35.000-Euro-TV

krone.at zu Besuch bei Samsungs 4K-Fernseherkoloss

Elektronik
20.08.2013 14:33
2013 ist das Jahr der TV-Giganten – zumindest, wenn es nach den Herstellern entsprechender Geräte geht. Nachdem Elektronikgrößen wie LG, Sony und Samsung Geräte mit 4K-Auflösung und Diagonalen jenseits der 80 Zoll Anfang des Jahres auf der Consumer Electronics Show erstmals gezeigt haben, kommen die Geräte jetzt langsam in Österreich an. krone.at konnte bereits einen ersten Blick auf Samsungs 82 Kilo schweres 85-Zoll-Monstrum UE85S9 und dessen kleinen 55-Zoll-Bruder UE55F9080 werfen.

Ultrahochauflösendes Fernsehen ist nach Full-HD und 3D der nächste große Trend. Davon sind Hersteller wie Samsung, Sony und LG überzeugt. Dass es derzeit noch keine Inhalte in entsprechender Qualität gibt, ja noch nicht einmal endgültig feststeht, auf welchem Weg die 4K-Bilder letzten Endes ins Wohnzimmer gelangen sollen, hält Samsung nicht davon ab, seit Kurzem seine ersten 4K-Fernseher in Österreich anzubieten. Das 35.000 Euro teure 85-Zoll-Flaggschiff gibt's etwa beim Heimkinospezialisten Roland Koller in Wien-Mariahilf zu sehen, wo auch krone.at einen ersten Blick auf den Koloss werfen durfte.

Noch fehlen Standards, Inhalte und Interessenten
Dass sich ob des mageren Filmangebots und den noch nicht endgültigen Standards für das neue TV-Erlebnis – noch stehen nicht einmal die Spezifikationen für HDMI 2.0 fest – das Interesse seitens der TV-Käufer vorerst in Grenzen hält, ist dem südkoreanischen TV-Weltmarktführer dabei durchaus bewusst. Das Marktvolumen schätze man für 2013 auf 900 Geräte in ganz Österreich. Und zwar von allen Herstellern. 2014 sollen dann 5.000 4K-Fernseher, 2015 12.100 Stück verkauft werden, hofft man.

Geplant ist für 4K vieles, geben tut es davon noch das Wenigste. 4K-Übertragungen großer Sport-Events seien beim Sat-Betreiber Astra geplant und seit dem Jahr 2000 seien rund 60 Kino-Blockbuster in entsprechender Qualität gedreht worden, heißt es von Samsung. Der neue Streaming-Codec HEVC soll zudem in einer nicht allzu fernen Zukunft 4K-Videos aus dem Netz in die heimischen Wohnzimmer schicken - bei ähnlichen Datenraten, wie sie derzeit bei Full-HD anfallen. Und auch der bereits angesprochene HDMI-2.0-Standard, der 4K-Inhalte mit hohen Bildwiederholraten möglich machen soll, ist in Arbeit.

Vorerst primär hochgerechnete HD-Signale auf 4K-TVs
"Bis es das alles gibt, braucht es gutes Upscaling", bringt es Gerald Reitmayr von Samsung auf den Punkt. Mangels 4K-Material muss der geneigte TV-Käufer derweil nämlich mit hochgerechnetem HD-Material Vorlieb nehmen. Deswegen setze man bei Samsungs 4K-Geräten auf ein vierstufiges Upscaling-Verfahren, das besonders gute Bilder verspricht.

Und tatsächlich: Eine hochgerechnete Blu-ray machte beim Probeschauen auf Samsungs 85-Zöller eine gute Figur, das Bild war tatsächlich äußerst scharf. Bei zwei Metern Betrachtungsabstand wirkte die Bildqualität überzeugend, einzelne Pixel waren nicht zu erkennen. Auch DVD-Material war ansehnlich, wenngleich naturgemäß bei Weitem nicht so scharf wie hochauflösende Videos.

Abspielen von 4K-Videos ist gar nicht so einfach
4K-Inhalte sehen auf dem Riesenfernseher im Gegenwert zweier Kleinwagen ohnedies grandios aus. Zumindest, wenn man sie auf den Schirm bringt. Abspielgeräte fürs Heimkino sind noch Mangelware, nur Sony hat mit dem FMP-X1 bereits einen entsprechenden Mediaplayer (siehe Infobox) im Angebot.

