Vorarlberger Türken:

"Dutzende Familien wollen Österreich verlassen"

Österreich
23.08.2016 16:43

Ein Teil der türkischen Gemeinde in Vorarlberg hegt offenbar großen Unmut über Integrations- und Außenminister Sebastian Kurz. Dies hat sich nun in einem teils grotesk anmutenden Brief an ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner niedergeschlagen, der von der türkisch-dominierten Arbeiterkammerfraktion "Neue Bewegung für die Zukunft" verfasst wurde. Darin wird ein zunehmend feindliches Klima in Österreich angeprangert, um schließlich festzuhalten: "Dutzende Arbeiter wären bereit, Österreich mitsamt ihren Familien zu verlassen" - allerdings nicht ohne finanziellen Zuschuss ...

Im Brief hält die "Neue Bewegung für die Zukunft" (NBZ) fest, dass seit dem Putschversuch in der Türkei das "Vertrauen und das Zugehörigkeitsgefühl von Menschen, die seit einer geraumen Zeit in Österreich leben, aber immer noch im ursprünglichen Heimatland [...] verwurzelt sind, rapide abgenommen hat". Nicht nur wird fehlende Empathie beklagt - vielmehr seien die Aussagen von Kurz "an Feindseligkeit der Türkei und ihrer Demokratie (gegenüber, Anm.) [...] kaum zu übertreffen".

"Fremdenhass wird angefacht"
Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass würden angefacht, "Menschen, die ihren Lebtag in Österreich arbeiteten, werden verbal wie auch tätlich angegriffen und erniedrigt", so die NBZ. Deshalb seien Dutzende Arbeiter dazu bereit, mitsamt ihren Familien Österreich zu verlassen. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, "dass ihnen die bisher einbezahlten Sozialleistungen wie auch die Beiträge in die Pensionskasse ausgehändigt werden".

Der Offene Brief kann auf Facebook komplett nachgelesen werden:

"Brief spiegelt Meinung von Hunderten wieder"
NBZ-Obmann Adnan Dincer erklärte gegenüber der APA, dass der Brief auf einstimmigen Beschluss des Vorstands verfasst und publiziert worden sei. Er spiegle die Meinung von Hunderten von türkischstämmigen Migranten aus ganz Österreich wider, die sich - größtenteils per Mail - an die NBZ gewandt hätten. Die NBZ verfügt derzeit über vier Sitze in der Vollversammlung der Arbeiterkammer Vorarlberg.

Freiheitliche fordern "umgehende Verhandlungen"
FPÖ-Landesparteiobmann Reinhard Bösch griff diese Ansage umgehend auf. "Landeshauptmann Wallner und Außenminister Kurz sind aufgefordert, das Angebot der türkischen Community ernst zu nehmen" und unverzüglich in Verhandlungen zu treten, verlangte Bösch in einer Aussendung. Zudem forderte er, die Verleihung der Staatsbürgerschaften künftig restriktiver handzuhaben und jenen, die trotz Staatsbürgerschaftswechsel "unseren Staat und unsere Gesellschaft offensichtlich ablehnen", die Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen.

Grüne rufen zur "Abrüstung der Worte" auf
Grünen-Klubobmann Adi Gross machte in dem Brief eine unbedingte Gefolgschaftstreue gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. "Ich bin davon überzeugt, dass ein großer Teil unserer türkischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürger keineswegs diese Haltung vertritt", stellte er dazu fest. Beide Seiten - die türkische und die österreichische Regierung - setzten auf nationalistische Ressentiments, das sei destruktiv und schaukle sich hoch. "Ich rufe beide Seiten zur Abrüstung der Worte und zur Rückkehr zu zivilisierten zwischenstaatlichen Gepflogenheiten auf", so Gross.

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