Gleeden.com

Verklagt: Kontaktbörse soll zum Ehebruch animieren

Web
20.03.2015 11:22
Üblicherweise verdienen Partnerbörsen Geld mit Singles, die eine Beziehung anstreben. Die französische Website Gleeden.com geht einen anderen Weg: Sie spricht verheiratete Frauen an, verspricht die Anbahnung von Sexkontakten - und bewirbt das Geschäftsmodell mit Plakatkampagnen. In katholischen Kreisen sorgt dieses Vorgehen für Unmut, weshalb sich die Betreiber der Website nun vor Gericht verantworten müssen.

Eine Braut steht im weißen Brautkleid mit ihrem zukünftigen Gatten vor dem Altar. Hinterrücks kreuzt sie die Finger. Mit solchen Sujets wirbt die von 2,4 Millionen Mitgliedern genutzte Website Gleeden.com in Frankreich für das hauseigene Kontaktvermittlungs-Portal, das Frauen kostenlos und Männer gegen Gebühr nutzen können.

"Tatsächlich verkaufen sie sogar Untreue"
Margot, eine 44-jährige Französin, die mit dem Liebesleben in ihrer Ehe unzufrieden ist, zur britischen TV-Anstalt BBC: "Seien wir uns ehrlich, sie bewerben Untreue. Tatsächlich verkaufen sie sogar Untreue. Sie machen Geld damit. Die Leute könnten leicht in etwas hineingezogen werden, nachdem sie diese Werbung gesehen haben."

Ein Grund, das Portal dichtzumachen, sei das aber nicht. "Seien wir nicht überkritisch. Es gibt kein Schwarz oder Weiß. In den meisten Ehen gibt es irgendwann Untreue, das bedeutet aber nicht, dass die Ehe daran kollabiert. Manchmal ist es die Untreue, die eine Ehe rettet", sagt die Französin.

Katholiken verklagten das Kontaktportal
Die französische Gesellschaft katholischer Familien sieht das anders und hat Gleeden.com verklagt. Das Internetportal verstoße gegen bürgerliches Recht, so die Argumentation der Gesellschaft. Sie beruft sich auf Paragraph 212 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, in dem es heißt: "Verheiratete Partner schulden einander die Pflichten des Respekts, der Treue, der Hilfe und der Unterstützung."

Jean-Marie Andres, der Präsident der katholischen Gruppierung: "Es gibt jede Menge andere Websites, die sexuellen Kontakt zwischen Individuen bewerben. Aber was Gleeden von ihnen unterscheidet ist, dass das Geschäftsmodell auf ehelicher Untreue basiert. Man stellt ziemlich offen klar, dass der Zweck ist, verheirateten Frauen Möglichkeiten zu vermitteln, um Sex außerhalb der Ehe zu haben."

Betreiber: "Reagieren nur auf Nachfrage"
Die Betreiber sehen daran nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: Man habe viele Klienten, die ihre Ehe nur wegen der Dienste von Gleeden.com noch nicht beendet hätten. Außerdem sei es eine persönliche Entscheidung, die Dienste in Anspruch zu nehmen. "Wir haben Ehebruch nicht erfunden. Es würde ihn geben, ob wir nun da sind oder nicht", sagt Gleeden.com-Sprecherin Solene Pailet.

Letztlich reagiere man mit dem Angebot nur auf eine vorhandene Nachfrage. "Wenn die Leute unsere Werbung sehen und schockiert sind – nun, es gibt ja keine Verpflichtung. Wenn Sie ein nettes Auto sehen, müssen Sie es auch nicht kaufen", so Pailet.

Katholiken haben Chance, Prozess zu gewinnen
Wie es mit der Online-Plattform nun weitergeht, muss ein Gericht entscheiden. Und die Chancen der katholischen Gesellschaft, den Prozess zu gewinnen, sind nicht so schlecht. "Juristisch gesehen hat der Fall eine solide Basis. Wenn man die Beziehung zwischen verheirateten Menschen regelt, ist es durchaus möglich, zu argumentieren, dass Gleeden Menschen dazu animiert, ihre rechtlichen Pflichten zu brechen", sagt der Familienrechtler Stephane Valory.

Ob Gleeden.com verurteilt wird, ist dennoch offen. "In einem Fall wie diesem wird das Gericht auch die sich veränderten Moralvorstellungen der modernen Gesellschaft berücksichtigen. Der Gedanke einer Pflicht zur Treue ist recht lose", gibt Valory zu bedenken.

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