Alternativ finden 4K-Inhalte entweder über einen entsprechend leistungsstarken PC oder den USB-Anschluss den Weg auf die ultrahochauflösenden Mattscheiben. Beim PC sind der Bildwiederholrate dabei durch den verwendeten HDMI-Standard Grenzen gesetzt. Und über USB spielen Samsungs 4K-Fernseher momentan nur ein ganz bestimmtes MP4-Format ab, wenngleich man die zukünftige Unterstützung weiterer Formate verspricht.

Neue Anschlüsse als Gefahr für 4K-TVs der ersten Generation
Weil die Standards für die nächste TV-Generation teilweise noch gar nicht feststehen, sind Käufer eines aktuellen 4K-Fernsehers zudem gefährdet, in wenigen Jahren keine Peripherie mehr an ihre mit womöglich veralteten Anschlüssen ausgestatteten Geräte anschließen zu können. Bei Samsung löst man das Problem elegant, indem man Anschlüsse, Tuner und Prozessor in eine eigene kleine Box auslagert, die über ein einzelnes Kabel an den Fernseher angeschlossen wird.

Kommen neue TV-Standards hinzu, kann man diese Anschlussbox austauschen und die neuen Standards nachrüsten – gegen Bares, versteht sich. "Egal, welche Standards kommen: Wir können die Break-out-Box upgraden", verspricht Samsung-Mann Reitmayr. Immerhin: Damit verringern die Südkoreaner das Risiko, dass 4K-Fernseher der ersten Generation in wenigen Jahren nutzlos sind, deutlich.

Qualitätsvorsprung erst bei extrem großen TVs sichtbar
An den Grundproblemen, vor denen 4K derzeit noch steht, ändert das aber wenig. Die fehlenden Inhalte sind da nur ein Haar in der Suppe. Die TV-Hersteller müssen sich zudem auch die Frage gefallen lassen, ob der Qualitätsunterschied im Hausgebrauch überhaupt auffällt.

Bei extrem großen Diagonalen und geringen Betrachtungsabständen sind 4K-Videos ein Augenschmaus. Einzelne Pixel konnten wir am 85-Zöller erst erkennen, als wir bis auf wenige Zentimeter an das Bild herantraten.

Auf dem 55-Zoll-Gerät (ab Bild 4) erkannten wir bei einem Betrachtungsabstand von drei bis vier Metern hingegen kaum einen Qualitätsunterschied zu aktuellen Full-HD-Fernsehern. Der Eindruck ist freilich ein subjektiver.

Sender hinken TV-Herstellern bei Bildqualität hinterher
Dazu kommt, dass die TV-Sender ja selbst heute noch lange nicht flächendeckend auf HD-Qualität setzen. Fernsehen in HD gibt's derzeit nur bei einer Handvoll hauptsächlich öffentlich-rechtlicher Sender gratis, manche Privatsender bitten die Kunden für HD-Bildqualität gar trotz reichlich Werbung zur Kasse und vieles gibt's ohnehin nur in teuren Kabel-Zusatzpaketen oder im Pay-TV.

Und wenn Full-HD-Fernseher, wie sie seit Jahren verkauft werden, schon nicht ausgereizt werden, wie lange wird es dann wohl noch bis zur flächendeckenden Ausstrahlung von 4K-Programmen dauern?

Fazit:Teures Statussymbol für betuchte Kunden
Letztlich entfalten 4K-Fernseher ihre Stärken erst bei extrem großen Diagonalen und gleichzeitig geringen Betrachtungsabständen. Dann erkennt man tatsächlich einen Qualitätsvorsprung gegenüber Full-HD-Geräten – auch bei der Wiedergabe hochgerechneter HD-Signale, die mangels verfügbarer 4K-Inhalte vorerst die primäre Bildquelle auf den sündhaft teuren Geräten bleiben werden.

Preise von 4.000 Euro für den 55-Zöller, 6.000 Euro für den 65-Zöller und 35.000 Euro für den 85-Zoll-Giganten machen es für den Durchschnittsverbraucher derweil unwirtschaftlich, jetzt schon auf den ultrahochauflösenden Zug aufzuspringen. Da nützt es auch wenig, dass man selten zuvor so gestochen scharfe Demo-Videos zu Gesicht bekommen hat.

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