Tödliche Gefahr

Die Welt versagt zunehmend bei Kinder-Impfungen

Ausland
25.06.2025 00:30

Die Welt versagt zunehmend bei den Kinder-Impfungen. Während zwischen 1980 und 2023 viele lebensgefährliche Infektionskrankheiten durch die Immunisierungen zurückgedrängt werden konnten, droht wieder tödliche Gefahr für Millionen Heranwachsende, warnen jetzt internationale Experten im Medizin-Fachjournal „Lancet“. In Österreich hätte sich die Rate der Kinder mit einer ersten Dosis des Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffs um acht Prozent reduziert.

Die Wissenschafter untersuchten die Entwicklung der Routine-Kinder-Impfungen in 204 Staaten und Regionen der Welt. Große Erfolge stehen einer zunehmend kritischen Situation auf diesem Gebiet gegenüber:

  • Weltweit hat sich die Impfrate bei Heranwachsenden gegen Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (Pertussis), Masern, Polio und Tuberkulose zwischen 1980 und 2023 verdoppelt.
  • Darüber hinaus gab es einen Rückgang bei der Zahl der Kinder, die noch nie einen routinemäßigen Impfstoff für Kinder erhalten hatten, von 58,8 Millionen im Jahr 1980 auf 14,7 Millionen im Jahr 2019 vor der Covid-19-Pandemie. Das war eine Reduktion um 75 Prozent.
  • Doch seit 2010 sind die Fortschritte in vielen Ländern ins Stocken geraten oder haben sich ins Gegenteil verkehrt: Die Masernimpfungen gingen bereits zwischen den Jahren 2020 und 2019 in hundert der 204 Länder und Regionen zurück.
Österreich hinkt mit einer Masern-Impfrate von nur 91 Prozent im internationalen Vergleich ...
Österreich hinkt mit einer Masern-Impfrate von nur 91 Prozent im internationalen Vergleich hinterher.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
  • In 21 von 36 Staaten mit hohem Einkommen wurde eine Reduktion der Abdeckung für mindestens eine Impfdosis gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Masern, Polio oder Tuberkulose registriert.
  • Die Covid-19-Pandemie verschärfte die Situation noch zusätzlich. Im Jahr 2023 gab es schätzungsweise 15,7 Millionen „Null-Dosis-Kinder“, die im ersten Lebensjahr keine erste Impfung mit dem Diphtherie-, Tetanus- und Keuchhusten-Impfstoff erhalten hatten, wobei mehr als die Hälfte in nur acht Ländern lebten, hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara (53 Prozent) und in Südasien (13 Prozent).

Weniger Masern-Schutz in Österreich
Der langfristige Fortschritt verschleiere jedoch die jüngsten Herausforderungen und erheblichen Ungleichheiten, schrieb die traditionsreiche und in der Medizin weltweit hoch angesehene Fachzeitschrift: „Zwischen 2010 und 2019 verlangsamten sich die Zuwächse beim Impfschutz und kehrten sich in einigen Teilen der Welt um. Zum Beispiel registrierten 21 von 36 einkommensstarken Ländern einen Rückgang in der Abdeckung für mindestens eine der von EPI (erweitertes Impfprogramm der WHO; Anm.) empfohlenen Impfdosen (ohne den Tuberkulose-Impfstoff, der in einigen Ländern nicht mehr in den Routine-Impfplänen enthalten ist) – einschließlich eines Rückgangs der Erstdosis der Masern-Impfung in Argentinien um zwölf Prozent und um acht Prozent in Österreich.“

Hier steht ausschließlich der Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff in Verwendung. Zur Beseitigung der Masern in Österreich oder irgendeiner Region der Welt wäre die jeweils zweimalige Impfung von mindestens 95 Prozent der Kinder notwendig. Hier scheitert Österreich seit vielen Jahren.

Österreich am letzten Platz in Westeuropa
In der detaillierten Auflistung von zwölf westeuropäischen Staaten liegt Österreich laut den Wissenschaftern für das Jahr 2023 mit einer Impfrate von nur 91 Prozent, was die ersten Kinder-Impfungen („Null-Dosis-Kinder“) betrifft, an letzter Stelle (gemeinsam mit Irland). Mehr als 7500 Babys erhielten nicht die erste Dosis der Immunisierungen. Am besten schnitten die Schweiz (96,8 Prozent), Spanien (96,7 Prozent) und Finnland (96,4 Prozent) ab. Deutschland kam auf 96 Prozent, die Niederlande beispielsweise auf 93,5 Prozent. In Russland wurde im Vergleich eine Erst-Impfrate von 95,5 Prozent erzielt, in Italien und in Ungarn waren es jeweils 99,8 Prozent.

Darüber hinaus ging der Anteil der Kinder, die den Masernimpfstoff erhielten, in hundert von 204 Ländern zurück, wobei der größte Rückgang in Lateinamerika und der Karibik zu verzeichnen war. Dort sank die Abdeckung von etwa 90 Prozent im Jahr 2010 auf 87 Prozent im Jahr 2019. Das führte dazu, dass 2019 fast eine Million weniger Kinder gegen Masern geimpft wurden.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt