Eisenstangen-Mord

“Hoffe immer noch, dass Maria zur Tür reinkommt”

Österreich
06.05.2016 17:02

Franz E. lag vor dem Fernseher, als seine Frau wie von einer Trarantel gestochen aus dem Schlafzimmer stürmte. Verschlafen! Es war Dienstag, kurz nach halb zehn am Abend. Ein "Pfiad di" - wie jeden Tag. Der Frühpensionist (65) konnte nicht ahnen, dass er die 54-Jährige nie wieder sehen wird. Maria wird in dieser Nacht während ihrer Reinigungstour durch Wettbüros auf dem Wiener Brunnenmarkt hingerichtet. Mit bis zu zehn Hieben einer Eisenstange von Francis N., einem illegal dort hausenden Serienstraftäter. Für den Witwer ist eine Welt zusammengebrochen: "Ich hoffe immer noch, dass Maria zur Tür reinkommt."

Die Umdrehungen der Waschmaschine in der Simmeringer Wohnung sind ohrenbetäubend - "und ihr putzts euch jetzt", herrscht Franz E. die beiden Hunde "Balu" und "Lisa" traurig an. "Schauts, das ist mein Lieblingsfoto von meiner Maria", sagt er dem "Krone"-Reporterteam. Seine Hände zittern, das Foto ist klein. Es soll auf die Parte kommen.

Ehemann warnte seine Frau vor Nachtjob
Der 65-Jährige ist fahrig, die blaue Decke auf dem Sofa muss weg, auch den Bund welker roter Rosen schafft Franz E. wehmütig aus dem Zimmer, als wollte er sagen: "Alles ist vergänglich." Warum rote Rosen? "Die hab ich ihr oft geschenkt, einfach so." Vielleicht auch, weil es Montag zwischen den beiden gekracht hatte: "Das kam ganz selten vor in unseren 18 gemeinsamen Jahren, aber ich konnte nicht mehr anders", erzählt Franz E. - er wollte etwas durchsetzen, etwas, das seiner Frau das Leben hätte retten können.

"Es war nur so ein Gefühl, aber ich hab sie vehement darum gebeten, dass sie mit diesem Job aufhört." Jede Nacht durch die dunklen Straßen der Stadt ziehen, nie wissen, was kommt. Sieben Jahre lang arbeitete die frühere Friedhofsmitarbeiterin und Kellnerin als "Chef-Putzfrau" in Wettbüro-Filialen quer durch Wien.

Arbeitskollegin des Opfers musste Tat mit ansehen
Auch in dieser fatalen Nacht! Gemeinsam mit Gorica M. spazierte Maria E. über den Brunnenmarkt zur Arbeitsstätte. Und da stand er: der Kenianer Francis N. "Verwirrt" war er, "a bissal komisch" - eine tickende Zeitbombe! Die Polizei hatte es sogar in ihren Akten stehen, die Justiz sah tatenlos zu: 18 Anzeigen hatte der 21-Jährige gesammelt. Aber Abschiebung? Nein!

Franz E. kann und will das nicht kommentieren. In seinem Kopf läuft ein unfassbarer Film ab: Die Polizei, die Mittwoch um 6.30 Uhr in der Familienwohnung geläutet hat, die Stimmen hat er noch im Ohr. "Kennen Sie diese Frau auf dem Foto?" - "Ja!" - "Bitte setzen Sie sich. Ihre Frau lebt nicht mehr."

Schwester wollte "noch ihre Stimme hören"
Und alles wird schwarz. "Dieser Anruf", sagt der 65-Jährige plötzlich, er lächelt, und gleichzeitig laufen dem gstandenen Mann die Tränen über die Wangen. Einen Tag vor Maria E.s Tod rief ihre Schwester aus Graz auf ihrem Handy an. 30 Jahre lang hatten die Frauen nicht mehr miteinander gesprochen. Dann diese Worte: "Ich wollte dich noch einmal hören." Stille folgte.

Franz E. weiß nicht, wie er das deuten soll. Er weiß gar nichts mehr. Auch was er für den mutmaßlichen Täter empfindet, kann (oder will) er nicht in Worte fassen. Bei dieser Frage fließen wieder die Tränen. "Ich hoffe immer noch, dass Maria zur Tür reinkommt. Man begreift's halt nicht", sagt er.

"Maria hat Afrika geliebt, wir haben in Uganda Wochen verbracht, waren bei Familienfeiern - diese Lebensfreude der Menschen war eine Faszination für sie." Jetzt brachte ihr ein Afrikaner den Tod. Franz E. gibt die Erinnerungsfotos in die Lade und schließt sie...

Video: "Sah ihn mit der Eisenstange trainieren"

Amateuraufnahmen zeigen den Tatverdächtigen

krone.tv vor Ort: Das sagen die Anrainer

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