Am heimischen Energiemarkt gibt es zu wenig Wettbewerb. Das hält nicht nur das Preisniveau hoch, sondern sorgt auch für enorme Unterschiede bei den Tarifen im Bundesländervergleich. Ein wesentlicher Grund dafür sich die gegenseitigen Beteiligungen zwischen den Energieversorgern, betonen E-Control und Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).
Die beiden Behörden haben im Jahr 2023 eine Energie-Taskforce gegründet und sich den österreichischen Energiemarkt näher angesehen. Im nun vorliegenden Abschlussbericht fällt das Resümee nun sehr ernüchternd aus. „Es ist überraschend, dass es nach 24 Jahren Liberalisierung immer noch keinen bundesweit funktionierenden Wettbewerb gibt“, betont BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf. Dafür gebe es regional marktbeherrschende Unternehmen, was für einen überschaubaren Markt wie Österreich sehr überraschend sei. Ein fehlender Wettbewerb führe jedoch zu höheren Preisen, die letztendlich die privaten Haushalte sowie die Betriebe zu bezahlen haben.
Es ist überraschend, dass es nach 24 Jahren Liberalisierung immer noch keinen bundesweit funktionierenden Wettbewerb gibt.
BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
„Ein Hemmschuh sind die Kreuzbeteiligungen“
Ein Dorn im Auge sind für die beiden Behörden die gegenseitigen direkten und indirekten Beteiligungen zwischen den Energieversorgern. Diese seien ein „absoluter Hemmschuh“ für den Wettbewerb und somit auch für den Wirtschaftsstandort, betont Harsdorf. Gemeinsam mit E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch schlägt sie hier zumindest einen Stopp bzw. eine Anmelde- oder Prüfpflicht vor. Denkbar wäre aber auch eine wettbewerbsrechtliche Sonderprüfungspflicht. Nachhaltig die Wettbewerbssituation verbessern würden aber auch generelle Obergrenzen (zum Beispiel 25 Prozent) bzw. ein komplettes Verbot für wechselseitige Beteiligungen. Transparenzpflichten würden hier ebenfalls begrüßt werden.
Ab Herbst wird es jedenfalls eine „Black-List“ für die Marktteilnehmer geben, die „unerwünschte Verhaltensweisen“ („No-Gos“) auflistet. Vergleichbar ist diese mit dem Wohlverhaltenskatalog im Lebensmittelhandel, den alle großen Anbieter sogar unterzeichnet haben.
„Monatliche Abrechnung würde Transparenz erhöhen“
Kritik gibt es auch an der weiterhin mangelnden Transparenz am Energiemarkt. Die sei ein wesentlicher Grund dafür, dass die Wechselrate in Österreich mit 4,5 Prozent (Strom) bzw. 6 Prozent (Gas) 2024 im Vergleich zu anderen Ländern (Italien zum Beispiel 18 Prozent bei Strom und 13 Prozent bei Gas) extrem niedrig sei. Helfen würde hier insbesondere eine standardmäßige monatliche Stromabrechnung. Aktuell muss sicher jeder Haushalt dafür bewusst entscheiden. Dazu Vorstand Urbantschitsch: „Man kauft ja auch nicht seine Semmeln beim Bäcker, indem man monatlich einen fixen Betrag anzahlt und am Jahresende dann abrechnet“.
BWB leitet Ermittlungen ein
Eine Folge der Energie-Taskforce sind jedenfalls weitere Ermittlungen durch die BWB. „Wir werden an eine relativ große Zahl von Unternehmen Auskunftsverlangen stellen. Es gehe um den Verdacht auf Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung nach dem Kartellgesetz und des Krisenfolgengesetz“.
„Enorme Preisunterschiede bei den Haushalten zu erkennen“
Der österreichweit fehlende Wettbewerb sorgt dafür, dass die Preisunterschiede bei Strom enorm sind. Bis zu zehn Cent je Kilowattstunde seien drinnen, betont Urbantschitsch. Bei Erdgas sei die Streuung ähnlich.
Bis zu zehn Cent je Kilowattstunde Preisunterschiede zu erkennen.
E-Control Vorstand Wolfgang Urbantschitsch
Bild: www.annarauchenberger.com
Eine aktuelle Erhebung des Vergleichsportals Durchblicker zeigt, dass je nach Bundesland das Sparpotenzial derzeit jedoch groß ist. Bis zu 473 Euro seien mit dem Wechsel vom Landesversorger zum günstigsten alternativen Anbieter möglich. Die Arbeitspreise ohne Preisgarantie würden derzeit bei nur 7,7 Cent je Kilowattstunde, jene mit Preisgarantie ab 8,8 Cent je Kilowattstunde starten, heißt es. „Die Jahreskosten beim Landesenergieversorger liegen durchschnittlich um 285 Euro über den günstigsten Alternativ-Tarifen. Das entspricht in etwa den jährlichen Mehrkosten, die einem Durchschnittshaushalt durch den Entfall der Stromkostenbremse anfallen”, erklärt Energieexperte Stefan Spiegelhofer von Durchblicker.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.