Riskante Taktik

Gijon ließ grüßen: Japans Fairplay-Poker ging auf

WM 2022
29.06.2018 10:29

„Nicht allzu glücklich“ hat sich Japans Teamchef Akira Nishino über das Zustandekommen des Achtelfinaleinzugs seiner Mannschaft bei der WM gezeigt. Begleitet von den Pfiffen der fassungslosen Zuschauer stellten die Asiaten beim 0:1-Rückstand gegen Polen nach dem Führungstor Kolumbiens gegen den Senegal in der Schlussphase sämtliche Offensivbemühungen ein und wurden dafür belohnt.

Hintergrund des bizarren Schauspiels, das phasenweise an den legendären „Nichtangriffspakt von Gijon“ 1982 zwischen Österreich und Deutschland erinnerte, war die Tabellenkonstellation. Zum Zeitpunkt des kolumbianischen Führungstreffers hielten Japan und der Senegal jeweils bei 4 Punkten und einem Torverhältnis von 4:4. Die Asiaten hatten im Turnierverlauf zwei Gelbe Karten weniger kassiert und stiegen aufgrund der Fairplay-Wertung auf.

„Es war eine harte Entscheidung und eine sehr riskante Situation“, gab Nishino zu. „Die Umstände haben diese Entscheidung erfordert. Wir haben nicht mehr angegriffen, sondern uns entschieden, uns auf das andere Spiel zu verlassen. Ich habe das von meinen Spielern eingefordert“, übernahm der 63-Jährige die Verantwortung.

Eine riskante Entscheidung, hätte doch der Ausgleichstreffer Senegals die „Blauen Samurai“ zur Heimreise verdonnert. „Natürlich war es am Ende ein komisches Gefühl, aber so ist halt Fußball“, befand Gotoku Sakai. „Wir haben das Achtelfinale geschafft und sind zufrieden. Das wird ein schweres Spiel in der nächsten Runde“, galt der Fokus des Hamburg-Legionärs bereits der nächsten Aufgabe.

Im dritten Achtelfinale Japans der WM-Historie nach 2002 und 2010 geht es am Montag (20.00 Uhr MESZ) in Rostow am Don gegen Belgien um den ersten Viertelfinaleinzug. „Ich hoffe, dass die Spieler wieder Kraft gesammelt haben und im Achtelfinale 120 Prozent geben können“, meinte Sakai über seine geschonten Teamkollegen.

Während man bei Japan schon von höheren Weihen träumt, ist Polen auf dem Boden der Realität gelandet. Der Sieg, den Jan Bednarek mit seinem Tor in der 59. Minute fixiert hatte, konnte das enttäuschende Ausscheiden nach der Gruppenphase zwar nicht beschönigen, dennoch war es für Teamchef Adam Nawalka „extrem wichtig zu zeigen, dass das polnische Team bis zum Ende alles gibt“.

Unklarheit herrscht über die Zukunft des 60-Jährigen, dessen Vertrag nach dem Turnier ausläuft. „Ich stehe dem Verband zur Verfügung und werde eine detaillierte Analyse abgeben. Das ist im Moment das Wichtigste. Zu diesem Zeitpunkt möchte ich noch keine Angaben über meine persönliche Zukunft machen.“

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(Bild: KMM)



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