Der kleine Bayer

BMW 120d: Was den 1er-BMW ziemlich 1-zigartig macht

20.01.2012 12:17

"Der muss aber noch wachsen, damit er ein richtiger BMW wird", sagte eine Freundin, als sie meinen Testwagen, den BMW 120d, sah. Wenn die wüsste: Der Einser ist bereits gewachsen, und zum echten BMW machen ihn das Design und vor allem die inneren Werte, die aller Ehren wert sind.

Man muss dazusagen, sie hat den Wagen nur von hinten gesehen, und das ist nicht die Schokoladenseite der bayerischen 1-stiegsklasse, obwohl der Premiumkompakte auch aus dieser Perspektive satter und zugleich eleganter auf der Straße steht als sein Vorgänger. Ansonsten kommt er noch dynamischer, noch stimmiger daher, mit der plastischen Doppelniere, dem bösen Blick der Corona-beringten Scheinwerfer, dem verschwundenen Hängebauch und mit der relativ langen Motorhaube, unter der der Motor nach wie vor längs eingebaut ist.

In diesem Fall ist das mit dem 184 PS leistenden Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel (die Bezeichnung "TwinPower Turbo" macht einen auf Biturbo, es ist aber ein einzelner mit variabler Einlassgeometrie) die Topantriebsquelle. Mit 380 Nm geht es ab 1.750/min. angemessen vehement zur Sache, klassenexklusiv über die Hinterachse.

Ein echter BMW
Diese Kombination macht den 120d zum Spaßmobil. In 7,2 Sekunden geht es auf 100 km/h, maximal bis 228 km/h, in feuchten Kurven kann, wen der Hafer sticht, durchs Seitenfenster nach vorn schauen oder das DSC-Lamperl (DSC=ESP) beim Tanzen beobachten. Im Testschnitt flossen 6,2 l/100 km Diesel durch die Leitungen, bei Nutzung des Potentials gerne mehr.

Die elektrisch unterstützte "variable Sportlenkung" (214 Euro extra) ist um die Mittellage niedrig übersetzt und verschärft sich bei weiterem Einschlag. Sie ist naturgemäß frei von jeglichen Antriebseinflüssen, herrlich präzise und trägt das Ihre zum agilen Fahrspaß bei. Das Fahrwerk ist auf der sportlichen Seite daheim, ohne lästig zu werden. Zusammengefasst lässt sich das mit hervorragenden Handlingeigenschaften beschreiben. Dazu passt das exakte und über kurze Wege zu schaltende Sechsgangschaltgetriebe.

Fahrerlebnis auf Knopfdruck
Der Charakter passt sich serienmäßig per "Fahrerlebnisschalter" an, von Sport+ bis runter zu Eco Pro, wo nicht nur das Gaspedal streichelweich reagiert, sondern auch die Klimatisierung reduziert wird. Zusätzlich hält der BMW den Fahrer zu sparsamem Fahren an, etwa mit einer Warnung bei Überschreiten einer individuell festgelegten Geschwindigkeit oder bei zu starkem Druck aufs Gas. Fürs sportliche Fahren empfehlen sich die Sport-Modi durch verschärfte Gaskennlinie und reduzierte Lenkunterstützung.

Die Akustik des Dieselmotors wurde in gewohnter Manier fein mit der Nagelschere bearbeitet, sodass bei höherem Tempo die Windgeräusche aus dem Bereich des Seitenfensters (Außenspiegel?) dominieren. Dennoch bleibt die Akustik komfortabel, ebenso wie der gesamte Innenraum, der echt BMW ist. Auch der 1er hat jetzt den freistehenden Flachbildschirm (in einer kleinen Ausführung serienmäßig), Verarbeitung und Materialien passen. Das Design wirkt deutlich moderner als früher, bleibt aber sachlich ernsthaft. Es kommt kein Zweifel daran auf, dass man nicht in einem 08/15-Kompakten, sondern in einem BMW sitzt.

Das Platzangebot ist besser als im (kleineren) Vorgänger, der Kofferraum fasst jetzt respektable 360 Liter. Allerdings ist der Innenraum noch immer eher knapp als großzügig geschnitten. Dadurch, dass sich das Lenkrad vorbildlich weit herausziehen lässt (gut für eine ideale Sitzposition!), steht es beim Einsteigen etwas im Weg.

Nicht zuletzt die Vielzahl und die Qualität der Ausstattungsmöglichkeiten macht aus dem neuen 1er eine Art Oberklassen-Fahrzeug im Kompaktformat. Der Basispreis des 120d liegt bei 30.150 Euro, der Testwagen ohne übertriebene Ausstattung kommt auf 39.000 Euro. Knapp 50.000 sind ohne Weiteres drin, wenn man den Online-Konfigurator exzessiv bekreuzelt, inklusive den zahlreichen Assistenzsystemen. Auch in dieser Hinsicht ist der neue 1er derzeit ziemlich einzigartig – und ein echter BMW.

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