„Dein Sieg!“

NATO: Trump wird hofiert, Nebenrolle für Selenskyj

Die Staats- und Regierungschefs der 32 NATO-Staaten haben sich am Dienstag zu ihrem Gipfel in Den Haag zusammengefunden, aber im Grunde dreht sich alles nur um einen: US-Präsident Donald Trump hat unmittelbar vor seinem Abflug nach Europa eine Feuerpause im Krieg zwischen Israel und dem Iran durchgesetzt. Am Mittwoch will er mit den Alliierten die größte Aufrüstung seit Ende des Kalten Krieges beschließen. Nur eine Nebenrolle spielt diesmal der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj.

Trump wird im wahrsten Sinne des Wortes hofiert wie ein König. Denn der 79-jährige Staatschef wurde nach seiner Landung in Amsterdam direkt zum Königspalast im Den Haager Stadtwald kutschiert. Dort wird Trump nach Angaben des Hofes während des Gipfels als Gast des niederländischen Königspaares übernachten. König Willem-Alexander und seine Frau Máxima empfingen am Abend neben Trump die übrigen Staats- und Regierungschefs, die für den Gipfel in Den Haag sind, zu einem Staatsbankett. Am Mittwochmorgen ist ein Frühstück geplant.

Königlicher Empfang für Donald Trump: Er darf im Palast bei Willem-Alexander und seiner Frau Máxima übernachten.(Bild: EPA/MISCHA SCHOEMAKER / POOL)

Der US-Präsident ist in den Niederlanden gelandet, wie unschwer an der weißen Kappe mit der Aufschrift „USA“ zu erkennen ist.(Bild: AFP/BRENDAN SMIALOWSKI)

Von NATO-Generalsekretär Mark Rutte bekam Trump einen besonderen Willkommensgruß – und diese eigentlich persönliche Nachricht veröffentlichte er auf der Hinreise auf dem Portal Truth Social. Laut dem Screenshot versprach ihm der ehemalige niederländische Ministerpräsident in einer persönlichen Textnachricht einen „weiteren großen Erfolg“.

Rutte: „Europa wird kräftig zur Kasse gebeten“
Wörtlich schrieb Rutte: „Es war nicht einfach, aber wir haben sie alle dazu gebracht, die Fünf-Prozent-Zusage zu unterzeichnen! Donald, Du hast uns zu einem wirklich, wirklich wichtigen Moment für Amerika, Europa und die Welt geführt.“ Im Trump-Stil mit Großbuchstaben fügte Rutte hinzu: „Europa wird kräftig zur Kasse gebeten werden – so wie es sein sollte – und es wird Dein Sieg sein.“ 

Nur eine Nebenrolle beim Treffen hat der ukrainische Präsident, der als Gast teilnimmt: Auf Druck Trumps stellt das Bündnis keine neuen milliardenschweren Schecks aus. Von einer Beitrittsperspektive wird nach Diplomatenangaben – anders als beim letzten Gipfel in Washington – mit Trumps Vorgänger Joe Biden in der Abschlusserklärung keine Rede sein. Insgesamt markiert der Gipfel in Den Haag einen Rückschritt für das Land, das sich seit dem 24. Februar 2022 gegen Russlands Überfall wehrt.

Trump trifft „wahrscheinlich“ Selenskyj
Im vergangenen Jahr war Selenskyj noch im Mittelpunkt gestanden: Die Alliierten hatten Unterstützung im Wert von 40 Milliarden Euro für das Jahr versprochen und am Ende sogar rund 50 Milliarden Euro bereitgestellt. Ebenfalls auf US-Wunsch hin wurde Selenskyj nur zu einem Festessen im Schloss des niederländischen Königs und eben nicht zu einer gemeinsamen Arbeitssitzung zum Gipfel eingeladen. In welcher Form Trump und Selenskyj zu einem Gespräch zusammenkommen wollten, war offen. „Ja, wahrscheinlich werde ich ihn sehen“, hielt der US-Präsident fest. Rutte versuchte unterdessen, Selenskyj die Sorge zu nehmen, der Krieg gerate aus dem Blickfeld des Bündnisses. Rutte versicherte, die Beschlüsse von Washington hätten Bestand.