frontantriebs-Architektur). WE steht dabei für Weiterentwicklung. Beide Chassis sind so konzipiert, dass sie sowohl konventionelle Motoren mit 48-Volt-Mildhybrid und Plug-in-Hybride als auch batterieelektrische Antriebe und eine Brennstoffzelle aufnehmen können. Ebenso ist Allradantrieb möglich. Hauptgründe für die CLAR- und FAAR-Strategie sind Flexibilität in den Stückzahlen und kostengünstigere Produktion. In Presswerk und Rohbau sowie in der Montage will man die gleichen Produktionsprozesse haben.

Elektroantrieb Marke Eigenbau
Beim elektrischen Baukasten spricht BMW von der 5. Generation. Erstmals wird diese eDrive-Einheit im iX3 zum Einsatz kommen. Der wesentliche Unterschied: Der E-Motor bildet mit Getriebe und Leistungselektronik nur noch ein einziges Bauteil und heißt „HEAT“, das steht für Highly-integrated Electric Drive Train. BMW verlässt sich hier auf seine Ingenieurskompetenz und hat die eDrive-Einheit selbst entwickelt. „Am Markt war so etwas nicht zu haben“, so Robert Irlinger, Leiter Produktlinie BMW i. Beim Elektromotor setzt man zukünftig auf permanent erregte Synchronmotoren, kommt damit ohne den Einsatz von Seltenen Erden aus.

Vier Leistungsstufen für Elektromotoren
Die Motoren will BMW intern einteilen wie Kleidergrößen: S, M, L und XL mit Leistungen von 100, 190, 250 und 300 Kilowatt (136, 258, 340 und 408 PS). Gemischt und variiert werden kann beliebig. Kleinere Fahrzeuge bekommen einen Motor, größere Modelle und SUVs zwei Motoren. Bei der Ladeschnittstelle sollen bei Wechselspannung 22 kW möglich sein, Gleichstrom kann mit bis zu 150 kW in die Akkus gedrückt werden. Der modular ausgelegte Batteriebaukasten - es bleibt bei 400 Volt - lässt WLTP-Reichweiten von bis zu 700 Kilometern zu. Für das Kompaktsegment sind 400 Kilometer angesetzt. Plug-in-Hybride sollen 100 elektrische Kilometer schaffen.

Bis 2025, so die Ankündigung von Vorstandschef Harald Krüger, soll es je nach Markt, Nachfrage und Gesetzgebung zwölf Elektromodelle in der BMW Group geben, was Mini und Rolls-Royce mit einschließen würde. Vorgesorgt hat man bei den Namensrechten. Sie sind von i1 bis i9 und von iX1 bis iX9 bereits gesichert.

Ob es sich dabei stets um batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge handelt, ist nicht gesagt. Schließlich werkeln die Bayern zusammen mit Toyota an der Brennstoffzelle. „Wir bereiten diese Technik vor“, so Krüger, „müssen aber sicher noch zwei Generationen entwickeln, bevor dieser Antrieb in Kundenhand geht.“ Gut möglich also, dass der X7 in der zweiten Hälfte seines Lebenszyklus leise und emissionsfrei mit Wasserstoff fährt.

(SPX)

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(Bild: kmm)



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